Mehr als zwölf Millionen Nächte verbrachten Gäste in diesem Jahr in der Hansestadt - dank HafenCity und Musicals. Nur eine Gruppe von Besuchern muss noch stärker umworben werden.

Hamburg. Die Hamburg Tourismus GmbH (HHT) feiert am heutigen Freitag ihren 25. Geburtstag im Rathaus und wartet pünktlich zu diesem Jubiläum mit einem neuen Rekord auf: In diesem Jahr soll die Zahl der Übernachtungen erstmals bei mehr als zwölf Millionen liegen. Im vergangenen Jahr waren 11,6 Millionen Übernachtungen gezählt worden.

Eine Zahl, um die Entwicklung zu verdeutlichen: Vor 25 Jahren verzeichnete Hamburg gerade einmal 3,78 Millionen Übernachtungen. „Hamburg pulsiert, wir verzeichnen Zuwächse, an die vor einem Vierteljahrhundert wohl niemand geglaubt hätte“, sagte Tourismuschef Dietrich von Albedyll dem Abendblatt. Die Stadt sei bei Touristen aus dem In- und Ausland beliebt „wie nie zuvor“. Die positive Entwicklung der Stadt sei dabei der wichtigste Erfolgsfaktor. „Aus dem Selbstverständnis heraus, dass Hamburg nicht der Nabel der Welt ist und die Welt nicht auf uns wartet, ist mit der HafenCity ein Projekt entstanden, das wie kein zweites für den Aufbruch in dieser Stadt steht.“

Zudem habe sich die Hansestadt zu einer Musicalmetropole entwickelt – für immer mehr Touristen der entscheidende Grund, um an die Elbe zu kommen. Erst vor wenigen Wochen hat der Musicalkonzern Stage Entertainment auf Steinwerder im Hafen sein viertes Theater eröffnet, in dem die Produktion „Das Wunder von Bern“ gezeigt wird. Und der Boom scheint ungebrochen: Mit dem „Mehr! Theater“ auf dem Großmarktgelände wird im März eine weitere Spielstätte eröffnet. Auch der Kreuzfahrttourismus sei ein „ Gewinn für die Stadt“, sagt von Albedyll. Im kommenden Jahr soll das dritte Kreuzfahrtterminal eröffnet werden. Kamen 1989 nur etwa 5000 Kreuzfahrttouristen in die Hansestadt, werden es in diesem Jahr rund 600.000 gewesen sein.

Nur die internationalen Gäste könnte noch öfter kommen

Für Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) steht fest: „Der Tourismus ist nicht nur einer der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren und Arbeitgeber, er ist wesentlicher Motor der Modernität.“ Insgesamt kamen 110 Millionen Besucher – Tagesausflügler und Übernachtungsgäste – in die Stadt, sechs Milliarden Euro Umsatz wurden erwirtschaftet, 100.000 Arbeitsplätze hängen an der Branche.

Doch bei allen Jubelnachrichten hat Hamburg ein Problem: Die internationalen Märkte sind laut von Albedyll noch nicht ausreichend erobert. Im vergangenen Jahr wurden 8,9 Millionen Übernachtungen von Gästen aus dem Inland verzeichnet und nur 2,7 Millionen von Besuchern aus dem Ausland. Und auch diese Gäste kamen vor allem aus Europa: Auf Platz eins landen die Engländer, die Hamburg rund 274.000 Übernachtungen bescherten – eine Steigerung um 21,9 Prozent im Vergleich zu 2012. Danach folgen die Schweizer mit 263.000 Übernachtungen, was 3,2 Prozent mehr ist als noch 2012. Den dritten Platz belegten die Dänen mit 259.000 Übernachtungen (plus 9,1 Prozent).

Deutlich geringer ist der Anteil internationaler Touristen: 180.000 Übernachtungen von Besuchern aus den USA wurden registriert, was immerhin einer Steigerung von 16,5 Prozent entspricht. Die chinesischen Gäste sorgten für 54.000 Übernachtungen.

Ziel ist es, noch mehr internationale Touristen für die Stadt zu begeistern

„Wir sind auf einem guten Weg, aber natürlich müssen wir internationaler werden“, sagt von Albedyll. Doch um diese Zielgruppe zu gewinnen, müsse auch ein entsprechendes Angebot geschaffen werden, so der Tourismusexperte weiter. Dazu zähle zum Beispiel, dass auch ein Musical oder Theaterstücke in englischer Sprache präsentiert werde. Grundsätzlich müsste es mehr Angebote mit „internationaler Strahlkraft“ geben. Große Hoffnung setzt Tourismuschef von Albedyll in die für 2017 geplante Eröffnung der Elbphilharmonie. „Und falls Hamburg die Chance erhält, die Olympischen Spiele auszurichten, würde dieses Sportereignis die internationale Bekanntheit der Stadt in einem Ausmaß steigern wie kein anderes Projekt“, so von Albedyll.

Unterdessen fordert FDP-Tourismusexperte Thomas-Sönke Kluth: „Für die nächsten Jahre wünschen wir uns, dass Hamburg vor allem außerhalb Europas noch intensiver und erfolgreicher vermarktet wird. Das könnte gerade mit Blick auf eine mögliche Olympiabewerbung und den Ausbau internationaler Fernflugverbindungen von großer Bedeutung sein.“

Luft nach oben gebe es auch noch bei der Luxushotellerie in Hamburg, sagen Experten. Zwar sind aktuell zehn Hotels mit fünf Sternen klassifiziert, aber internationale Ketten wie Hilton, Mandarin Oriental oder Ritz-Carlton sind bisher an der Elbe nicht vertreten. Davon einmal abgesehen, boomt die Branche: Vor 25 Jahren standen in den Hotels und Pensionen 20.800 Betten zur Verfügung, heute sind es 55.700 Betten.

Nur Berlin und München haben noch mehr Gäste

In Deutschland liegt Hamburg bei den Übernachtungszahlen noch hinter München (2013: 12,8 Millionen) und Berlin (2013: 27 Millionen). Aber Dietrich von Albedyll ist zuversichtlich: „Wir wollen zumindest die bayerische Landeshauptstadt zeitnah einholen.“ Die Ziele sind hochgesteckt: Bis 2020 wird mit 18 Millionen Übernachtungen gerechnet, im Jahr 2025 könnten rund 25 Millionen Übernachtungen in Hamburg realistisch sein.

Das war undenkbar, als die Hamburg Tourismus GmbH 1989 gegründet wurde. Sie war aus der Tourismus-Zentrale Hamburg hervorgegangen. Neben der Stadt halten die privaten Gesellschafter Dehoga Hamburg, die Handelskammer und der Tourismusverband Hamburg Anteile an der HHT.