Wer in Sportkleidung in die Kunsthalle kam, hatte freien Eintritt. Auch Hockey-Teams und Freezers werben für Spiele in Hamburg.
Hamburg. Es war schon ein ungewohntes Bild, wie Carina Fiedler mit Sportpulli, Jogginghose und Laufschuhen durch die Kunsthalle streifte. Das erste Mal überhaupt, wie sie zugab. Und die Volksdorferin war bei Weitem nicht die Einzige, die in der Hamburger Kulturinstitution am Sonnabend in Sportbekleidung zu Gast war. HSV-Trikots und Laufshirts prägten das Bild, sogar das Hamburger Judo-Team zeigte sich in Arbeitsklamotten, um seine Unterstützung für die Hamburger Olympiabewerbung zu demonstrieren. Denn die Kunsthalle hatte einen „Olympia-Tag“ initiiert, um die vielfältige Verflechtung zwischen Kunst und Sport aufzuzeigen. Alle Gäste, die sich in Sportkleidung auf den Weg zum Glockengießerwall gemacht hatten, kamen an diesem Tag in den Genuss freien Eintritts.
„Wir wollen mit dieser Aktion den Brückenschlag zwischen Kunst und Sport fortführen und zeigen, dass wir voll hinter der Idee von Olympischen Spielen in der Hansestadt stehen“, erklärte Stefan Brandt, Geschäftsführer der Kunsthalle und gleichzeitig Olympia-Botschafter. „Sportler wie auch Künstler folgen ihrer Passion, ohne dafür in der Regel mit großem Geld entlohnt zu werden. Die Olympischen Spiele hier wären eine große Chance, von der alle Hamburger auch danach noch profitieren werden – in ganz vielen Bereichen.“ Die Chancen ständen gut, denn die Bevölkerung hier sei deutlich positiver gegenüber der Großveranstaltung eingestellt als die Menschen in Berlin, Hamburgs nationalem Konkurrenten.
Äußerst positiv eingestellt waren auch die sportlichen Kunsthallen-Besucher. Etwa doppelt so viele Gäste wie an einem normalen Sonnabend fanden sich bis zum Feierabend ein – viele von ihnen besuchten die Einrichtung zum ersten Mal überhaupt. Die Organisatoren hatten ein buntes Programm zusammengestellt: Neben zwei Kunstausstellungen konnten Kinder zusammen mit ihren Eltern Medaillen herstellen. Ein Dokumentarfilm über die Geschichte der olympischen Kunstwettbewerbe von 1912 bis 1948 lief in Dauerschleife, im Lichthof wurden Drucke mit Darstellungen des Zeus-Tempels in Olympia aus dem 19. und 20. Jahrhundert sowie Medaillen mit Sportthemen ausgestellt.
Kunsthallen-Direktor Hubertus Gaßner war zufrieden, dass die Aktion so gut aufgenommen wurde. „Olympische Spiele hätten eine langfristige Entwicklung für die Stadt zur Folge. Dadurch könnte auch endlich der oft beschworene Sprung über die Elbe gelingen, da im Süden neue Sport- und Kulturstätten entstehen würden“, sagte er.
Am Nachmittag fanden sich Hockeyidol Moritz Fürste, Jürgen Mantell, Präsident des Hamburger Sport-Bundes (HSB), sowie der ehemalige St.-Pauli-Präsident und Kulturschaffende Corny Littmann zu einer Gesprächsrunde ein. Vor allem der zweifache Olympiasieger Fürste konnte mit emotionalen Erinnerungen punkten. „Olympia befruchtet die Gedanken in unbeschreiblicher Weise. Wenn die Stadt die Möglichkeit hat, ihre Bürger diese Erfahrungen machen zu lassen, sollte sie sich das nicht nehmen lassen. Wer kann sich nicht noch an die Fußball-WM 2006 im eigenen Land erinnern, wie die unterschiedlichsten Kulturen sich in den Armen lagen. Olympia potenziert das noch“, sagte Fürste.
Am Sonntagnachmittag war der 30-Jährige dann erneut als Botschafter des olympischen Gedankens gefragt. Gemeinsam mit seinen Mit-Olympiasiegern Nico Jacobi und Carlos Nevado besuchte der Spiellenker des Uhlenhorster HC das zum „Olympia-Spiel“ ausgerufene Heimmatch der Hamburg Freezers in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gegen die Iserlohn Roosters. Die drei Hockeystars standen, wie auch Sportsenator Michael Neumann, in der ersten Drittelpause für eine Fragerunde zur Verfügung. Immer wieder wurden auf dem Videowürfel Einspielfilme zum Thema Olympia gezeigt.
Beim Einlaufen beider Mannschaften hatten die 12.800 Besucher in der ausverkauften O2 World kleine Fähnchen mit dem olympischen Motto „Wir sind Feuer und Flamme, weil Hamburg nur gewinnen kann“ geschwenkt, dazu hatten die Einlaufkinder gemeinsam mit den Cheerleadern der Ice Girls am Mittelkreis zwei große Banner mit dem „Feuer und Flamme“-Logo aufgespannt. „Ich finde es sehr gut, dass die Freezers die Olympiabewerbung unterstützen, auch wenn es nicht um Winterspiele geht. Das zeigt, dass alle Sportler zusammenhalten für das gemeinsame Ziel“, sagte Freezers-Fan Stefan Karrasch, dessen Sohn Luis mit Hingabe das weiße Papierfähnchen schwenkte.
Mächtig ins Zeug gelegt für die Spiele in Hamburg hatten sich am Nachmittag zuvor auch die D- und C-Hockeymädchen des Harvestehuder THC. Beim Viertelfinalspiel der Herren des Clubs gegen den TSV Mannheim (8:3) war die Hockeyhalle an der Barmbeker Straße mit Dutzenden bunter Bilder geschmückt, die der HTHC-Nachwuchs gemalt hatte. In einem Glaskasten waren die beiden Goldmedaillen zu bewundern, die HTHC-Welthockeyspieler Tobias Hauke bei den Spielen 2008 und 2012 gewonnen hatte. Besonders stolz war Präsident Cito Aufenacker jedoch auf die T-Shirts mit dem „Feuer und Flamme“-Logo. Diese werden die Herren und Damen des HTHC auch am kommenden Wochenende bei der Endrunde um die deutsche Hallenmeisterschaft tragen – in der Max-Schmeling-Halle in Berlin. „Das ist doch ein schönes Zeichen, das wir mit unseren Shirts im Duell mit der Hauptstadt setzen können“, sagte er.