Die Seaside Gruppe mit Hauptsitz in Hamburg eröffnet ein Fünf-Sterne-Hotel in Dresden. Seaside-Geschäftsführer Gregor Gerlach richtet seinen Fokus in der Hansestadt auf das Side an der Drehbahn.
Hamburg. Die Seaside Hotels mit Hauptsitz in Hamburg setzen auf Expansion: Im April 2015 wird ein Fünf-Sterne-Boutiquehotel der Gruppe in Dresden eröffnet. Das bestätigte Seaside-Geschäftsführer Gregor Gerlach dem Abendblatt: „Wir werden das Radisson Blu Gewandhaus Hotel übernehmen und nach einer umfassenden dreimonatigen Modernisierung an den Markt gehen.“ Das ist das zehnte Haus der Seaside Gruppe, die dann sechs Häuser in Deutschland, darunter das Side an der Drehbahn, betreibt. Außerdem besitzt die Kette vier Hotels auf den spanischen Ferieninseln Gran Canaria und Lanzarote. Es arbeiten rund 1000 Mitarbeiter für das Unternehmen.
Sein neuestes Objekt bezeichnet Gregor Gerlach als „Schmuckstück“. Das historische Gewandhaus in Dresden wurde zwischen 1768 und 1770 errichtet und liegt im Zentrum der sächsischen Landeshauptstadt. Die 97 Zimmer sowie die öffentlichen Bereiche des Hauses sollen eine Frischzellenkur erhalten und das Hotel dann im neuen Glanz erstrahlen: „Wir setzen wie bei all unseren Produkten auf einen individuellen Stil und ein zum Gebäude passendes Design“, sagt Gerlach. Über Geld spricht der Unternehmer, dessen Firmensitz an der Wexstraße in der Hamburger Neustadt liegt, nicht gerne. Aber dem Vernehmen nach werden die Kosten für die Revitalisierung des Hotels wohl im höheren einstelligen Millionenbereich liegen.
Weitaus höher ist das Investment, das die Seaside Gruppe auf Gran Canaria plant. In Pasito Blanco soll ein Fünf-Sterne-Haus mit rund 600 Zimmern entstehen. Der Baubeginn ist für das kommende Jahr geplant und die Fertigstellung bis Ende 2017: „Wir haben das Grundstück schon seit einigen Jahren. Die Finanzierung hat sich ein wenig hingezogen, aber jetzt können wir starten“, sagt Gerlach. Die Nachfrage nach Hotels der Spitzenklasse sei auf Gran Canaria groß. Auf der Insel kennt sich Gregor Gerlach aus. Hier hat die Kette bereits drei Häuser, darunter das 1975 erbaute Palm Beach und das Grand Hotel Residencia.
Gregor Gerlach ist als sehr umtriebig bekannt. Deshalb wird Grand Canaria wohl nicht das letzte Hotelprojekt sein. Es gebe bei Seaside keine Fünfjahrespläne oder eine Expansionsstrategie, sagt Gerlach. Man sei immer auf der Suche nach interessanten Standorten, die zu der Marke passen und an denen sich Häuser im Luxussegment realisieren lassen. München steht ganz oben auf seiner Wunschliste. Ein zweites Haus in Hamburg kann er sich ebenfalls vorstellen. Aber: „Wir haben mit dem Side bereits ein Produkt im Fünf-Sterne-Segment, deshalb könnte es nur ein Haus sein mit einem ganz anderen Konzept.“ Zurzeit gebe es jedenfalls keine konkreten Pläne. Seinen Fokus in der Hansestadt richtet Gregor Gerlach auf das Side an der Drehbahn.
Das 2001 eröffnete Designhotel in der Innenstadt, ist auch bei der Prominenz beliebt. So steigt hier die deutsche Fußballmannschaft mit Bundestrainer Joachim Löw regelmäßig ab. Die durchschnittliche Ausstattung des Hauses mit 178 Zimmern und Suiten liege bei mehr als 80 Prozent. Jetzt in der Vorweihnachtszeit ist das Side nahezu ausgebucht: „Wir sind sehr zufrieden. Die Zahlen sprechen für sich.“ Allerdings: „Die Durchschnittsraten in Hamburg sind zu niedrig“, sagt Gerlach. Dieses Problem ist bekannt. In Hamburg können die Gäste, je nach Buchungslage, bereits für 120 Euro ein Doppelzimmer in einem Fünf-Sterne-Hotel bekommen. In anderen europäischen Metropolen muss dafür mindestens das Dreifache bezahlt werden.
Der Hamburger Hotelmarkt ist ohnehin stark in Bewegung. In den vergangenen 25 Jahren stieg die Bettenzahl von 20.800 auf heute 55.700. In diesem Jahr wurden unter anderen das Ameron Hotel Speicherstadt, das Intercity Hotel an der Messe und zwei Ibis-Häuser eröffnet. Diese Hotels bedienen eine andere Zielgruppe als das Side, sind also keine Konkurrenz. Das sieht beim The Fontenay, das Klaus-Michael Kühne im Sommer 2016 an der Außenalster eröffnen will, anders aus. Denn der Milliardär will daraus „das beste Hotel Deutschlands“ machen. Auch die Frasers Hospitality Gruppe aus Singapur drängt in den Markt und wird die Oberfinanzdirektion am Rödingsmarkt zu einem Fünf-Sterne-Suitenhotel umbauen: „Natürlich bedeutet das Konkurrenz für uns, aber es ist auch Ansporn, noch besser zu werden“, sagt Gerlach. Wer im Wettbewerb mithalten wolle, müsse investieren: „Im kommenden Jahr werden wir die Bäder und die Flure im Side neu gestalten“, kündigt Gerlach an.
Der gebürtige Hannoveraner ist ein Multiunternehmer. Der 45-Jährige ist einer der Gründer der Vapiano-Kette, außerdem hat er vor wenigen Wochen mit einem Partner das erste Burgerlich-Restaurant am Speersort eröffnet. Neue Wege ist Gregor Gerlach 2009 mit der Eröffnung des Restaurants meatery im Side gegangen, das auf Fleisch im Premiumsegment spezialisiert ist: „Wir haben das Thema Steakhouse völlig neu definiert, und das kommt bei den Gästen sehr gut an.“ Der Erfolg gibt ihm recht. Wer abends nicht reserviert hat, der muss Glück haben, um noch einen freien Tisch zu bekommen. Auch in Stuttgart gibt es ein meatery, ein weiteres soll in das Dresdner Gewandhaus einziehen. Vielleicht wird das Gastronomiekonzept auch in der Schweiz umgesetzt. Dann aber nicht in Eigenregie, sondern von Franchisenehmern.