Durch einen Schiffsunfall ist die Konstruktion der Süderelbbrücke schwer beschädigt worden. Die Reparatur könnte Wochen dauern. Die Polizei warnt vor Verkehrsbehinderungen.
Hamburg. Die nächsten Wochen werden knallhart für Auto- und Lkw-Fahrer, die über die Autobahn1 in den Hamburger Süden wollen: Nachdem am frühen Donnerstagmorgen ein Schiff die Süderelbbrücke gerammt und erheblich beschädigt hat, werden jetzt umfangreiche Sanierungsarbeiten notwendig. Unter anderem wird während der Reparatur der kaputte westliche Teil der Brücke in Fahrtrichtung Süden komplett gesperrt. Die Auffahrt zur A1 in Richtung Süden an der Anschlussstelle Stillhorn ist bereits geschlossen.
Die Polizei warnt vor „erheblichen Verkehrsbehinderungen“ und rät allen, denen es möglich ist, auf die öffentlichen Nahverkehrsmittel auszuweichen. Zwar werden im intakten Bereich der Süderelbbrücke zwei Ersatzspuren eingerichtet. Doch spürbare Beeinträchtigungen werden sich kaum vermeiden lassen, zumal die Konstruktion eine der Hauptverkehrsadern Hamburgs ist.
Einen Vorgeschmack gab es schon am Freitag: Der Verkehr staute sich bis in die Innenstadt zurück und zwischen Stillhorn und Öjendorf bereits am frühen Nachmittag auf einer Länge von rund 15 Kilometern. Auch auf den Ausweichrouten standen die Räder still. Die Wilhelmsburger Reichsstraße, Kornweide, Georg-Wilhelm-Straße – nichts ging mehr. Der „gesamte Kernbereich“ Wilhelmsburg sei betroffen, fasste ein Sprecher der Verkehrsleitzentrale die chaotische Situation zusammen.
Es war Kapitän Claus W., der den Schubverband „Paula“ gegen 5.50Uhr am Donnerstag gegen einen Pfeiler der Süderelbbrücke lenkte. Der 75-Jährige hatte offenbar die Durchfahrtshöhe falsch eingeschätzt. Ein vier Meter hoher Querträger der Brücke wurde dabei auf einer Länge von 15 Metern schwer beschädigt. Statt nach der Kollision zu stoppen, tuckerte der Kapitän noch weiter bis zur Werft nach Geesthacht. Und informierte erst dann die Wasserschutzpolizei. Die ermittelt nun wegen gefährlichen Eingriffs in den Schiffsverkehr. „In solchen Situationen hat der Verursacher eine sofortige Meldepflicht“, sagt Polizeisprecher Holger Vehren. Jedoch gebe es im Schiffsverkehr kein strafrechtliches Pendant zur Unfallflucht im Straßenverkehr. Schon jetzt ist klar, dass dem 75-Jährigen enorme Regressforderungen drohen.
Denn die Reparatur des verbogenen Stahlträgers ist extrem aufwendig und kann Wochen, sogar Monate dauern. Gestern verschafften sich Gutachter ein Bild vom Schaden und den Auswirkungen auf die Statik. „Als nächstes wird ein Sanierungskonzept erstellt, Firmen müssen gefunden werden. Das kann dauern“, sagte Helma Krstanoski, Sprecherin der Verkehrsbehörde.
Weil der Schwerlastverkehr die Konstruktion in gefährliche Schwingungen versetzen könnte, ist die Brücke in Richtung Süden für Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 7,5 Tonnen gesperrt. Sie müssen die Autobahn über die Raststätte Stillhorn und die Anschlussstelle Stillhorn verlassen. Die ausgeschilderte Umleitung (U76) führt über die Kornweide zur Anschlussstelle Harburg. Dort kann der Schwerlastverkehr wieder auf die A1. Autos mit weniger als 7,5 Tonnen dürfen die Brücke aber noch passieren. Um die Lkw herauszufiltern, werden alle Fahrzeuge auf eine Nebenfahrbahn der Raststätte Stillhorn abgeleitet und von der Polizei überprüft. Die zu schweren Laster werden herausgewunken. Dadurch wird der Verkehrsfluss erheblich verlangsamt. Behinderungen seien auch in den nächsten Tagen zu erwarten, so Vehren weiter.
Während der Instandsetzung bleibt der beschädigte westliche Teil der Brücke in Richtung Süden gesperrt. Der gesamte Verkehr zwischen den Anschlussstellen Stillhorn und Harburg wird dann über den intakten östlichen Teil der Brücke geführt. Dort werden zwei Fahrstreifen je Richtung geschaffen. Vehren: „Die Einrichtung dieser Fahrstreifen soll bis Anfang der kommenden Woche abgeschlossen sein.“