Hamburg. Personalräte schreiben Brandbrief. Aufgaben würden immer umfangreicher. Die Gewerkschaft Ver.di fordert 128 zusätzliche Stellen.

In einem Brandbrief an die Bundesregierung, den Hamburger Senat und die eigene Geschäftsführung haben 15 Personalräte des Jobcenters eine Arbeitsüberlastung der Mitarbeiter angezeigt. Darin kritisieren sie zusätzliche Aufgaben für die 2200 Beschäftigten, neue Computer-Programme und veränderte Arbeitsprozesse. „Seit Jahren stagnieren die Verwaltungskostenbudgets in den Jobcentern, und der Druck auf die Mitarbeiter steigt permanent“, moniert Ver.di-Fachbereichsleiterin Sieglinde Frieß. Die Aufgaben würden qualitativ und quantitativ immer umfangreicher, ohne dass ausreichend Personal zur Verfügung stehe.

Die Mitarbeiter berichten, dass es durch eine Systemumstellung zu Verzögerungen bei der Bearbeitung von Anträgen für Hartz-IV-Leistungen käme. Zudem wurde das Vier-Augen-Prinzip auch bei der Gewährung von kleinen Euro-Beträgen eingeführt. Um die Mehrarbeit allein dafür auszugleichen, bräuchten die Jobcenter 128 zusätzliche Mitarbeiter, haben die Personalräte errechnet. Eine weitere Verschärfung der Arbeitsbedingungen habe es durch das geänderte Asylbewerberleistungsgesetz gegeben. Seit dem 1. März sind die Jobcenter zusätzlich für 2000 Asylbewerber zuständig und nicht mehr die Sozialämter. „Das bedeutet eine zusätzliche Aufgabe, ohne dass es zusätzliches Personal gibt“, beklagt die Gewerkschafterin Frieß.

Jobcenter-Vize Oliver Weiße sagt: „Die pünktliche Zahlung der existenzsichernden Leistungen hat in den Leistungsteams absolute Priorität. Wir beobachten das operative Geschäft laufend sehr aufmerksam. Die Kolleginnen und Kollegen dort machen auch und gerade jetzt einen guten Job.“ Michaela Bagger, Geschäftsführerin des Jobcenter-Trägers Agentur für Arbeit sagt, dass man die Sorgen sehr ernst nehme. Sie räumt ein, dass der Aufwand für die Mitarbeiter mit der gleichzeitigen Einführung des Vier-Augen-Prinzips und der neuen Software höher sei als bisher. „Es bietet dafür aber mehr Sicherheit vor Bearbeitungsfehlern und hat außerdem zur Folge, dass Kontroll- und Berichtspflichten entfallen. Das bisherige Stichproben-Prinzip in Verbindung mit dem neuen Programm hätte den Aufwand aber noch mehr erhöht.