Hamburg. Der Altonaer Computerhersteller Protonet kann gesteckte Ziele nicht erreichen. Nun sollen innovative Produkte auf den Markt kommen.

Zwar leitet Ali Jelveh keinen milliardenschweren Elektronikkonzern, sondern eine junge Altonaer Firma mit rund 40 Beschäftigten, die orangefarbene Server-Computer bauen. Doch das Talent für sogenannte Keynote-Ansprachen im Apple-Stil hat er zweifellos. „Daten sind das neue Öl“, sagt Jelveh – und diesen Rohstoff will er geschützt wissen. Mit der Internetkampagne „Free your data“, die am 16. Februar starten soll, will er zusammen mit Partnern erreichen, dass das Recht an den eigenen Daten per Gesetz verankert wird.

Ganz praktisch sollen aber die Protonet-Server dazu beitragen, den Menschen die Hoheit über ihre Daten zurückzugeben: Die Geräte bieten die Funktionalitäten der „Datenwolke“, ohne dass die Nutzer – kleinere Firmen, aber auch Privatpersonen – ihre Daten aus der Hand geben müssen und sich von weltweit operierenden Internetfirmen abhängig machen.

Mit dieser Idee und seiner Überzeugungskraft hatte Jelveh im Frühsommer 2014 einen Weltrekord im sogenannten Crowdfunding aufgestellt: Protonet sammelte innerhalb von fünf Tagen drei Millionen Euro von knapp 2000 Investoren ein.

Vor knapp 200 von ihnen, die zur ersten Anlegerversammlung eines in Deutschland per „Crowd“ finanzierten Unternehmens in das Schmidt Theater an der Reeperbahn gekommen waren, hat Jelveh seine Ziele für 2015 vorgestellt: Nachdem bislang seit der Gründung von Protonet Ende 2012 insgesamt rund 1500 Server verkauft wurden, sollen es in diesem Jahr 3000 Geräte sein. „Unser Fernziel sind 100 Boxen am Tag“, so Jelveh, der die Firma gemeinsam mit Christopher Blum gründete. Der Umsatz soll bei fünf Millionen Euro liegen.

Mehrere der selbst gesteckten Ziele nicht erreicht

Allerdings hat Protonet im abgelaufenen Jahr mehrere der selbst gesteckten Ziele nicht erreicht. So prognostizierte Jelveh im Januar 2014, die Beschäftigtenzahl von damals 25 Personen werde sich bis zum Jahresende verdreifachen. Auch der Umsatz blieb hinter der Planung zurück. Statt der angepeilten 1,3 Millionen Euro kam nur knapp eine Million Euro herein.

Einer der Gründe dafür: Der preisgünstigere Server-Typ Carlita (3569 Euro) war gefragter als das leistungsfähigere Schwestermodell Carla (5599 Euro), während man von einem gleichmäßig verteilten Absatz ausgegangen war. Aber auch der unerwartet große Erfolg der Crowdfunding-Kampagne wirkte sich aus. Denn an jeden Anleger, der mehr als 2000 Euro investierte, wurde einer der neuen kleinen Server des Typs Maya (1399 Euro) ausgegeben. Etwa 800 dieser Geräte wurden daher nach Angaben von Protonet nicht verkauft, sie verursachten aber Produktions- und Werbungskosten in sechsstelliger Höhe.

Unter dem Strich verbuchte das Unternehmen einen Verlust in Höhe des Umsatzes – knapp eine Million Euro. Dabei hatte Jelveh noch Anfang 2014 gesagt, Protonet sei „kurz davor, die Gewinnschwelle zu erreichen“. Doch auch für 2015 wird noch einmal ein Fehlbetrag von rund einer Million Euro erwartet. Die Investoren wird das nach Einschätzung des Firmenchefs nicht schrecken: „Nur der kleinste Teil der Anleger investiert wegen der Rendite in Protonet“, hatte Jelveh im vorigen Jahr gesagt.

Protonet arbeitet schon wieder an neuen Produkten

Zu den erneuten Verlusten dürfte beitragen, dass der Hamburger Computerhersteller schon wieder an neuen Produkten arbeitet. Es handele sich um Hardware wie auch um Software, sagte Protonet-Manager Philipp Baumgaertel. Für 2015 seien vier neue Produkte geplant, die zu einem höheren Umsatz beitragen sollen. Schon im nächsten Monat werde die erste Innovation an den Start gehen.

Neben der Ausweitung des Angebots sollen neue Vertriebskanäle die Umsätze voranbringen. Verträge mit dem Apple-Händler Gravis und dem Schweizer IT-Großhändler Also wurden bereits abgeschlossen, darüber hinaus führe man derzeit Gespräche über weitere Vertriebspartnerschaften, sagte Baumgaertel. Bisher wurden die Geräte vor allem über die eigene Internetseite abgesetzt.

Das Management hatte die Befürchtung geäußert, bei einem Verkauf über mächtige Handelsketten wie etwa Media Markt oder Saturn könne der Preis der Server, die in den Firmenräumen an der Großen Bergstraße montiert werden, unter Druck geraten. Jelveh appellierte aber auch an die Investoren, die er als Teammitglieder ansieht, ihren Beitrag zum Erfolg von Protonet zu leisten: „Ihr seid 2000 Investoren. Wenn jeder von euch fünf Unternehmen von unseren Servern überzeugt, sind das 10.000 neue Kunden“, so Jelveh.