Papst hat entschieden: Kölner Generalvikar Stefan Heße soll Nachfolger von Werner Thissen werden. Der neue Erzbischof darf sich auf eine weltoffene und keineswegs kirchenfeindliche Metropole freuen.
Hamburg/Köln. Am kommenden Montag, 12 Uhr, wollen der Vatikan und das Erzbistum zeitgleich den Namen des neuen Hamburger Erzbischofs bekannt geben. Während sich die Kirchenoberen in der Hansestadt am Wochenende respektvoll in Schweigen hüllen, ist in der Domstadt Köln längst bekannt: Der bisherige Kölner Generalvikar Stefan Heße, 48, soll neuer Erzbischof in Hamburg und damit Nachfolger von Werner Thissen werden, der 2014 in den Ruhestand trat. Das jedenfalls will der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Freitag erfahren haben.
Fest steht, dass der gebürtige Kölner Spross einer Bäckerfamilie, promovierte Theologe, Seelsorger und Medienprofi auf jener Dreierliste stand, die Papst Franziskus als Personalvorschlag an das Hamburger Domkapitel gesandt hatte. Das siebenköpfige Gremium hat auf dieser Basis nun den neuen Erzbischof gewählt. Sofern es sich dabei um den Kölner Geistlichen und Vertrauten des emeritierten Kardinals Meisner handelt, bleibt ihm mit dem Wechsel nach Hamburg ein deutlich schwereres Amt erspart. Denn Heße sei auch als Nachfolger Tebartz-van Elsts im Bistum Limburg im Gespräch gewesen, hieß es. Zwar erwartet den neuen Amtsinhaber eine katholische Diaspora im hohen Norden, bei der die Katholiken deutlich in der Minderheit sind. In der Hansestadt gehören gerade mal zehn Prozent der römisch-katholischen Kirche an. Das gesamte Erzbistum mit seinen Pfarreien in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg zählt knapp 400.000 Mitglieder.
Doch der neue Erzbischof darf sich auf eine liberale, weltoffene und keineswegs kirchenfeindliche Metropole freuen, in der ökumenische Zusammenarbeit und interreligiöser Dialog zur gelebten Religion gehören.
Dass der 1993 von Joachim Kardinal Meisner geweihte Priester souverän und dialogbereit über den klerikalen Tellerrand blicken kann, zeigen wesentliche Etappen seiner Biografie. Heße leitete die Hauptabteilung Seelsorge-Personal, arbeitete als Diözesanbeauftragter für Rundfunk und Fernsehen im Erzbistum Köln und gehört dem WDR-Rundfunkrat an. Und als Diözesanadministrator hat er praktisch von der Pike auf gelernt, eine Diözese zu leiten.
An der Elbe sprudeln die Finanzquellen allerdings längst nicht mehr so stark wie am Rhein. Um die Kosten zu senken, entstehen jetzt überall im Erzbistum Hamburg pastorale Räume. Für die verbliebenen Priester, ehrenamtlichen Mitarbeiter und Gemeindemitglieder ergeben sich dadurch viele Fragen, die dringend einer Klärung bedürfen. Wenn Dompropst Franz-Peter Spiza am Montag den Namen im Mittagsgebet verkündet, ist der Thissen-Nachfolger noch nicht dabei. Wer auch immer es sein wird: Das neue katholische Oberhaupt für den Norden stellt sich erst am Dienstag offiziell in Hamburg vor.