Der niederländische Konzern bleibt dem Standort Hamburg mit rund 1000 Mitarbeitern treu. Aber die Beschäftigten der Lichtsparte, die abgespalten werden soll, stehen vor unruhigen Zeiten.

Hamburg. Wenn die „Philipsianer“, wie sie intern genannt werden, in ein paar Monaten in ihr neues Domizil kommen, werden sie sich auf Ungewohntes einstellen müssen. Wer nicht zu den ersten Mitarbeitern gehört, die morgens ins Büro kommen, muss sich seinen Schreibtisch erst mal suchen: den Luxus fester Arbeitsplätze leistet sich Philips in seiner Zentrale nahe dem Flughafen nicht mehr. Aber nicht nur die Frage nach dem Wo, sondern auch die Ungewissheit, für wen sie eigentlich arbeiten werden, treibt die Beschäftigten in diesen Tagen um. Der niederländische Elektrokonzern hat kürzlich angekündigt, sich von seiner Lichtsparte zu trennen. In dem Geschäft, das vor wenigen Jahren noch als Hoffnungsträger des Unternehmens gelobt wurde, arbeiten ein Drittel der gut 1000 Philipsianer in Hamburg.

Die Geschäftsführerin von Philips in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Carla Kriwet, bemühte sich am Dienstag beim Richtfest für den Neubau denn auch, den fröstelnden Gästen die Sorge vor einer Neuplanung zu nehmen: „Das Unternehmen wird zwar in zwei selbstständige Gesellschaften aufgespalten, in Healthtec und Lighting“, sagte sie mit Blick auf die Bereiche Medizintechnik und Licht, „aber wir ziehen mit dem gesamten Philips-Team nach Fuhlsbüttel um“. Ein Firmensprecher bestätigte dieses Ziel gegenüber dem Abendblatt. „Der Umzug umfasst alle gut 1000 Beschäftigte, die jetzt am Lübeckertordamm arbeiten.“ Vor rund zehn Jahren waren es allerdings noch gut fünfmal so viele Mitarbeiter in der Hansestadt.

Die Freude der Stadt über den Verbleib eines der wichtigsten Arbeitgeber der Region betonte während der Feier Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). „Ich freue mich, dass es gelungen ist, für Ihre Niederlassung innerhalb Hamburgs eine geeignete Fläche bereitzustellen“, sagt der Senator vor den Gästen am Fuße des sechsstöckigen Rohbaus. Und auch der Projektpartner ECE spielte darauf an, wie positiv der Erfolg zu werten sei, dass Philips erneut einen Standort innerhalb der Stadtgrenzen gewählt habe: „Der Umzug von St. Georg hätte auch in die Peripherie führen können“, sagte ECE-Geschäftsführer Andreas Mattner. Denn entwickelt, geplant und realisiert wird das 40-Millionen-Euro-Projekt von der ECE, die auch bereits 2005 die bisherige Philips-Zentrale in Hamburg St. Georg errichtet hatte. Hamburg ist heute bundesweit der größte Standort für die Firma. Die Deutschland-Zentrale mit den Vertriebszentralen der Sparten Lighting, Consumer Lifestyle und Healthcare ist hier angesiedelt. Zudem ist die deutsche Medizinforschung in der Hansestadt zu Hause. An der Röntgenstraße, wo der Konzern seine verschiedenen Aktivitäten jetzt direkt neben seiner Medizintechnikfabrik zusammenzieht, wurde beispielsweise das digitale Röntgen erfunden. „Das ist eine unserer Innovationen, auf die wir stolz sind, weil sie Leben retten“, sagte Carla Kriwet. „Wir freuen uns auf den gemeinsamen Endspurt bis zu unserem Einzug im zweiten Halbjahr 2015“, ergänzte die Geschäftsführerin. Hamburg spiele für das Unternehmen eine zentrale Rolle. „Von hier aus wird das Geschäft des weltweit drittgrößten Marktes von Philips gelenkt.“

In der Hansestadt haben die Mitarbeiter in den vergangenen Jahren aber auch immer wieder erleben müssen, wie sich das Unternehmen nach und nach von diversen Geschäftsbereichen trennt. So steht hinter der Unterhaltungselektronik mit dem Philips-Label nicht mehr das niederländische Traditionsunternehmen, sondern ausländische Investoren, welche die von Philips im Frühjahr vollständig abgestoßenen Produktzweige weiter vermarkten. Im Bereich der Fernseher ist dies der chinesische Konzern TPV, der unter der neuen Marke Label TP Vision Zug um Zug sämtliche Anteile des TV-Geschäfts übernommen hat und zugleich die Markenrechte für Philips hält.

Nach gut 120 Jahren Konzerngeschichte steht Philips mit der Trennung von der Lichtsparte vor einer weiteren gravierenden Veränderung. Der Bereich, der mit der ehemaligen Siemens-Tochter Osram konkurriert, soll abgespalten werden und sich damit auch Kapitalgebern von außen öffnen. Durch den Abschied von der Glühbirne und den Wandel hin zu Leuchtdioden gerät die Branche unter hohen Kostendruck.

Doch nicht nur die Geschäfte rund um neue Beleuchtungskonzepte schwächeln: Konzernchef Frans van Houten hatte die Investoren bereits im Spätsommer auf ein schwach laufendes Geschäftsjahr eingestimmt. Philips könne seine Gewinnziele für das Jahr 2014 nicht mehr erreichen, teilte der Topmanager mit. Die Niederländer mühen sich schon seit Monaten, den Konzern mit seinen knapp 120.000 Mitarbeitern umzukrempeln und wieder auf größeres Wachstum zu trimmen. Die Auswirkungen auf den Standort Hamburg sind bisher ungewiss – nur so viel: 2016 wird nach Angaben der Firma auch die Trennung von der Lichtsparte vollzogen sein.