Hamburg. Ärger um Fällgenehmigung in Bahrenfeld. Nabu spricht von „schleichender Entgrünung“. Bezirk hat Fällung auf Spielplatz gestoppt.

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) warnt vor einer „Massenfällung“: Für den in Bahrenfeld geplanten neuen Sportpark hat der Bezirk Altona genehmigt, mehr als 400 Bäume zu fällen. Auf einer Fläche von rund 4600 Quadratmetern sollen dort nahe der Autobahn7 zudem Sträucher und Büsche weichen. Für den Nabu ist dies das derzeit schlimmste Beispiel für den Umgang mit öffentlichem Grün in den Hamburger Bezirken.

Zum Ende der Fällsaison an diesem Wochenende haben die Naturschützer die offiziellen Fälllisten der Bezirke durchgesehen. Das Ergebnis aus Sicht des Verbandes: In Hamburg würden viel zu wenig Bäume nachgepflanzt. So seien während der Fällsaison seit Oktober in Grünanlagen und an den Straßen insgesamt 2742 städtische Bäume abgeholzt worden. Dafür habe es aber nur 748 Ersatz-Pflanzungen gegeben. „Unsere Auswertung legt den Schluss nahe, dass wir es mit einer ‚schleichenden Entgrünung’ Hamburgs zu tun haben“, sagt Nabu-Referentin Katharina Schmidt. Auf besondere Kritik stößt dabei der Bezirk Altona, weil er trotz der umfangreichen Fällungen keinerlei Angaben über Ersatzpflanzungen mache. „Jeder Baum muss aber durch mindestens einen heimischen Baum ersetzt werden“, fordern die Naturschützer.

Die umfangreiche Fällaktion für den geplanten Sportpark war auch in Altona selbst bei betroffenen Bürgern auf Kritik gestoßen. Das Thema kam daher jetzt auch auf die Tagesordnung der Bezirksversammlung. Kritisiert wurde dort allerdings mehr die Informationspolitik des Bezirks, weniger das Fällen selbst, denn wenig Streit gibt es in der örtlichen Bezirkspolitik darüber, dass der Sportpark kommen soll. Dorthin werden mehrere Sportplätze verlagert. Die frei werdenden Flächen will die Stadt für den Wohnungsbau verkaufen, die Einahmen dann in den geplanten A-7-Lärmschutzdeckel investieren. „Und für Sportplätze muss man eben auch Bäume fällen – das geht nicht anders“, sagt Altonas Bezirksamtsleiterin Liane Melzer (SPD).

Allerdings hat der Bezirk die zunächst geplante Fällung einiger Bäume inzwischen wieder gestoppt. Und zwar dort, wo heute noch ein Abenteuerspielplatz angelegt ist. Der Spielplatz soll erst etwas weiter „verschoben“ werden, wenn dort eine Sporthalle gebaut wird, was derzeit aber noch nicht ansteht. Deshalb könnten die Bäume zunächst auch noch bleiben.

Die Kritik des Nabu weist die Bezirksamtsleiterin indes zurück. Für rund 120 Bäume an dem künftigen Sportplatz brauche man nur deshalb eine Genehmigung, weil die anderen noch viel zu dünn seien. Ein Ersatz sei sehr wohl geplant – aber nicht immer notwendig, sagt Melzer. So sind in der Altonaer Fällliste auch Bäume aus den Altonaer Forsten gelistet. Liane Melzer: „Und dort ist es völlig normal, wenn der Förster mal einen Baum fällt, um für andere mehr Licht und Luft zu bekommen.“