Hohenfelde. An einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Hamburgs an der Alster werden Straßen umgebaut – mitten in einem denkmalgeschützten Ensemble.
Es ist ein Verkehrsknotenpunkt mit besonderer Bedeutung. Dort, wo Schwanenwik, Mundsburger Damm und kurz darauf die Sechslingspforte zusammentreffen, breitet sich vor den stadteinwärts fahrenden Verkehrsteilnehmern plötzlich die Außenalster aus. Keine Gebäude versperren mehr den Blick auf die weite Wasserfläche und die Hamburg-Skyline im Hintergrund – und künftig auch weniger Bäume. Dieser Tage wird das Ufer an der Hohenfelder Bucht gerodet. Am Ende werden ein Feldahorn, vier Silberweiden, eine Robinie und eine Graupappel verschwunden sein.
Sie wären den Kränen im Weg gewesen, die sich dort demnächst drehen werden. Denn für die Hohenfelder Brücken, die den Kanal zwischen der Hohenfelder Bucht und der Alster überspannen, wird eine aufwendige Stützkonstruktion errichtet. Die nebeneinander liegenden Bauwerke mit jeweils drei Fahrspuren, über die täglich 52.000 Autos rollen, sind extrem marode. „Durch Korrosion sind Stahl und Beton angefressen. Um weiterhin verkehrssicher zu sein, müssen die Brücken saniert werden“, sagt Anabel Schnepf vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG).
Ende April soll zunächst eine 1,5 Millionen Euro teure Stützkonstruktion gebaut werden, die aber nur als Provisorium gedacht ist. Denn wegen ihrer Bedeutung nicht nur für Autofahrer, sondern auch für Radfahrer, Jogger und Alsterspaziergänger soll die gesamte Verkehrsachse grundlegend überplant werden. Das kann bis zu fünf Jahren dauern. „In der Sanierungsaufgabe liegt die Chance, den gesamten Straßen- und Stadtraum zwischen der Hohenfelder Bucht und der Alster umzugestalten“, so Anabel Schnepf. „Wir wollen nicht nur eine einfache neue Brückenkonstruktion, sondern eine vernetzte Projektplanung.“
Durch die Überplanung der Verkehrsführung, des Freiraums und der Grünflächen will man Verbesserungen für Fußgänger, Radfahrer und den Busverkehr erreichen. Außerdem soll die Anbindung in die umliegenden Stadtteile optimiert werden. Laut Denkmalschutzliste ist das gesamte Gebiet um die Hohenfelder Bucht herum geschützt: die 1876 erbauten Brücken, Ufer- und Grünanlage sowie das sich nördlich anschließende Parkstück einschließlich der Plastik „Männer im Boot“. Auch der ansässige Hamburger Kanu Club soll nicht angetastet werden.
Er werde mit dem herausragenden Baumbestand und dem einzigartigen denkmalgeschützten Ensemble rund um den Kanu Club „sensibel“ umgehen, versprach der LSBG in einem Flyer, mit dem er im Herbst vergangenen Jahres die Anwohner informierte. Gleichzeitig wurden sie eingeladen, sich mit ihren Ortskenntnissen und Alltagserfahrungen in die Planungen einzubringen. „Die Bürgerbeteiligung hat in diesem Falle mal sehr gut geklappt“, lobt Siegfried Hirsch vom Bürgerverein Hohenfelde. Es habe mehrere Informationsveranstaltungen gegeben, auf denen Ingenieurbüros ihre Entwürfe zur Diskussion gestellt haben. Insbesondere bei den Baumfällungen habe man Schlimmeres verhindern können. „Ursprünglich sollten noch viel mehr Bäume abgeholzt werden“, so Hirsch. Die jetzigen Verluste seien zwar traurig, aber doch unvermeidlich. „Schließlich müssen die Brücken sicher sein.“
Um sie zunächst einmal abzustützen, wird unter den vorhandenen Überbauten ein Durchlass aus Stahl eingebaut. Der wird so konstruiert, dass er kaum sichtbar ist und weiterhin das Feuerwehrboot und die Kanufahrer zwischen Alster und Hohenfelder Bucht verkehren können. Für die Montage der Stützkonstruktion und als Baustelleneinrichtung wird ein Teil der öffentlichen Fläche hinter dem Kanu Club benötigt. Daher wurden jetzt auch Uferbereiche des mit Mauern eingefassten Bucht-Beckens gerodet: Außer einer Robinie wurden hier auch Sträucher und Hecken entfernt.
Während die Stützkonstruktion gebaut wird (22. April bis 1. Oktober), erwartet die Verkehrsbehörde „keine gravierenden Behinderungen“, so Sprecherin Helma Krstanoski. Zumindest nicht für den Berufsverkehr, denn Sperrungen gibt es überwiegend außerhalb der Hauptverkehrszeiten und nachts. In der Buchtstraße wird allerdings während der gesamten Bauzeit der Fahrstreifen Richtung Süden gesperrt; die Bushaltestelle „Graumannsweg“ der Linie M6 verlegt. Außerdem betroffen ist die Barcastraße Richtung Lange Reihe; dort ist im Mai zwei Wochen lang zwischen 10 und 14 Uhr das Rechtsabbiegen in die Sechslingspforte nicht möglich.
Für den Schwanenwik, in dessen Verlauf sich die Hohenfelder Brücken befinden, sollen die Beeinträchtigungen so gering wie möglich gehalten werden. Er wird in sechs Nächten von Mitternacht bis 5 Uhr stadtauswärts gesperrt. Später wird es dann eine Nachtsperrung des Schwanenwik stadteinwärts, danach eine stadtauswärts geben. Vorübergehend können in manchen Nächten auch zwei von drei Fahrstreifen stadteinwärts oder stadtauswärts gesperrt werden. Das werde aber nie gleichzeitig passieren, verspricht Behördensprecherin Krstanoski.