Hamburg. Beiersdorf und Edeka können sich nicht über Preiserhöhungen einigen. Verschwindet Creme jetzt aus Regalen diverser Edeka-Märkte?

Im Handel sind es die wichtigsten und geheimsten Verhandlungen überhaupt: In regelmäßigen Abständen sitzen sich die Vertreter der großen Markenhersteller und der Supermarktketten gegenüber, um die Konditionen für die nächsten zwölf Monate auszuhandeln. Der Ausgang dieser Jahresgespräche entscheidet darüber, wie viel Handel und Industrie jeweils an Shampoos, Waschmitteln, Margarine oder Joghurts verdienen werden. Ein Machtkampf um Millionensummen, bei dem es nicht gerade zimperlich zugeht.

In diesem Jahr ist es zwischen dem Hamburger Nivea-Hersteller Beiersdorf und Deutschlands größtem Lebensmittelhändler Edeka bei den Gesprächen zu einem heftigen Streit gekommen. Nach Informationen des Abendblatts sind die Verhandlungen vorerst gescheitert, weil Beiersdorf für seine Nivea-Cremes, Shampoos und Deos Preiserhöhungen durchsetzen wollte. Die akzeptierten die Einkäufer der Edeka-Zentrale aber nicht. Offiziell wollte sich keines der beteiligten Unternehmen zu den aktuellen Vorgängen äußern.

Wie aus Unternehmenskreisen verlautete, geht der Streit über die geforderte Preiserhöhung hinaus. So soll man im DAX-Konzern Beiersdorf unzufrieden darüber sein, dass sich die Edeka-Kaufleute in manchen Regionen nicht an zuvor geschlossene Vereinbarungen mit der Zentrale halten.

Dies ist ein grundsätzliches Problem, denn im Gegensatz zu einem zentral geführten Konzern ist Edeka genossenschaftlich organisiert und setzt sich bundesweit aus zahlreichen selbstständigen Einzelhändlern zusammen. Diese können anders als Discounterketten wie Aldi, Lidl oder Real ihre Preise und Sortimente weitgehend allein gestalten und an die Gegebenheiten in der jeweiligen Region in Deutschland anpassen.

Als Konsequenz aus dem Streit könnte sich das Nivea-Sortiment in diversen Edeka-Märkten nun reduzieren. Für einzelne Produktbereiche soll die Edeka-Zentrale schon nach Alternativen zu den Beiersdorf-Artikeln suchen. Eine vollständige Abkehr von Nivea, Labello oder anderen Marken des Kosmetikkonzerns ist indes nicht zu erwarten, da die Umsatzbedeutung für die Händler zu groß ist.

Für Beiersdorf wäre ein eingeschränkter Verkauf bei Edeka zwar unangenehm, aber auch kein Weltuntergang. Der Nivea-Hersteller ist global aufgestellt. Konzernchef Stefan F. Heidenreich hatte erst jüngst angekündigt, neben diversen Schwellenländern in Asien und Amerika auch den indischen Markt stärker ins Visier zu nehmen.

In Deutschland erwirtschaftet Beiersdorf etwa zehn Prozent seiner Umsätze über Edeka. Das Gros der Erlöse stammt aus dem Verkauf von Waren, die über die großen Drogerieketten dm und Rossmann abgesetzt werden, in Hamburg kommt noch der lokale Marktführer Budnikowsky hinzu. Der Lebensmitteleinzelhandel spielt also eine eher kleine Rolle, zudem ist durch die Listung beim Discounter Aldi vor einiger Zeit ein weiterer Absatzweg hinzugekommen.

Für Edeka ist die Auseinandersetzung mit Beiersdorf nur ein Kampf unter vielen, die die Genossen aus der City Nord derzeit zu führen haben. Im Clinch liegt der Vorstandsvorsitzende Markus Mosa nach wie vor auch mit dem Bundeskartellamt, das die geplante Übernahme des wesentlich kleineren Konkurrenten Kaiser’s Tengelmann in seiner jetzigen Form nicht genehmigen will.

Um die Wettbewerbshüter ein wenig milder zu stimmen, haben die Hamburger mittlerweile angeboten, nicht mehr alle rund 450 Filialen des Wettbewerbers zu kaufen, sondern auf Märkte in besonders strittigen Regionen wie Berlin und München zu verzichten. Die Prüfungsfrist hat sich durch die Änderungen um einen Monat, bis zum 7. April, verlängert.

Das Kartellamt befürchtet, dass sich durch den Zusammenschluss von Edeka und Kaiser’s Tengelmann die ohnehin schon dominierende Stellung der Genossen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel weiter verfestigen könnte. Mit einem Jahresumsatz von fast 50 Milliarden Euro erwirtschaftet Edeka die mit Abstand größten Erlöse in der Bundesrepublik, gefolgt von Rewe, der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), Me-tro und Aldi.

Auch dem Edeka-Konkurrenten Rewe ist die Übernahme von Kaiser’s ein Dorn im Auge. So warnte Rewe-Chef Alain Caparros jüngst, ein Zusammenschluss der Kaiser’s Tengelmann- und der Edeka-Supermärkte werde den Wettbewerb in Deutschland einschränken: „Der Größte am Markt würde damit weiter gestärkt und der Abstand zum Wettbewerb ausgebaut.“

Edeka will die eigene Marktmachteher klein erscheinen lassen

Vor diesem Hintergrund ist es Edeka im Streit mit Nivea-Hersteller Beiersdorf wohl ganz recht, als der eher schwächere Kontrahent zu erscheinen. Auch die unterschiedliche Preisgestaltung in den einzelnen Märkten zeige, dass es sich bei Edeka eben nicht um einen Konzern wie Lidl oder Metro handele, sondern eher um einen lockeren Verbund aus selbstständigen Kaufleuten, heißt es aus Unternehmenskreisen. In Gegensatz zu Beiersdorf sei man auch nur in Deutschland aktiv.