Frankfurt. Bei der Vorstellung des Konzepts am Sonntag in Frankfurt setzte die Hansestadt auch auf Emotionen – und eine Berlinerin.

Die erste Wahl zwischen Berlin und Hamburg fiel – auf Hamburg. Die Ex-Weltklassefechterin Claudia Bokel, Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und des Präsidiums des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), loste die Hansestadt aus, die am Sonntagnachmittag als Erste im Raum Gold des Frankfurter Lindner-Hotels ihr Konzept präsentieren durfte.

Als die Hamburger Delegation nach gut einer Stunde alle Fragen der 34 Vertreter der olympischen Spitzensportverbände beantwortet hatte, brandete Beifall im Saal auf, und Hamburgs Olympiaprojektleiterin Uta Köhne strahlte: „Perfekt! Alles prima gelaufen. Die Mühen der vergangenen Wochen haben sich gelohnt.“

Bis zum frühen Sonntagmorgen hatten die Hamburger um Chefkommunikator Christian Hinzpeter ihren Auftritt bis ins Detail vorbereitet, mögliche Fragen vorempfunden und an den Antworten gefeilt. In telefonischer Abstimmung mit der Eimsbütteler Werbeagentur Leagas Delaney wurden in der Nacht per Datenübertragung letzte Änderungen vorgenommen, Bilder (Charts) ausgetauscht, drei kleine Einspielfilme neu geschnitten. Die Ankunft der deutschen Olympiamannschaft nach den Sommerspielen 2012 in London, als die Berliner Hockeyspielerin Natascha Keller – pikanterweise Mitglied der Berliner Abordnung – mit der Deutschlandfahne in der Hand im Hamburger Hafen an Land ging, bildete einen der emotionalen Höhepunkte der Präsentation, die mit einer Animation abschloss: 2024 schippern auf Barkassen die Olympiateilnehmer vom Airbus-Flughafen auf Finkenwerder mit Barkassen zum Olympiastadion auf dem Kleinen Grasbrook.

Insekten oder doch lieber einen Burger ?

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    Vor der Generalprobe am Mittag stimmte sich Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD) mit Berater Gerd Graus im Vorraum in einem Tischfußballmatch auf die entscheidenden Momente ein. Das Ergebnis: „Schwarz hat verloren“, gestand Neumann, der diese Niederlage zu verantworten hatte. Er nahm es als gutes Omen, bevor er eine längere Runde durch den umliegenden Frankfurter Stadtwald drehte, um seine Rede ein letztes Mal gedanklich durchzugehen.

    „Ich hoffe, ich habe alle wichtigen Punkte auch klar und verständlich herausgearbeitet“, sagte er hinterher, als ihm Erleichterung anzumerken war. Die Sympathien der Versammlung hatte er ohnehin gewonnen mit dem Bekenntnis, „egal wie Ihre Entscheidung ausgeht, Hamburg steht hinter einer deutschen Olympiabewerbung und wird sie nach Kräften unterstützen“.

    Alster: Grandioses Olympia-Spektakel

    Feature
Olympia Bewerbung Hamburg 2024, Feuer und Flamme fuer Spiele in Hamburg, Olympisches Alsterfeuer
    Feature Olympia Bewerbung Hamburg 2024, Feuer und Flamme fuer Spiele in Hamburg, Olympisches Alsterfeuer © WITTERS
    Olympia-Spektakel in Hamburg
    Olympia-Spektakel in Hamburg © WITTERS
    Übersicht vom Hotel Radisson Blu
    Übersicht vom Hotel Radisson Blu © WITTERS
    Tausende Olympia-Fans halten in Hamburg Fackeln in den Händen, um rund um die Binnenlaster ein olympisches Alsterfeuer abzubrennen
    Tausende Olympia-Fans halten in Hamburg Fackeln in den Händen, um rund um die Binnenlaster ein olympisches Alsterfeuer abzubrennen © dpa
    Feuer und Flamme für Olympia in Hamburg
    Feuer und Flamme für Olympia in Hamburg © WITTERS
    Olympisches Alsterfeuer von oben
    Olympisches Alsterfeuer von oben © WITTERS
    Die Fackeln, die rund um die Binnenalster leuchteten, haben die Veranstalter vorab kostenlos verteilt
    Die Fackeln, die rund um die Binnenalster leuchteten, haben die Veranstalter vorab kostenlos verteilt © dpa
    Feuerwerk für die Hamburger 
Olympia-Bewerbung
    Feuerwerk für die Hamburger Olympia-Bewerbung © WITTERS
    Blick vom Hotel Radisson Blu Hamburg
    Blick vom Hotel Radisson Blu Hamburg © WITTERS
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    Nachdem Neumann eine Viertelstunde lang Hamburgs Olympiapläne mit Charme und Selbstbewusstsein vorgestellt hatte, beantworten auch Staatsrat Christoph Krupp, der Chef der Senatskanzlei, Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter, Sportamtsleiterin Lydia Kleist, Ingrid Unkelbach, Leiterin des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig-Holstein, und der mehrmalige Weitsprung-Europameister Sebastian Bayer die Fragen der Delegierten. Die Kostenexplosion bei der Elbphilharmonie kam dabei zur Sprache, die Frauenquote im Sportamt und die Einbindung der Athleten in die Konzeptentwicklung. „Senator Neumann hat uns gleich am Anfang der Bewerbung nach unseren Vorstellungen gefragt, wie Spiele für Athleten aussehen könnten“, sagte Bayer. Das kam an.

    Wie auch der Schlussgag. Plötzlich poppte an der Stirnwand ein riesiger Burger auf. „Jeder auf der Welt kennt den Hamburger“, sagte Neumann unter dem Gelächter der Versammlung. Berlin versuchte danach mit seiner Sportkompetenz und seinen vorhandenen Sportstätten zu punkten, allen voran mit dem für die Spiele 1936 erbauten Olympiastadion. 24 Welt- und 17 Europameisterschaften in den vergangenen 20 Jahren würden beweisen, dass die Hauptstadt ein in aller Welt gefragter Gastgeber sei, referierte Berlins Sportsenator Frank Henkel (CDU).

    In einer repräsentativen Meinungsumfrage hatten im Februar 55 Prozent der Berliner eine erneute Olympiakandidatur ihrer Stadt befürwortet, in Hamburg waren es sogar 64 Prozent, doch es ist dieser zwiespältige Grad der Zustimmung, die den DOSB zweifeln lässt, ob in dem am 13. September in Berlin geplanten Referendum eine Mehrheit den Plänen folgt. Henkel glaubt sogar, dass die Zahl der Olympiaanhänger steigen werde, wenn die Gegner mobil machen: „Das wird unsere Kampagne eher stärken.“

    Wie gut beide Städte ihre Konzepte verkauft hatten, bewies die anschließende Diskussion zwischen den Verbänden und mit dem achtköpfigen DOSB-Präsidium. Das für 18 Uhr bestellte Büfett musste mehr als eine Stunde warten, das Ziel, einen Konsens der deutschen Sportfamilie in der heiklen Olympiafrage herzustellen, bedurfte eingehender Erörterungen. Am Ende wurde abgestimmt. Das Ergebnis will Ruderverbandspräsident Siegfried Kaidel – Sprecher der olympischen Fachverbände – am Montagmittag auf der Präsidiumssitzung des DOSB bekannt geben. Er kennt es bislang als Einziger.