Bei einem Einbruch in die Wohnung des Liedermachers wurden zwei Tresore gestohlen. Darin liegen für die Familie „unersetzliche Dinge“. Jetzt appelliert Biermann an die Diebe, die Gegenstände zurückzugeben.

Hamburg. Der Schock für den in Hamburg lebenden Liedermacher Wolf Biermann und seine Frau Pamela ist groß: Nachdem Einbrecher in die gemeinsame Wohnung eingedrungen waren, wird nun das ganze Ausmaß der materiellen und immateriellen Schäden deutlich. Wolf Biermann verschickte am Montag einen Appell an die Einbrecher, den wir an dieser Stelle im Wortlaut veröffentlichen:

„Hochwahrscheinlich am späten Abend des 18. Dezember, ein Donnerstag, wurde in unser Haus eingebrochen. Die Einbrecher erbeuteten zwei große schwere feuerfeste dunkelbraune Stahltresore, die jeder etwa 3 Zentner wiegen. (Maße: etwa 120x80x60), voll mit zum Teil unersetzlichen Dingen. Unersetzbar für unsere Familie ist ein kleines Lederköfferchen, darin ein abgegriffenes, handtellergroßes braunes Portemonnaie, das mein Vater meiner Mutter im Februar 1937 auf den Küchentisch legte, dazu einen kleinen roten Wollschal, als er von Gestapobeamten verhaftet wurde und niemals wiederkam.

Im Tresor lagen auch die kostbarsten persönlichen Dokumente der Familie, Fotos, auch das Original einer historisch außergewöhnlichen offiziösen Sterbeurkunde aus dem KZ Auschwitz, in der ein falscher Standesbeamter mit echtem Stempel und Unterschrift bestätigte, daß der Häftling Dagobert „Israel“ Biermann am 22. Februar 1943 an Herzschwäche verstorben sei ... Es lagen im Safe außerdem meine drei letzten prall gefüllten Tagebücher, solide Buchbinderarbeit in feinem Leder, im Format Din A6. Jedes dieser Büchlein mit etwa 300 Seiten, in feiner kleiner Schrift sorgfältig handgeschrieben.

Im Stahlschrank lagen auch eine Luther-Bibel aus dem Jahre 1732, zwei Apple-Computer, zwei neue Mobil-Telefone (des Weihnachtsmannes), und zwei besonders kostbare Neumann-Kondensator-Mikrophone, mit denen ich meine sämtlichen Tonaufnahmen machte seit 35 Jahren.

Bibel, Mikrophone und Mobiltelefone mögen die Einbrecher behalten und an Hehler verkaufen. Aber die persönlichsten Dinge: Meine drei Tagebücher und die Familienurkunden, vor allem die abgegriffene Skatpfennigbörse meines Vaters sind nur für uns persönlich irgendetwas wert. Wir bitten uns diese Dinge wiederzugeben.

Einen „ehrlichen Finder“ unter ihren Kumpeln werden die Einbrecher doch finden, der sich in keine Gefahr begibt, wenn er diese eigentlich nutzlosen Utensilien bei der Polizei (Tel. 4286-56789) eintauscht gegen einen Finderlohn.“ Wolf Biermann, Hamburg, den 22.12.2014.