Weil der Naturschutz nicht ausreichend berücksichtigt werde, hat der Nabu die Gespräche mit der Wirtschaftsbehörde gestoppt und will vor Gericht ziehen. Jetzt muss Bürgermeister Olaf Scholz ein Machtwort sprechen.
Finkenwerder. Der Bau der Autobahn 26 auf Hamburger Gebiet droht sich auf Jahre hinaus zu verzögern. Weil sie die Belange des Naturschutzes nicht ausreichend berücksichtigt sehen, hätten der Naturschutzbund (Nabu) und weitere Umweltverbände die Gespräche mit der Wirtschaftsbehörde über einen Interessenausgleich ausgesetzt, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Alexander Porschke, am Freitag. Zugleich habe man Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) in einem Brief gebeten, für eine Entscheidung zu Gunsten des Naturschutzes zu sorgen.
Wirtschaftsbehörde und Umweltverbände hatten in den vergangenen Monaten vertraulich darüber gesprochen, wie die Belange des Naturschutzes beim Bau der A26 von Stade bis zur A7 berücksichtigt werden können. „Ziel dieser Güteverhandlungen war es, als Kompensation für die massiven Naturverluste durch die geplante Autobahn und die Neuordnung des Obstbaus einen Biotopkorridor zwischen den regionalen Naturschutzgebieten zu errichten und ökologisch zu entwickeln“, erklärte der Nabu. Im Gegenzug hätten die Verbände auf Klagen gegen Planfeststellungsverfahren verzichtet.
Im Dezember sei bekannt geworden, dass eine für den Biotopkorridor wichtige, etwa 6,5 Hektar große Fläche an einen Landwirt zur Nutzung für den intensiven Obstanbau übergeben werden solle, sagte Porschke. Eine entsprechende Vereinbarung solle am 1. Februar unterzeichnet werden, stehe bis dahin aber unter einem politischen Vorbehalt. Der Bürgermeister habe es in der Hand „die Tür für einen erfolgreichen Interessenausgleich offen zu halten“.
Die Umweltverbände fordern, dass der Biotopkorridor eine Mindestbreite von 400 Metern hat. Nur so sei es möglich, dass Pflanzen und Tiere sich ausbreiten könnten. Sollte die Stadt nicht auf die Forderung des Nabu eingehen, werden man gegen alle fünf Planfeststellungsverfahren klagen. „Das kann dann sehr lange dauern“, sagte Porschke. Dann werde man auch gegen die geplante Trassenführung der Autobahn gerichtlich vorgehen. Eine Lösung des Problems könnte darin bestehen, dass ein etwa 40 Hektar großes Waldstück, das die Hafenbehörde für Logistikzwecke vorhalten will, zu dem Biotop hinzufügt wird.
Die Wirtschaftsbehörde reagierte am Freitag ungehalten. Die Stadt habe von Anfang an das Gespräch mit den verschiedenen Interessengruppen gesucht, um eine Balance zwischen den verkehrlichen, hafenwirtschaftlichen, landwirtschaftlichen und ökologischen Belangen hinzubekommen, heißt es in einer Erklärung. „Dem vom Nabu geforderten absoluten und unverrückbaren Vorrang von Naturschutzinteressen kann im Hinblick auf die erwähnten unterschiedlichen Nutzungsansprüche nicht entsprochen werden.“
Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof hatte noch in der vergangenen Woche erklärt, dass die Wirtschaftsbehörde mit den planerischen Vorbereitungen für die A26 auf gutem Wege sei. Man stehe mit den Grundstückseigentümern kurz vor einer Einigung und führe mit Umweltschützern konstruktive Gespräche. Daher könne er sich vorstellen, dass die Stadt spätestens im kommenden Jahr eine Planung vorlegen werde, die viele Einwände berücksichtige, sagte Rieckhof. 2016 könnte der Planfeststellungsbeschluss vorliegen, 2017 mit dem Bau begonnen werden.