Am Freitag müssen Eltern eine andere Betreuung für ihre kleinen Kinder organisieren. Im Rahmen der Aktion „5 vor 12“ schließen Hamburgs Kitas schon um 11.55 Uhr. Der Grund: schlechte Personalausstattung.
Hamburg. Zahlreiche Eltern von Kleinkindern müssen sich an diesem Freitag eine Alternative zur Kita-Betreuung suchen. Denn um 11.55 Uhr - also um „fünf vor Zwölf“ - wollen Erzieher in mehr als 150 Hamburger Kindertagesstätten aus Protest gegen eine zu schlechte Personalausstattung die Betreuung einstellen. Das teilte Alternative Wohlfahrtsverband Soal am Dienstag mit. „Von da an bis zum Betriebsschluss werden die Kita-Mitarbeiterinnen Tätigkeiten erledigen, die in den letzten Tagen/Wochen zu kurz gekommen sind beziehungsweise für die nicht genügend Zeit vorhanden war.“ Im deutschlandweiten Vergleich liegt die Personalsituation in Hamburger Kitas weit hinten. Im Krippenbereich ist die Hansestadt sogar Schlusslicht.
Soal-Verbandsgeschäftsführerin Sabine Kümmerle forderte den SPD-Senat auf, in die Qualität der Kitas sowie in Personal zu investieren statt auf die Schuldenbremse zu treten. „Es sollte selbstverständlich sein, dass die Arbeit von Erzieherinnen in der Vor- und Nachbereitung, der Qualitätsentwicklung, der Dokumentation von Bildungsprozessen bezahlt wird.“ Schließlich seien frühkindliche Bildungsprozesse Grundlage für alle späteren Lernwege.
Bereits Ende Oktober waren rund 4000 Erzieherinnen, Eltern und Kinder für mehr Kita-Personal auf die Straße gegangen. Nach Überzeugung des Bündnisses Kita-Netzwerk Hamburg, das damals zu der Demonstration unter dem Motto „Ohne 25% mehr gehen Hamburger Kitas unter!“ aufgerufen hatte, fehlen in Hamburgs 1088 Kitas rund 4000 Erzieher.
Laut einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung muss sich in Hamburg eine Kita-Erzieherin um so viele Kleinkinder kümmern wie in keinem anderen westlichen Bundesland. Für jeweils 5,4 Mädchen und Jungen im Alter bis zu drei Jahren ist demnach eine Erzieherin in der Hansestadt zuständig, während es im Schnitt der West-Länder 3,8 Kinder sind. Der Personalschlüssel weiche damit stark von einem kindgerechten und pädagogisch sinnvollen Betreuungsverhältnis ab.