Hamburg. Radfahrer würden an Kreuzungen von abbiegenden Autofahrern oft nicht gesehen. Radler sollten - wo immer erlaubt - auf der Fahrbahn fahren.

Mit Großkontrollen von Fahrradfahrern reagiert die Hamburger Polizei auf die gestiegenen Anzahl der Zweiradunfälle - nicht ganz zur Zufriedenheit des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Die Fahrradstaffel sollte auch mal illegal zugeparkte Radfahrstreifen freiräumen oder gegen das von vielen Radfahrern beklagte zu enge Überholen durch Autofahrer vorgehen, sagte Sprecher und Vize-Chef des ADFC-Landesverbands, Dirk Lau. „So etwas wird gar nicht kontrolliert.“ Die Fahrradstaffel hatte allein am vergangenen Dienstag 57 radelnde Rotlichtsünder erwischt. Allerdings ahndete sie dabei auch 20 Pkw-Parkverstöße.

Als Radfahrer sollte man sich aber an die Verkehrsregeln halten, auch wenn die Ampelschaltungen durchaus fraglich und zum Teil „sehr radfahrer-unfreundlich“ seien, betonte Lau. Meist hätten Radfahrer gemeinsame Ampeln mit Fußgängern und könnten Kreuzungen nicht zusammen mit dem motorisierten Verkehr passieren. Nach Beobachtung des ADFC sind Rotlichtverstöße von Radlern zudem viel harmloser und bei weitem nicht so folgenreich für andere Verkehrsteilnehmer wie die von Kraftfahrern.

Elf Fahrrad-Tote bei Unfällen in Hamburg

Im vergangenen Jahr starben elf Radfahrer bei Unfällen in Hamburg, neun mehr als im Vorjahr. Nach Einschätzung von Lau ist diese „wirklich erschreckend hohe Zahl“ darauf zurückzuführen, dass Radler an Kreuzungen von abbiegenden Auto- oder Lastwagenfahrern oft nicht gesehen würden. Lau nannte als Beispiel einen Unfall in Altona, bei dem Mitte Dezember ein 47 Jahre alter Radfahrer auf diese Weise ums Leben kam.

Um im Sichtfeld der Autofahrer zu bleiben, sollten Radfahrer - wo immer erlaubt - auf der Fahrbahn fahren, „durchaus selbstbewusst, aber defensiv“. Der ADFC fordere eigene Fahrspuren auf viel befahrenen Hauptstraßen. Die Autofahrer müssten begreifen, dass die Straße nicht ihnen allein gehöre, und langsamer fahren. „Tempo 50 in der Stadt ist eigentlich ein Auslaufmodell“, sagte Lau. Gut ausgebaute Strecken sollten als Veloroute ausgewiesen werden. Das über 20 Jahre alte Hamburger Velorouten-Konzept sei nur zu zehn Prozent verwirklicht. SPD und Grüne sollten sich bei ihren Koalitionsverhandlungen auf eine vollständige Umsetzung verständigen.

Die Kritik des ADFC wird offenbar von vielen Radlern in Hamburg geteilt. Im Fahrradklima-Test 2014, einer Umfrage des ADFC in Kooperation mit dem Bundesverkehrsministerium, belegt Hamburg auf der Rangliste der fahrradfreundlichsten Großstädte nur den 35. von 39 Plätzen.