HSH Nordbank Run entstand vor 13 Jahren zur damaligen Olympiakampagne. Erlös geht an „Kinder helfen Kindern“
Hamburg. Wer heute Olympische Spiele plant, der muss vor allem nachweisen, wie nachhaltig dieses Projekt für Stadt, Land und Bevölkerung wäre. In Hamburg hat bereits die Kampagne für die Sommerspiele 2012 Spuren hinterlassen. Eine davon ist der HSH Nordbank Run, ein Firmenlauf durch die HafenCity, der anlässlich der damaligen Bewerbung erstmals am 29. Juni 2002 gestartet wurde.
930 Läufer in 55 Teams drehten da ihre Runden, und wenige von ihnen ahnten, dass diese Veranstaltung einmal eine der größten der Stadt werden würde. In diesem Jahr, bei der 14. Auflage am Sonnabend, 27. Juni (10–18 Uhr), erwartet Initiator Axel Gernert, 58, mehr als 25.000 Läufer, und klammheimlich hofft er, den Rekord von 2008 angreifen zu können, als 28.816 Läufer in 964 Mannschaften ohne Stoppuhr auf die vier Kilometer lange Strecke gingen. 2014 nahmen 23.244 Freizeitsportler in 812 Teams teil.
Vor 13 Jahren war der Lauf ein Experiment. Gernert, seine Mitstreiter Karsten Schölermann und Hans-Jürgen Schulke, von 2000 bis 2005 Direktor des Sportamtes, wollten den Hamburgern ihren neuen Stadtteil an der Elbe näherbringen, in dessen östlichem Teil das olympische Dorf geplant war. Dazu gehörte viel Fantasie. Eingebettet wurde der Lauf in ein viertägiges HafenCity-Fest, dessen Höhepunkt das Public Viewing des WM-Endspiels zwischen Brasilien und Deutschland werden sollte. Die Deutschen verloren allerdings 0:2. Zu diesem Zeitpunkt war die HafenCity eine Industriebrache. Und die Leichtathletikverbände mit ihren populären Marathon- und Volksläufen konnten und wollten sich dort ein laufendes Volksfest – zumal als Teamlauf mit moderierten Einzelstarts, aber ohne Zeitmessung und Ermittlung der Schnellsten – zunächst gar nicht vorstellen. Das Projekt drohte zu scheitern, bevor es überhaupt auf den sandigen Weg gebracht worden war.
„Wir müssen auf Trends setzen, am besten auf solche, die am Anfang ihrer Entwicklung stehen“, verteidigte der promovierte Sportsoziologe Schulke die Idee. Zweitens dürfen diese Art Ereignisse keine Abfolge reiner Wettbewerbe sein, „das Ganze muss immer auch als Fest für große Teile der Bevölkerung inszeniert werden“. Drittens hätten Veranstaltungen Zukunft, die auf eine Corporate Identity gesellschaftlicher Gruppen setzen, wie eben ein Firmenlauf. Der Durchbruch gelang 2005, als ein großes Hamburger Unternehmen eine respektable Zahl an Mitarbeitern zum Mitlaufen motivieren konnte.
Der HSH Nordbank Run steht in diesem Jahr unter dem Motto „Laufen für Spiele in Hamburg“, sollte die Stadt am 21. März von der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) den Zuschlag für die Bewerbung um die Sommerspiele 2024 oder 2028 erhalten. Ein Spendenlauf bleibt die Veranstaltung allemal. Vom Startgeld jedes gemeldeten Läufers fließen sechs Euro und weitere zehn Euro pro Team an das Projekt „Kids in die Clubs“ des gemeinnützigen Abendblatt-Vereins „Kinder helfen Kindern“. Auch diese Aktion, die 2004 ins Leben gerufen wurde, ist ein Nachlass der einstigen Olympiakandidatur.
Mit den Spendengeldern werden in Zusammenarbeit mit der Hamburger Sportjugend (HSJ) und der Hamburger Sozialbehörde Kinder und Jugendliche aus Familien unbürokratisch unterstützt, denen es schwerfällt, für ihren Nachwuchs die Vereinsbeiträge zu zahlen, Sportschuhe und Trikots zu kaufen oder sie auf Reisen mitzuschicken. Allein im vergangenen Jahr wurden auf diese Art 9300 Nachwuchssportler in mehr als 100 Hamburger Clubs gefördert. Insgesamt summiert sich die Spendensumme aus den HSH Nordbank Runs bis heute auf über 1,1 Millionen Euro. Die Fußball-Bundesliga-Stiftung hat die drei Träger des Projekts „Kids in die Clubs“ im vergangenen Jahr mit dem „Preis für soziales Engagement“ ausgezeichnet.
Initiator Gernert, mit der Agentur CJP Hamburg auch Erfinder der Auslaufparaden des Oceanliners „Queen Mary 2“, hat mit der Veranstaltung noch einiges vor: „Der Lauf hat Potenzial. Wir sind längst nicht am Ende der Entwicklung.“ Bislang ist der HSH Nordbank Run zumindest das größte Lauf- und Breitensport-Event Norddeutschlands. Eine Hamburger Olympiabewerbung würde den Stellenwert vermutlich zusätzlich befeuern.
Eine leicht geänderte Streckenführung könnte in den nächsten Jahren das für 2024 geplante Olympiagelände auf dem Kleinen Grasbrook erkunden helfen – und damit noch stärkeres Interesse wecken. Bis zur J. P. Morgan Corporate Challenge in Frankfurt, dem 5,6 Kilometer langen Firmenlauf der großen US-Bank mit Hauptsitz in New York, ist es indes noch ein weiter Weg. Im vergangenen Jahr rannten dort 71.735 Läufer in 2781 Teams den Main entlang.
Informationen und Anmeldungen zum Lauf am 27. Juni 2015 unter www.hsh-nordbank-run.de