Bürgermeister Scholz und die Senatoren kleben ihre 1,8 Zentimeter kleinen Abbilder in das Modell-Olympiastadion in der Europa Passage. Die Aktion soll die Hamburger für Olympia begeistern.
Hamburg. Kultursenatorin Barbara Kisseler hängt in ihrem roten Kostüm ein wenig derangiert auf der Tribüne, etwas abseits von ihren Kollegen. Die übrige Senatorenriege hat sich ordentlicher platziert – Justizsenatorin Jana Schiedek in einem dunkelblauen Kostüm, Bausenatorin Jutta Blankau hat sich für einen schwarzen Hosenanzug entschieden, Schulsenator Ties Rabe trägt eine rote Krawatte. Gemeinsam sitzen sie im Hamburger Olympiastadion und schauen sich die Sommerspiele 2024 an. Ein Traum! Noch. Denn die elf Senatoren sind, wie sie da als Zuschauer sitzen, nur 1,8 Zentimeter groß und aus Kunststoff.
Dass sich auch die USA um die Spiele bewerben, beunruhigt nicht
Der Senat ist am Mittwochnachmittag kurz vor den Haushaltsberatungen auf einen Sprung ins Mini-Olympiastadion in die Europa Passage gekommen. Dort platzierten die Politiker ihre Mini-Abbilder mit Sekundenkleber auf der Tribüne. Alle waren erschienen, um ein wenig Werbung für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Hamburg zu machen – und im Wahlkampf wohl auch für sich selbst. Denn sonst ist es schwierig, die Senatoren kurz vor der Bürgerschaft zu einem gemeinsamen Termin zusammenzubekommen. Doch die Senatoren wissen natürlich um die hohe Symbolkraft: „Das wäre eine einmalige Chance, in Hamburg Olympia sehen zu können“, sagte Wirtschaftssenator Frank Horch zur Hamburg-Bewerbung. Und Finanzsenator Peter Tschentscher findet die Bewerbung für Olympia eine „tolle Idee, die Begeisterung auslöst in der ganzen Welt“.
Bürgermeister Olaf Scholz spürte den olympischen Geist schon fast, als er sein Plastikabbild auf die Tribüne klebte. „Es fühlt sich schon an, als guckte ich zu.“ Dass sich nun auch die amerikanischen Großstädte Boston, Washington, San Francisco und Los Angeles um die Austragung der Spiele bewerben, lässt Sportsenator Michael Neumann noch vollkommen kalt: „Deutschland hat gute Chancen, und Hamburg ist eine gute Visitenkarte für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024.“
Mit der Aktion, bei der Besucher in den kommenden Wochen 50.000 Miniatur-Zuschauer in ein zehn Quadratmeter großes Modellstadion setzen können, wollen die Macher des Miniatur Wunderlandes, Frederik und Gerrit Braun, die Hamburger für Olympia begeistern. Gerrit Braun: „Jede Figur ist ein Symbol für einen Hamburger, der von Olympia in Hamburg träumt und sich für die Spiele engagieren will.“ Rund 28.000 Figuren sind schon seit der ersten Dezemberwoche in das Stadion geklebt worden, Platz ist für 50.000. Weil der Andrang so groß ist, wollen die Miniatur-Wunderland-Macher das Stadion um einen weiteren Zuschauerrang aufstocken, sodass 75.000 Kunststofffiguren Platz haben. Täglich von sechs bis 21 Uhr können Passanten in der Europa Passage eine Figur in das Stadion kleben. 110 Zuschauertypen haben die Modellbauer gebastelt.
Am 21. März fällt die Entscheidung, ob sich Hamburg oder Berlin bewirbt
Jürgen Krause, 63, aus Cuxhaven, muss nicht mehr überzeugt werden. Er hat gerade eine blaue Figur ins Stadion geklebt. Blau sei seine Lieblingsfarbe. „Ich finde Olympia schön und möchte, dass die Segelwettkämpfe dann in Cuxhaven ausgetragen werden. Das wäre mein Wunsch.“ Auch die Marinesoldaten, die ihre Weihnachtsfeier in Hamburg verbringen und auch soeben Figuren festgeklebt haben, träumen von Olympia im Norden. Sie kommen aus Kiel. „Olympia in Hamburg wäre cool, weil es in der Nähe ist“, sagte Hauke Voller, 24. „Wir haben es einfach gern, wenn andere Nationen bei uns zu Gast sind“, sagte Florian Kunkel, 28.
Ob Hamburg oder Berlin das Rennen um die deutsche Olympia-Bewerbung macht, will der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am 21. März entscheiden.