Der Amerikaner Will Scott gab auf einem Kongress in Hamburg interessante Einblicke in den nordkoreanischen Uni-Alltag. Internet gibt es dort nur in abschließbaren Räumen und unter Aufsicht.
Hamburg. Angeblich soll Nordkorea hinter einem Angriff auf das Filmstudio Sony Pictures Entertainment stecken. Doch wie werden eigentlich Informatiker in dem abgeschotteten Land ausgebildet? In Hamburg hat der Amerikaner Will Scott nun Einblicke in das nordkoreanische Bildungssystem gegeben.
Der Student aus den USA unterrichtete mehrere Monate lang als Gastprofessor Informatik an der Technischen Universität Pjöngjang (PUST). „Die Studenten hatten Zugang zu Computern und wussten, wie man sie benutzt“, erzählte Scott am späten Montagabend auf dem Kongress des Chaos Computer Clubs.
Zugang zum regulären Internet haben nur wenige Nordkoreaner. Auch die PUST-Studenten konnten nur in einem gesonderten Raum unter Beobachtung im Internet surfen. Es gibt ein internes Internet oder Intranet innerhalb des Landes mit mehreren tausend Webpages, berichtete Scott.
Nordkorea habe ein eigenes Betriebssystem für Computer namens Red Star, praktisch ein Nachbau des Mac-Betriebssystems. Auch Handys gibt es in dem Land, inklusive Apps. „Sie geben sich viel Mühe mit einigen Apps“, berichtete Scott. Er zeigte eine App, die hunderte Reden des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un enthält. Es gibt auch eine nordkoreanische Version des Handyspiels Angry Birds.
„Sie passen die Dinge an ihren Markt an“, sagte Scott. Er gehe davon aus, dass einige seiner Studenten später an Handy-Apps arbeiten werden, sagte er. Informatik werde an einer Handvoll Universitäten gelehrt. Ob das Land die Fähigkeiten für einen Angriff auf Sony habe, wollte Scott nicht sagen. „Ich würde es vorziehen, mich von diesem Thema fernzuhalten.“