Bei einer Diskussion über MVgida in Schwerin war auch die Entstehung der Pegida-Bewegung Thema. Auslöser sollen Krawalle in Hamburg zwischen Kurden und Türken im Herbst 2014 gewesen sein.

Hamburg/Schwerin/Stralsund/Frankfurt a.M. Bei einem „Offenen Forum“ sind am Montagabend in Schwerin etwa 40 Anhänger und Gegner der islamkritischen MVgida-Bewegung sowie interessierte Bürger erstmals miteinander ins Gespräch gekommen. Thema war auch die Entstehung der Pegida-Bewegung. Auslöser sollen Krawalle in Hamburg gewesen sein. Bei der Diskussion wurde auch Kritik an der Politik laut, die Gespräche mit MVgida strikt ablehnt. Man müsse miteinander reden, hieß es immer wieder in der Runde.

Es sei die Aufgabe der Politik, das Gespräch zu suchen, hieß es. Andere distanzierten sich klar von der Sorge von Pegida und deren Ablegern in deutschen Städten vor einer angeblichen Islamisierung des Abendlandes. Jens Schneider von MVgida wies auf die Anfänge von Pegida hin. Anlass für die Gründung seien die gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Kurden und Türken im Herbst 2014 in Hamburg gewesen. Bei den Krawallen ging es um die von IS-Terroristen bedrohte und zeitweise besetzte Stadt Kobane. Möglicherweise seien Nazis bei MVgida-Demos dabei, sagte Schneider. Doch es finde ein Selbstreinigungsprozess statt, zeigte er sich sicher.

Der Vorsitzende des Islamischen Bundes in Schwerin, Mohamed Dib Khanji appellierte, zwischen Menschen und Religionen zu unterscheiden. „Es gibt Menschen, die Schlimmes tun, nicht Religionen“, sagte er. „Was mich stört, ist, dass Pegida alles miteinander vermischt.“

Anti-“Pegida“-Proteste gehen weiter


Der Protest gegen „Pegida“ und die lokalen Ableger der islamkritischen Bewegung hat am Montag in mehreren deutschen Städten unterdessen wieder Tausende Menschen auf die Straße getrieben. In Braunschweig gingen nach Polizeiangaben mehr als 2000 Menschen auf die Straße, um gegen „Bragida“ zu protestieren. Auch in Kassel und Magdeburg kamen rund 2000 Menschen, in Frankfurt am Main rund 1200 Menschen zu Anti-„Pegida“-Demonstrationen. Auch in Berlin, München, Düsseldorf, Duisburg, Dresden, Darmstadt, Würzburg, Suhl und Stralsund wurde demonstriert.

Mehr als 2000 Menschen protestierten in Braunschweig erneut gegen die islamfeindliche Bewegung „Bragida“ („Braunschweiger gegen die Islamisierung des Abendlandes“). Rund 2000 Menschen gingen in Kassel auf die Straße. „Bei uns brauchen Flüchtlinge keine Angst zu haben“, sagte Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen.

Knapp 2000 Menschen protestierten auch in Magdeburg erneut gegen einen Ableger der islamkritischen „Pegida“-Bewegung. Nach Schätzungen der Polizei beteiligten sich an dem inzwischen dritten „Spaziergang“ von „Magida“ etwa 600 Anhänger. Rund 1200 Menschen demonstrierten in Frankfurt am Main gegen den Aufzug von rund 60 „Pegida“-Anhängern. In Darmstadt demonstrierten mehrere hundert Teilnehmer gegen Rassismus und Fremdenhass.

Keine „Pegida“-Demo in Dresden


Rund 1500 Menschen demonstrierten in Duisburg und Düsseldorf gegen „Pegida“. In Düsseldorf protestierten rund 800 Menschen auf einer Demonstration des Bündnisses „Düsseldorf stellt sich quer“ gegen Fremdenhass und Islamfeindlichkeit. Zu einer Veranstaltung der islamfeindlichen Gruppe „Dügida“ kamen etwa hundert Teilnehmer.

In Dresden, wo am Montag keine „Pegida“-Demonstration stattfand, versammelten sich nach Angaben einer Polizeisprecherin mehrere Hundert Menschen bei einer Kundgebung des Netzwerkes „Dresden für alle“. In Leipzig, wo der „Pegida“-Ableger „Legida“ zuletzt am Freitag marschiert war, hatte der ehemalige Thomaskirchenpfarrer Christian Wolff eine Lichterkette gegen die Islamkritiker initiiert. Daran beteiligten sich nach Angaben eines Polizeisprechers rund 1200 Menschen. Erstmals fand auch in Chemnitz eine Demonstration eines örtlichen Ablegers der „Pegida“-Bewegung statt.

In Berlin brachte das islamkritische „Bärgida“-Bündnis deutlich weniger Menschen auf die Straße als in den Vorwochen. Bei der insgesamt fünften „Bärgida“-Demonstration wurden nach Polizeiangaben vor dem Berliner Hauptbahnhof etwa 85 Teilnehmer gezählt. Dagegen protestierten nach Angaben der Polizei bei zwei Demonstrationen insgesamt rund 500 Menschen.

Auch in München und Würzburg übertraf die Zahl der Gegendemonstranten die Zahl der „Pegida“-Anhänger bei den Kundgebungen bei weitem. In Hannover versammelten sich rund 200 Menschen zu einem multireligiösen Friedensgebet in der Marktkirche.

Neues Bündnis „Direkte Demokratie für Europa“


Das von „Pegida“ abgespaltene neue Bündnis „Direkte Demokratie für Europa“ will am kommenden Sonntag (8. Februar) eine erste Kundgebung in Dresden abhalten. Ziel der neuen Bewegung sei die „Einführung einer direkten Demokratie in Deutschland auf allen Ebenen“, sagte die ehemalige „Pegida“-Sprecherin Kathrin Oertel in Dresden. Der neue Verein soll laut Oertel „bürgernah“ und „konservativ“ sowie rechts von der CDU heimisch sein.

Ursprünglich hatte die neue Bewegung für Montag (9. Februar) eine erste Demonstration angekündigt. Für diesen Tag hat bereits „Pegida“ eine Kundgebung in Dresden angemeldet.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) kritisierte unterdessen „Demagogen“, die „in Dresden und anderswo“ gegen den Islam hetzten. Zugleich wandte er sich bei einem Besuch in Nürnberg gegen Islamisten, die dazu aufriefen, Ungläubige zu bekämpfen.