Hamburg. Rund 600 Schüler katholischer Schulen in Hamburg haben sich mit Picassos Werk „Guernica“ auseinandergesetzt und wurden selbst kreativ.

Als die Reden gehalten sind, gibt es kein Halten mehr. Rund 50 Schüler und Schülerinnen stürmen in der Turnhalle auf Bernd Wehmeyer zu, um ein Autogramm zu ergattern. Zwar ist es schon eine Weile her, dass Wehmeyer mit dem Hamburger SV dreimal deutscher Meister wurde – aber HSV ist eben HSV.

Mit dem Besuch des früheren Außenverteidigers und heutigen Clubmanagers des Traditionsvereins an der Katholischen Schule St. Paulus im Hamburger Stadtteil Billstedt wurde am Donnerstag ein besonderes Kunstprojekt der Öffentlichkeit präsentiert: „Picasso ganz groß!“

Rund 600 Schüler von 13 katholischen Schulen der Hansestadt haben sich in den vergangenen Wochen mit dem spanischen Maler und vor allem mit seinem berühmten Werk „Guernica“ beschäftigt. Dabei entstanden mit der Hilfe von vier Künstlern 15 Leinwandwerke, 2,10 mal 10 Meter groß, in Acryl bemalt, die Motive aus dem Picasso-Gemälde aufnehmen. Die Schüler der Billstedter Schule überreichten ihr Werk in der Turnhalle an Wehmeyer und den Intendanten der Deichtorhallen Dirk Luckow.

Zusammenarbeit mit den Deichtorhallen

Luckow war in die Schule gekommen, weil das Projekt aus einer Zusammenarbeit zwischen den Deichtorhallen und dem Kulturforum 21, einem schulübergreifenden Education-Programm des Katholischen Schulverbandes, hervorgegangen ist. Und zwar in Verbindung mit der Ausstellung „Picasso in der zeitgenössischen Kunst“, die am 31. März in den Deichtorhallen eröffnet wird.

In einer Art Roadshow sollen die Leinwandwerke der Schüler ab April an prominenten Orten der Stadt gezeigt werden; so etwa im Stadion des HSV, im Audimax der Universität, in der Asklepios-Klinik Altona und in Einkaufszentren.

„Ihr habt Euch wirklich intensiv mit dem Gemälde von Picasso auseinandergesetzt“, lobt der Intendant die Schüler von St. Paulus in Billstedt, die die eine Hälfte ihres Bildes in schwarz-weiß gehalten und die andere farbig gestaltet haben. Luckow nennt es eine „tolle Idee“ mit den Werken der Schüler „aus dem hehren Museumskontext in die Stadt hinauszugehen“.

Mit der Präsentation an den verschiedenen Orten würden gesellschaftliche Bereiche wie Religion, Sport oder die Einkaufswelt miteinander verbunden.

Wehmeyer lädt Kinder zum HSV ein

HSV-Clubmanager Wehmeyer sagt, er sei froh, die „tollen Werke“ im Stadion präsentieren zu können, und verspricht, gute Plätze für die Leinwände zu finden. „Wir freuen uns als HSV, Brücken zu bauen zwischen Kunst, Schule und Sport“, betont er und lädt die Schüler zu einem HSV-Spiel ein: „Die Werke sind ja in Teamarbeit entstanden. Wenn unser Team morgen nur annähernd so gut funktioniert, gewinnen wir das Spiel gegen Hertha BSC.“

Schuldezernent Erhard Porten, Geschäftsführer des Schulverbandes, bezeichnet es als „unendlich gut“, dass sich die Schüler mit dem Bild „Guernica“ befassen, das bis heute ein Synonym für die Schrecken des Krieges sei. Wenn man sich die Lage auf der Welt ansehe, habe das Thema „traurige Aktualität“.

„Es geht um Eure Zukunft“, ruft Porten den Schülern zu. „So groß Euer Bild ist, so groß ist auch der Appell an uns Erwachsene: Was wird aus der Zukunft?“ Das mehr als sieben Meter hohe Gemälde „Guernica“ schuf Picasso 1937 als Reaktion auf die Zerstörung der spanischen Stadt Gernika durch Luftangriffe der deutschen Legion Condor. Mit der Picasso-Ausstellung in den Deichtorhallen, die sich mit dem Wandel der künstlerischen Rezeption des Malers befasst, wird das 25-jährige Bestehen des Hauses gefeiert.