Hamburg . Freitag werden 79,3 Prozent der Sonne in der Hansestadt schwarz. Die Spezialbrillen sind so gut wie ausverkauft. Wie Sie trotzdem gucken können.

Um 10.45 Uhr wird es in Hamburg so weit sein, knapp 80 Prozent der Sonne werden vom Mond verdeckt sein. Schon um 9.30 Uhr startet das Spektakel, wenn der Mond beginnt, sich vor die Sonnenscheibe zu schieben. Knapp eineinhalb Stunden, um 11.55 Uhr, ist es dann auch schon wieder vorbei. Und total wird die Finsternis hierzulande leider auch nicht, das passiert nur im Nordatlantik, auf den Färöer-Inseln und auf Spitzbergen.

Wo bekommt man noch Brillen für die Sonnenfinsternis?

Die Hamburger versuchen derzeit relativ erfolglos, sich noch mit speziellen Brillen einzudecken, denn es ist sehr gefährlich für die Netzhaut, mit bloßem Auge die Sonnenfinsternis zu verfolgen. Die meisten Optiker haben jedoch keine Brillen mehr – obwohl die Nachfrage noch immer riesig ist. Bei Weser Optik in der Spitaler Straße riefen allein am Mittwoch mindestens 50 Interessierte an, doch vergeblich. Die letzten 50 Brillen - eine Nachbestellung - gingen innerhalb von weniger als eineinhalb Stunden am Dienstag weg. Insgesamt rund 250 Brillen hat der Innenstadtoptiker verkauft.

In Wandsbek wurden bei Optik Kelb sogar 5000 Brillen ausgegeben – allerdings als Geschenk. Auch die sind aber jetzt weg, ebenso wie bei Optikern in der Osterstraße, in Eppendorf und in Ottensen. Optiker Vocke in Winterhude nimmt es mit Humor. Denn die 20 Brillen, die er noch von der letzten Sonnenfinsternis hatte, sind alle weg: „Das ist ja immer wie Ostern und Weihnachten: Es kommt überraschend.“

Auch Optiker Michael Maizak aus Harburg konnte seinen Kunden nur durch einen Zufall helfen: „Ich hatte von der letzten Sonnenfinsternis noch 300 Brillen ganz hinten im Schrank“ – doch auch die sind jetzt weg.

In der Abendblatt-Umfrage war nur ein Hamburger Optiker noch gerüstet für den Ansturm von Brillenkäufern: Optiker Pfeiffer in der Isestraße: Geschäftsführer Knut Ruckert hatte das Event vorausschauend im Kopf und so hatte er am Mittwoch um die Mittagszeit noch knapp 70 Brillen für je 9 Euro zu verkaufen. „Das ist aber nur ein aktueller Stand, die Nachfrage ist seit gestern riesig, das kann sich schnell ändern“, sagt er.

Warum darf man nicht mit bloßem Auge in den Himmel schauen?

Die spezielle Brille ist für alle, die das Naturspektakel verfolgen wollen, unentbehrlich: Denn keinesfalls darf man am Freitag in die Sonne schauen, ohne die Augen zu schützen, mahnt auch das Kuratorium für Gutes Sehen (KGS). Eine Sonnenbrille reicht definitiv nicht aus. Wer auf den Schutz verzichtet, riskiert bleibende Schäden, die bis zur Erblindung führen können. Und sie sind tückisch: Verbrennungen des Augenhintergrundes tun laut KGS am Anfang nicht weh, weil die Netzhaut keinen Schmerzimpuls sendet.

Wird man die Sonnenfinsternis überhaupt sehen?

Wenn Wolken am Himmel hängen, werden die meisten Menschen von der Sonnenfinsternis gar nichts mitbekommen. „Selbst eine Bedeckung der Sonne von 80 Prozent sorgt nicht für eine größere Verdunkelung - die verbleibenden 20 Prozent Sonnenlicht reichen aus, um als taghell wahrgenommen zu werden“, sagt der Hamburger Astronom Bernd Loibl.

Nach dem derzeitigen Stand stehen die Chancen, die Sonnenfinsternis in Hamburg zu sehen, gerade wieder etwas besser: „Die Wahrscheinlichkeit ist wieder gestiegen, denn die Wolkenfront von Nordwesten nähert sich langsamer als zunächst gedacht“, sagt Niklas Weise vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg. Obwohl es sich auch wieder ändern kann, sagt er die Chancen am Mittwochmittag so voraus: „In Hamburg steht es 50:50, dass man was sieht.“ In Schleswig-Holstein und an der Nordsee lägen die Chancen nur bei 10 Prozent, in Kiel und an der Ostsee bei 30 bis 50 Prozent, im östlichen Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern bei 70 und im südlichen Niedersachsen bei 90 Prozent. „Man kann also kurz sagen: Je weiter man nach Nordwesten geht, desto schlechter werden die Chancen“, so Weise.

Was passiert bei der Sonnenfinsternis?

Der schwarze Mond wird von rechts nach links ziehend immer mehr von der Sonnenscheibe „anknabbern“. Der Mond ist etwa um den Faktor 400 kleiner als die Sonne. Und die Erde ist von der Sonne etwa 400 Mal so weit entfernt wie vom Mond. Daher erscheinen Sonne und Mond am Himmel etwa gleich groß. Nur darum kann der Mond die Sonne am Himmel überhaupt bedecken.

Wenn der Mond auf derselben Himmels-Ebene um die Erde laufen würde wie die Erde um die Sonne, würde es bei jedem Umlauf mindestens eine Sonnenfinsternis geben. Doch weil die Mondbahn leicht geneigt ist, zieht der unsichtbare Neumond meist ober- oder unterhalb der Sonne vorbei. Finsternisse treten nur auf, wenn sich der Neumond in der Nähe der Erdbahn-Ebene befindet oder diesen „Knotenpunkt“ genau trifft.

+++ Beim Abendblatt gibt es alle Informationen rund um die Sonnenfinsternis, Animationen, Grafiken, Infos und Videos hier +++

Beobachter auf der Nordhalbkugel könnten sich wundern, dass sich der Mond bei einer Sonnenfinsternis von rechts nach links über die helle Scheibe schiebt - weil er doch normalerweise in der anderen Richtung über den Himmel zu ziehen scheint. Dieses Phänomen liegt daran, dass sich die Erde gegen den Uhrzeigersinn um sich selber dreht und dabei den Mond ständig „überholt“, der ebenfalls gegen den Uhrzeigersinn um die Erde läuft. Der Mond bleibt gegenüber der Erddrehung quasi zurück, und darum sieht es so aus, als wandere er rechts herum (mit dem Uhrzeigersinn) über den Himmel. Bei einer Sonnenfinsternis zeigt sich daher zugleich die wahre Bewegung des Mondes.

Wie oft gibt es eine Sonnenfinsternis?

In Deutschland fand die letzte totale Sonnenfinsternis am 11. August 1999 statt, die nächste totale wird bei uns erst am 2. September 2081 sein. Oft gibt es weltweit nur zwei im Jahr, selten vier, nur manchmal fünf. Aber Ausflüge zur Sonnenfinsternis lassen sich gut planen: Die US-Weltraumbehörde NASA hat sämtliche Daten mit exakten Zeitangaben bis zum Jahr 2100 zusammengestellt.