Denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge: Zimmer sind seit Wochen ausgebucht, Tische werden vererbt. Vor allem in den Luxushotels gehören die Festtage zu den umsatzstärksten des Jahres.
Hamburg. Weihnachten im Hotel statt im eigenen Wohnzimmer – das wird für immer mehr Hamburger zur Tradition. Vor allem in den Luxushotels der Hansestadt gehören die Festtage zu den umsatzstärksten des Jahres. Die Tische in den Restaurants sind bereits seit Langem ausgebucht, und auch die Zimmer werden teils schon Monate im Voraus reserviert: „Wir erwarten Heiligabend allein zum Mittagessen 500Gäste. Alle unsere Restaurants und die Festsäle sind geöffnet. Dort werden die Tische gewissermaßen über Generationen vererbt, denn manche alteingesessene Familie kommt an diesem Tag schon seit Jahrzehnten zu uns“, sagt Ingo C. Peters, Direktor des Hotels Fairmont Vier Jahreszeiten.
Peters sitzt in der Wohnhalle seines Hotels und schaut auf den mit roten Kugeln geschmückten Weihnachtsbaum. „Auch am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag ist bei uns traditionell viel los“, sagt Peters, der das Luxushotel seit 17 Jahren leitet. „Weihnachten im Vier Jahreszeiten, das ist für viele unserer Stammgäste zum Ritual geworden, Bescherung inklusive.“
„Die Auslastung unseres Hauses liegt bei 80 Prozent“, sagt der Hoteldirektor. Viele Gäste seien Touristen, die das Fest an der Elbe verbringen möchten. Das sei in den 1990er-Jahren noch ganz anders gewesen: „Damals waren vielleicht zehn Zimmer belegt, und abends war höchstens ein Restaurant geöffnet – mit einer Notbesetzung bis 21 Uhr“, sagt Peters. Heute seien in seinem Haus über die Weihnachtstage etwa 200 Mitarbeiter im Einsatz.
Diese Entwicklung bestätigt auch Hamburg Tourismus-Chef Dietrich von Albedyll: „Hamburg ist auch in diesem Jahr wieder stark nachgefragt.“ Seit 2001 sei die Zahl der Übernachtungen im Dezember von 322.000 auf 850.000 im Jahr 2013 angestiegen. In diesem Jahr seien sogar 870.000 Übernachtungen gezählt worden.
Auch im Hotel Atlantic Kempinski an der Außenalster laufen die Vorbereitungen seit Tagen auf Hochtouren: „Unser Restaurant ist an Heiligabend und am ersten und zweiten Feiertag komplett ausgebucht, es gibt sogar eine Warteliste. Wir zählen an den drei Tagen insgesamt 730 Gäste“, sagt Direktor Peter Pusnik. Das „Weiße Schloss an der Alster“ ist weihnachtlich dekoriert. In der Empfangshalle steht ein opulenter, mit goldenen Kugeln geschmückter Weihnachtsbaum. „Unsere Gäste sollen sich natürlich auch an den Festtagen in unserem Haus wie zu Hause fühlen“, sagt Direktor Pusnik.
Der Heiligabend beginne im Atlantic traditionell mit einem Champagnerempfang in der Lobby. Nach dem Essen träfen sich einige Familien zur Bescherung am Kamin: „Die Stimmung ist sehr besinnlich. Eigentlich wie in den eigenen vier Wänden – nur dass man hier von Personal umsorgt wird und sich ganz auf das Fest konzentrieren kann“, sagt Pusnik. Für die Mitarbeiter – etwa 50 sind pro Tag im Service und 30 in der Küche im Einsatz – gehe es natürlich weniger besinnlich zu: „Es muss alles perfekt sein. Wir sind Dienstleister und das an 365 Tagen im Jahr.“
Mit einer Zimmerauslastung von gut 60 Prozent über die Festtage ist Direktor Pusnik zufrieden: „Bei uns logieren zu dieser Zeit wenig klassische Touristen. Es sind vor allem Gäste, die ihre Familien in Hamburg besuchen und dann bei uns übernachten.“ Weihnachten sei überall im Haus präsent. Dazu gehöre auch, dass in den Suiten Tannenbäume aufgestellt würden.
In den etwas preisgünstigeren Hotels der Stadt geht es ruhiger zu: Ein Beispiel sind die beiden miteinander verbundenen, erst im November eröffneten Hotels Ibis und Ibis Budget an der Amsinckstraße mit insgesamt 448 Zimmern. „Wir werden an den Weihnachtstagen wohl eine Auslastung von höchstens 30 bis 35 Prozent erreichen“, sagt Direktor Knut Sander.
Das Restaurant im Ibis bleibe über die Festtage geschlossen, an der Bar gebe es ein „erweitertes Snackangebot“. Direktor Sander ist darüber nicht unzufrieden: „Unser Hotel ist keines, in das der Gast kommt, um einen Verwöhnurlaub zu verbringen. Unsere Gäste nutzen das Hotel, um zu schlafen und um die Stadt zu erkunden. Doch diese Individualtouristen sind an den Festtagen eher selten.“ Sander sieht die Buchungslage entspannt: „Wir hatten eine sehr erfolgreiche, aber auch anstrengende Startphase. Jetzt können wir mal ein paar Tage durchatmen, und viele Mitarbeiter können Weihnachten mit ihren Familien verbringen, es arbeitet nur eine kleine Besetzung.“ Die Ruhephase sei sinnvoll. „Denn unsere beiden Häuser sind vom 27. Dezember bis Neujahr quasi ausgebucht.“