Der Hamburger Steakhaus-Unternehmer Eugen Block ist mit seinem Imperium in den Lademannbogen umgezogen. Auf dem bisherigen Firmengelände sollen Mietwohnungen gebaut werden.

Hamburg. Er bückt sich und hebt ein Stück Papier auf. Block-House-Gründer Eugen Block kommt oft in das Grand Elysée. Der Hamburger Unternehmer ist über nahezu alles informiert, was in seinem Hotel läuft. Manchmal ist er auch unzufrieden, zum Beispiel wenn die Teppichleiste im 5. Stock noch nicht komplett angebracht worden ist.

„Sie haben noch den alten Wagen für die Bettwäsche“, ruft er gleichzeitig einem Mitarbeiter hinterher, der an ihm vorbeirauscht. Während viele Zimmermädchen in Hamburg über geringe Löhne klagen, bezahlt Block seinen Beschäftigten – wie er erzählt – mindestens neun Euro pro Stunde. Externe Dienstleister, die die Zimmer sauber machen, engagiert er nicht: „Alle Mitarbeiter sind fest angestellt. Das Thema Mindestlohn hat für uns noch nie eine Rolle gespielt.“

Für Block ist 2015 das Jahr vieler großer Ereignisse. Er selbst wird im September 75 Jahre, sein am 25. August 1985 eröffnetes Hotel feiert den 30. Jahrestag. Zudem zieht die Zentrale des Unternehmens derzeit mit rund 80 Mitarbeitern in das neue Hauptquartier am Lademannbogen in Hummelsbüttel. Über mangelnde Arbeit braucht sich der immer noch sehr umtriebige Unternehmer also nicht beklagen. Und dennoch: Block, der bereits mehrmals angekündigt hat, sich stückweise aus seinem Gastro- und Hotelimperium zurückzuziehen, macht jetzt offenbar ernst mit seinem Abschied.

Block geht unter die Wohnungsvermieter

„Im Lademannbogen werde ich kein eigenes Büro mehr haben“, sagt der Mann, der 1968 sein Imperium mit einem Umsatz von inzwischen 340 Millionen Euro gegründet hat. Block rüstet aber weiterhin kräftig auf. Vier Millionen Euro hat er 2014 in die Renovierung des Hotels gesteckt. Dieses und nächstes Jahr werden es nochmals sechs Millionen Euro sein.

Zudem geht Block unter die Wohnungsvermieter. Wenn die bisherige Zentrale in der Hufnerstraße in Barmbek-Süd komplett geräumt ist, plant Block dort auf 10.000 Quadratmetern 140 bis 150 Mietwohnungen zu bauen. Doch das geht nicht so schnell wie es sich der Unternehmer vorstellt. Er hadert derzeit mit der Stadt. „Vor zwölf Jahren haben Dösköppe (er meint seine ehemaligen Architekten; die Redaktion) einen Bebauungsplan aufgestellt, in dem neben Wohnbebauung auch Gewerbeflächen vorgesehen waren. Das war falsch und muss geändert werden. Aber wenn es um Baurecht geht, reagiert die Behörde leider schwerfällig“, sagt der Unternehmer. Von einigen Wohnungen aus habe man künftig sogar einen Blick auf den Goldbekkanal.

20 weitere Jim-Block-Restaurants geplant

Auch in andere Bereiche wird kräftig Geld gesteckt. In Hannover, Frankfurt und München entstehen in diesem Jahr weitere Block-House-Restaurants, für die das Unternehmen jeweils rund zwei Millionen Euro investieren will. Und in Norderstedt ist die Firmengruppe auf der Suche nach einem Grundstück. Dort will Block an einer stark befahrenen Strecke nach amerikanischem Vorbild ein Steakhaus eröffnen. Unter anderem soll sich rund um das Haus eine Terrasse befinden, auf der die Kunden im Sommer Platz finden. Zudem sollen in den nächsten Jahren 20 weitere Jim-Block-Restaurants an den Start gehen, darunter auch einige in Hamburg. Geschlossen wird hingegen das Stammhaus in der Dorotheenstraße wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Vermieter. Nun sucht das Unternehmen neue Flächen in Winterhude oder auf der Uhlenhorst.

Die Block-Gruppe mit inzwischen mehr als 2200 Mitarbeitern und 44 Block-Häusern könnte noch mehr Geld in zusätzliche Häuser investieren, aber durch die stark steigenden Innenstadtmieten lohnt sich das immer weniger. Nun will der Unternehmer, wie bereits seit Jahren am Gänsemarkt und auf dem Jungfernstieg geschehen, seine Restaurants in bester Lage nicht mehr nur ebenerdig anlegen, sondern auch die erste Etage einer Immobilie nutzen. Das spart Pachtausgaben.

Grand Elysée: Umsatzrendite von sechs Prozent

Bei einem ganz anderen Thema ist Block im vergangenen Jahr als eindeutiger Sieger hervorgegangen. Obwohl der Gastro- und Hotelunternehmer am 1. Januar des vergangenen Jahres dem Hotelzimmer-Reservierungsportal HRS gekündigt hatte, konnte das Grand Elysée mit einer Umsatzrendite von sechs Prozent 2014 das beste Ergebnis in seiner 30-jährigen Geschichte erreichen. „Hotelportale sind moderne Raubritter in einer digitalen Welt“, sagt Block. HRS verlangt von den Hoteliers pro Vermittlung eines Zimmers 15 Prozent Provision. Die spart Block jetzt ein.

„Ich habe damals die Scheidung provoziert. Jeder Dritte, der zwischen uns und dem Gast steht, trennt uns schmerzlich vom Gast. Jetzt können wir unsere Zimmer viel differenzierter verkaufen“, sagt der Unternehmer. Der Weg, den das Hotel nach dem Abschied von HRS eingeschlagen habe, sei „voll richtig“ gewesen. „Einige deutsche Hoteliers haben uns dies bereits nachgemacht.“ Das Elysée arbeitet zwar noch mit dem Portal booking.com zusammen, aber dies ist der Tatsache geschuldet, dass das Portal vorwiegend ausländische Kundschaft nach Hamburg bringt, die sich verstärkt im Internet informieren.

Gäste von Buchungsportalen müssen draufzahlen

Inzwischen müssen Gäste, die von Buchungsportalen kommen, laut Block dem Hotel am Rotherbaum zehn Euro pro Nacht mehr bezahlen als jene, die direkt buchen. Von allen Gästen werden keine Storno-Gebühren verlangt, auch wenn sie erst sehr spät absagen. „Es geht uns nicht nur um das Geld, sondern auch darum, dass wir zu Gästen, die privat reservieren, einen besseren Kontakt haben wollen, damit wir als Luxushotel wissen, was wir tun müssen, damit sie sich wohl fühlen“, sagt Block. „Wir wollen keine Schnäppchenjäger, die meist außer der Übernachtungskosten ihr Geld nicht im Hotel ausgeben.“

Sorgen macht sich Block darüber, dass allein bis 2016 weitere 18 neue Hotels in der Stadt entstehen sollen. „Das geschieht deshalb, weil die Investmentgesellschaften glauben, dass sie in der Hansestadt viel Geld verdienen können“, so Block. „Möglicherweise geht das auf, aber ich frage mich, woher das Führungspersonal für die neuen Betriebe kommen soll.“ Für sein eigenes Unternehmen will Block jetzt neben dem bereits erfolgreichen Head College eine neue Akademie an seinem Standort in Zarrentin gründen. „Wir werden künftig unser Führungspersonal noch mehr als bisher in der neuen gemeinnützigen Stiftung für Nachwuchs in der Hotellerie und Gastronomie selbst ausbilden.“

„Es ist wichtig, dass das Unternehmen in sichere Hände kommt“

Apropos Nachwuchs. 2011 übertrug Block seinen Kindern Christina, Dirk und Philipp jeweils acht Prozent der Anteile an dem Unternehmen. Zwar hat er die drei inzwischen in den Beirat der Block-Gruppe einziehen lassen, aber weitere Übertragungen gab es seither nicht. Tochter Christina ist jetzt für das Grand Elysée als Aufseherin zuständig, Sohn Dirk verantwortet die Restaurantbetriebe, Sohn Philipp die Food AG, die unter anderem den Einzelhandel und zahlreiche Hotels und Restaurants in Deutschland beliefert.

Warum Block noch nicht mehr Verantwortung abgegeben hat? „Es ist wichtig, dass das Unternehmen in sichere Hände kommt“, sagt er. Auch die dritte Generation solle von der Firmengruppe profitieren. „Einen solchen Übergabevertrag kann man nicht zwischen Tür und Angel erarbeiten.“ Einen wichtigen Punkt hat er bereits gesetzt. „Die Firma darf nur verkauft werden, wenn die Entscheidung unter den Kindern einstimmig erfolgt“, sagt er und hofft, dass dies niemals passieren wird.