Seit 2004 fördert die Abendblatt-Aktion Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien. Aus dem Programm werden Vereinsbeiträge und Zuschüsse zu Sportreisen bezahlt – so auch für die Ringer beim SC Roland

Die kleine Turnhalle der Ganztagsschule Sternschanze ist fast bis auf den letzten Zentimeter belegt. Auf gepolsterten Matten stehen sich Kinder jeweils zu zweit gegenüber. Greifen nach Armen und Beinen des Anderen und versuchen, sich gegenseitig zu Fall zu bringen. Eben hat Jugendtrainer Vadim Obert, 34, gezeigt, wie man den Gegner mit einem Beinangriff am besten packt. Jetzt probieren es die Sechs- bis 14-Jährigen selber aus. Zwei unterschiedlich große Jungen machen ein paar Faxen. „Du hast die Verantwortung, er ist kleiner, zeig ihm das ordentlich“, ermahnt der Trainer den größeren Jungen streng. Denn der Sport, den sie hier betreiben, ist mehr als ein bisschen Raufen. In der Trainingsstunde des SC Roland Hamburg lernen die Kinder das Ringen.

„Wir betreiben Freistil-Ringen, das macht vor allem den Kindern und Jugendlichen sehr viel Spaß“, sagt Klaus Schuchart vom SC Roland Hamburg. Der 76-Jährige ist dem Verein schon seit 58 Jahren treu, war Trainer und Kampfrichter. Beim Ringen komme es auf viele Faktoren an, erklärt er: Schnelligkeit, Kraft und Koordination seien hier gleichermaßen gefragt, fügt Jugendtrainer Vadim Obert hinzu. „Es ist ein Sport, bei dem man von Kopf bis Fuß fit sein muss. Deshalb ist auch das Training so abwechslungsreich“, sagt Obert. Laufen, Kraftsport und Bodenturnen gehören dazu, ebenso wie viele spielerische Elemente, die vor allem bei den Jüngeren eingesetzt werden. Das Ringen im Freistil verlangt gute Kondition, Körperbeherrschung und Disziplin. Aber es ist auch ein fairer Sport, betont Vadim Obert. Im Freistilringen wird der ganze Körper zur Angriffsfläche. Doch bestimmte Griffe sind verboten. Die Verletzungsgefahr ist dennoch weniger hoch als etwa beim Fußball, erklärt Klaus Schuchart.

Der Verein konzentriert sich vor allem auf den Nachwuchs

Der kleiner Hamburger Verein konzentriert sich vor allem auf den Nachwuchs: Von seinen 130 Mitgliedern bis maximal 40 Jahre sind knapp die Hälfte zwischen sechs und 18 Jahre alt. Und sie kommen aus unterschiedlichen Kulturen. Acht verschiedene Nationen sind im Verein vertreten, darunter Iran, Irak, Ukraine, Türkei, Tschetschenien, Russland. „Das liegt auch daran, dass das Ringen in diesen Ländern zum Nationalsport gehört“, so Jugendtrainer Vadim Obert, der selber gebürtig aus Kasachstan stammt. Alle vertragen sich, betont Schuchart. Das liegt wohl auch an der familiären Atmosphäre. „Ringen macht mir Spaß, ich habe schon bei vielen Turnieren mitgemacht“, sagt Hisir Evloev, 11. Seine Familie stammt aus Tschetschenien, Hisir ist hier geboren. Zuhause sind sie sieben Kinder, mit drei seiner Brüder ist er im Verein.

Auch Julius Kock, 8, hat am Ringen schnell Spaß gefunden: „Das sah cool aus, als ich es das erste Mal gesehen habe“, sagt er. Er kennt den Sport aus seinem ehemaligen Wohnort Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern, dort gibt es einen bekannten Ringer-Verein. Inzwischen ist seine ganze Familie vom Ringer-Virus infiziert. „Als mein Ältester, Oliver, mit dem Ringen begann, schaute ich mal zu und fand auch Gefallen daran“, sagt Janine Kock, 34. Die Jugendwartin des Vereins ist
alleinerziehende Mutter von sieben Kindern im Alter von vier bis 15 Jahren. Inzwischen sind alle ihre Kinder Mitglieder im SC Roland, darunter auch ihre Töchter Maja und Saphira.

Dass Kinder aus Großfamilien wie der Familie Kock oder der Familie Evloev im Verein mitmachen können, verdanken sie dem Gemeinschaftsprogramm „Kids in die Clubs“. Es entstand 2004 als Initiative des Abendblatt-Vereins „Kinder helfen Kindern“ mit dem Ziel, Kinder von der Straße wegzuholen und in Sportvereine zu bringen.

Partner sind die Hamburger Sportjugend und die Behörde für Inneres und Sport. „Kids in die Clubs“ zahlt Vereinsbeiträge für Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien und gibt Zuschüsse zu Vereinsfahrten, Wettkämpfen und Trainingslagern. „Die Kinder und Jugendlichen können damit das Vereinsleben im Ganzen ausleben, weit über das Training hinaus“, sagt Conny Sonsmann von der Hamburger Sportjugend.

Neben dem Zuschuss aus der Sportbehörde ist eine Hauptsäule der Finanzierung der jährlich stattfindende HSH Nordbank Run durch die HafenCity. Denn die Erlöse aus Norddeutschlands größtem Spendenlauf zugunsten von „Kinder helfen Kindern“ gehen an das „Kids in die Clubs“-Programm – mehr als 1,1 Millionen Euro sind dadurch bisher zusammen gekommen. So werden derzeit 9267 Kinder und Jugendliche in 167 kooperierenden Sportvereinen unterstützt.

Im SC Roland werden 43 Kinder und Jugendliche über „Kids in die Clubs“gefördert „Die Aktion ist für uns unverzichtbar“, sagt Trainer Klaus Schuchart. Auch weil der Verein an vielen Wettkämpfen bis in die Oberliga teilnimmt, für die Fahrtkosten fällig werden. Die jungen Mitglieder haben auch schon viele Preise gewonnen. „Für die jungen Sportler ist es wichtig, sich mit anderen in Wettkämpfen zu messen, das stärkt ihr Selbstvertrauen“, sagt Jugendtrainer Vadim Obert.

Dass der Verein beim HSH Nordbank Run mitmacht ist Ehrensache. „Wir sind von Beginn an dabei gewesen“, sagt Klaus Schuchart. Extra üben brauchen die jungen Sportler dafür nicht. „Bei unserem Training schaffen wir die vier Kilometer locker durch die HafenCity“, sagt Klaus Schuchart. Aber vor allem geht es ja hier nicht um den Wettkampf, sondern um einen guten Zweck. Und Janine Kock wünscht sich, dass wieder viele Firmen mitmachen, damit ihre Kinder auch weiterhin Unterstützung durch „Kids in de Clubs“ erhalten können.

Anmelden für den HSH Nordbank Run

Schon zum 14. Mal findet der HSH Nordbank Run in der HafenCity statt. Am 27. Juni geht es auf die vier Kilometer lange Strecke. Der Erlös aus dem Benefizlauf geht an den Abendblatt-Verein „Kinder helfen Kindern“ , der damit die Aktion „Kids in die Clubs“ unterstützt. Ein Team beim Benefizlauf besteht aus mindestens zehn Läufern, Startnummern kosten je nach Teamgröße 15 bis 20 Euro. Darin enthalten sind: Startnummer, Teamchef-Cap, moderierter Start, Finisher-T-Shirt, Hafenrundfahrt mit dem Salonschiff, HVV-Ticket und die Spende für „Kinder helfen Kindern e.V.“

Anmeldungen für den Spendenlauf sind bis zum 3. Juni möglich unter www.hsh-nordbank-run.de