Hamburg. Das Olympiazentrum ist auf dem Kleinen Grasbrook geplant, fünf Anlagen müssten neu gebaut werden. Die Kosten zahlt zum Teil das IOC.

Spiele am Wasser im Herzen der Stadt, die meisten Wettkampfstätten in einem Radius von zehn Kilometern – mit diesem kompakten Konzept will sich Hamburg um die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024 bewerben. Ähnliche Pläne kann keiner der möglichen Mitbewerber vorweisen.

Auf der rund 130 Hektar großen Elbinsel Kleiner Grasbrook südlich der östlichen HafenCtiy soll das olympische Zentrum entstehen. Hier sind Stadion, Schwimmhalle, Olympiahalle und das olympische Dorf (17.500 Betten) geplant. Mindestens eines dieser vier Module, wahrscheinlich die Schwimmhalle, soll noch auf eine benachbarte Fläche verlagert werden. Das fordert der DOSB, um mehr Platz für die übrigen Anlagen zu schaffen.

„Die zur Verfügung stehenden Flächen sind ausreichend, die Anordnung der Bauten kann aber noch optimiert werden“, sagt DOSB-Vorstand Bernhard Schwank, designierter Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft.

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Hamburg plant mit 27 innerstädtischen Stadien und Arenen und drei Sportstätten außerhalb der Stadt: Golf soll auf Gut Kaden gespielt werden, rund 35 Kilometer vom Rathausmarkt entfernt, die Vielseitigkeitsreiter würden in Luhmühlen (44 km) starten, die Schützen in Garlstorf (37 km) ihre Wettkämpfe austragen. Das Segelquartier, Kiel, Lübeck-Travemünde, Rostock-Warnemünde und Cuxhaven haben Interesse bekundet, wird wohl im Mai festgelegt. Die Vorrundenspiele der Fußballer (Männer und Frauen) sollen in Bremen, Hannover, Wolfsburg, Braunschweig und Rostock stattfinden. Ob die Handballer in den Hochburgen Kiel und Flensburg und die Volleyballer in Schwerin antreten, entscheiden die Weltverbände. Die tendieren bislang dazu, möglichst alle Begegnungen in Hamburg spielen zu wollen. Die Messehallen am Fernsehturm wären in diesem Fall für Vorrundenspiele eine akzeptable Alternative.

Für die Sommerspiele müssten das Olympiastadion (70.000 Plätze), die Schwimmhalle (12.000), eine Basketballhalle (15.000) und eine Anlage für Kanuslalom (8000) neu gebaut werden. Hamburg hat dafür rund 1,9 Milliarden Euro veranschlagt. Der Bund würde von diesen Kosten wahrscheinlich mindestens ein Drittel übernehmen.

Für die erwarteten 10.500 Athleten (Obergrenze) sind 90 dann barrierefreie Trainingsstätten in 40 Hamburger Stadtteilen vorgesehen. Sie sind alle vorhanden, müssen für die Spiele aber renoviert oder umgebaut werden. Unabhängig von Olympia läuft bereits seit drei Jahren ein umfangreiches Sanierungsprogramm des Senats für städtische Hallen und Plätze. Bis 2020 sollen insgesamt 175 Anlagen für rund 275 Millionen Euro ertüchtigt und zum Teil neu errichtet werden.

Das Medienzentrum (MPC) ist an den Elbbrücken in zwei Hochhäusern geplant, das internationale Fernsehzentrum (IBC) am Rand zum Kleinen Grasbrook. Etwa 24.000 Medienvertreter werden erwartet. 44.500 Hotelbetten, das Internationale Olympische Komitee (IOC) fordert 42.000, stehen in einem Umkreis von 50 Kilometern zum olympischen Zentrum schon heute zur Verfügung. Der Bau eines Mediendorfes in Wilhelmsburg und die Anmietung von Kreuzfahrtschiffen würden die Übernachtungskapazitäten während der Spiele deutlich erhöhen. Für Freunde, Bekannte und die Familien der Olympiateilnehmer könnten in der Nähe zum olympischen Dorf zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden. Das gab es bei Olympia bisher nicht.

Die Arenen sollen allen Hamburgern vor den Spielen, in den drei Wochen bis zu den Paralympics und später zugänglich sein. Olympia für alle lautet das Motto, die Allympics. Vorstellbar wäre, die Schulwettbewerbe der Bundesjugendspiele 2024 im Olympiastadion auszutragen. Auch lokale, regionale Meisterschaften oder Events für Jedermann könnten in den olympischen Stätten in dieser Zeit stattfinden.

Für alle Einrichtungen ist eine Nutzung nach den Spielen vorgesehen, Olympia soll keine Ruinen hinterlassen, sondern vielmehr die Stadtentwicklung beschleunigen, vor allem den Sprung über die Elbe. Die Kosten müssen im nächsten halben Jahr ermittelt werden. Für die Durchführung der Spiele zahlt das IOC der ausrichtenden Stadt im Jahr 2024 rund zwei Milliarden Dollar. Einnahmen aus Eintrittskarten und Merchandising kommen hinzu. Schwierig zu kalkulieren bleiben die Ausgaben für die öffentliche Infrastruktur, die Olympia nicht direkt zugerechnet werden können.