Aussicht aus bis zu 110 Metern Höhe. Preise pro Quadratmeter: 30.000 bis 36.000 Euro, bezugsfertig zur Elbphilharmonie-Eröffnung.
Wohnen in der Elbphilharmonie – mit diesem Slogan wirbt derzeit der Immobilienmakler Engel & Völkers für Hamburgs teuerste Eigentumswohnungen. Sie befinden sich in der elften bis 26. Etage des Prestigebaus in der HafenCity und sind im Durchschnitt 190 Quadratmeter groß. Versprochen werden „hochexklusive Ausstattung“ und „grandiose Panoramablicke“ in einer Höhe von 48 bis 110 Metern. Tiefgaragenplätze inklusive.
Mit opulenten computeranimierten Bildern erhalten die solventen Interessenten einen ersten Eindruck von den Penthouse-Wohnungen, die sich derzeit noch im Rohbau befinden. Mit der Einweihung der Elbphilharmonie im Januar 2017 sollen sie bezugsfertig sein. Der Kaufpreis, heißt es bei den Maklern, werde auf Anfrage mitgeteilt. Was nur bedingt richtig ist: Man muss schon einen persönlichen Besichtigungstermin absolvieren, um noch mehr zu erfahren. Nach Abendblatt-Informationen werden pro Quadratmeter zwischen 30.000 und 36.000 Euro verlangt. Je höher die Wohnung liegt, umso höher ist der Preis. Die insgesamt 45 Luxuswohnungen in der Elbphilharmonie sind zwischen 120 und 400 Quadratmeter groß und überzeugen mit edlem Naturstein, hochwertigen Eichenholzböden und einer „innovativen Klima- und Lichtregie“.
In der Branche gelten solche Objekte längst als „Trophy-Immobilien“ und damit als prestigeträchtige Kauftrophäen. Vergleichbare Wohnungen in Berlin, München und Köln kosten mindestens 15.000 Euro pro Quadratmeter und mehr. Die Käufer erwarten dafür neben der Top-Lage und schönen Ausblicken ein repräsentatives Umfeld und zusätzlichen Service.
Tatsächlich bietet das die Elbphilharmonie mit dem großen Konzertsaal unter einem Dach, einer repräsentativen Lobby und angeschlossenem Concierge-Service. Eine vor einigen Monaten veröffentlichte Analyse von Engel & Völkers mit „Handelsblatt Online“ bewertet die Eigentumswohnungen in der Elbphilharmonie als „Kassenschlager“ und setzt den Kaufpreis in den unteren Etagen bei mindestens 16.000 Euro pro Quadratmeter an.
Wie es in der Immobilienbranche heißt, kümmern sich die Vorstände von Quantum Immobilien AG, Frank Gerhard Schmidt und Philipp Schmitz-Morkramer, persönlich um den Verkauf. Eigentümerin der Wohnungen ist die Skyliving KG, die Quantum sowie der Hochtief Construction AG gehört. Die Kosten für den Wohnungsbau in der 865 Millionen Euro teuren Elbphilharmonie werden mit rund 40 Millionen Euro beziffert. Die Vermarktung erfolgt über das Investorenkonsortium; die Hansestadt selbst habe darauf keinen Einfluss, hieß es.
Wer dort einziehen will, dem geht es nicht allein um Luxus und schöne Blicke auf die Elbe. Nach Ansicht von Sven Heinen, dem stellvertretenden Chefredakteur des Immobilien-Magazins „Bellevue“, ist der Quadratmeterpreis für eine Eigentumswohnung in Hamburgs neuem Wahrzeichen für den Käufer offenbar „fast nebensächlich“. Stattdessen gehe es eindeutig um Prestige. „Es geht darum, etwas Einmaliges, Unwiederbringliches besitzen zu können“, sagt er. Rein rechnerisch oder rational sei der Wert einer solchen Wohnung in einer solchen Lage nicht erklärbar, fügt er hinzu.
Deshalb dürfte es sich beim Kauf dieser Trophy-Immobilie nicht um eine klassische Kapitalanlage handeln – obwohl der Wert in den nächsten Jahren weiter steigen werde. Experte Sven Heinen vermutet, dass es den Käufern eher darum geht, etwas zu besitzen, was nur wenige Menschen auf der Welt besitzen können. Schließlich handele es sich um das künftige Wahrzeichen der Hansestadt. „Das ist vergleichbar mit einer Wohnung im Empire State Building oder im Eiffelturm – einfach einmalig.“ Immobilienexperten wie Heinen halten den Preis von rund 35.000 Euro im nationalen Vergleich allerdings für einen absoluten Ausreißer, wie er allenfalls auf Sylt vorkommen kann. Der Preis würde den realen Markt in keiner Weise widerspiegeln. In anderen europäischen Großstädten wie London und Paris sind diese Preise allerdings an der Tagesordnung.
Wie ein Ranking des Hamburger Immobiliendienstleisters Emporis ergab, steht die Elbphilharmonie ohnehin auf Rang acht in der Liste der zehn teuersten Wolkenkratzer der Welt. An der Spitze rangiert das 541 Meter hohe One World Trade Center in New York, 3,9 Milliarden Dollar schwer. Die Elbphilharmonie schlägt umgerechnet mit einer Milliarde Dollar zu Buche.
Wer eine der Wohnungen in maximal 110 Metern Höhe bezieht, lebt wie in einem Glaskasten. Die schillernde Glasfassade aus Hunderten von einzelnen Elementen gilt als Meisterwerk der Ingenieurskunst. Dafür wurden Glasscheiben nacheinander bedruckt, beschichtet und bei 600 Grad Celsius auf einen Millimeter exakt gebogen. Die Scheiben mit einem allerdings gewöhnungsbedürftigen Punkteraster können Orkanböen von 150 Kilometern pro Stunde standhalten.