Nach der Strafanzeige der AfD wehrt sich Amelie Deuflhard gegen die Vorwürfe, illegal Flüchtlinge unterzubringen. Auch Grünen-Politikerin Christa Goetsch zeigt sich solidarisch.

Hamburg. Die Intendantin des Hamburger Kulturfabrik Kampnagel, Amelie Deuflhard, hat die Vorwürfe gegen ihr Flüchtlingsprojekt „Ecofavela“ zurückgewiesen. Die Strafanzeige der AfD sei rechtlich „ziemlich haltlos“, sagte sie am Dienstag auf Deutschlandradio Kultur. Bei dem Aktionsraum für Flüchtlinge handele es sich um ein Kunstprojekt der Gruppe „Baltic Raw“. Hier werde „modellhaft eine andere Art von Unterbringung von Flüchtlingen“ erprobt. Deuflhard: „Das hat jetzt erst einmal gar nichts mit legal oder illegal zu tun.“

Die sieben Frauen und Männer aus der Gruppe der afrikanischen „Lampedusa“-Flüchtlinge leben in den Wintermonaten in einem verkleinerten Nachbau des linksalternativen Kulturzentrums „Rote Flora“ auf rund 100 Quadratmetern. Der Holzbau war zuvor für das Kampnagel-Sommerfestival genutzt worden. Der Hamburger AfD-Landesvorstand hatte Deuflhard wegen des Verdachts der „Beihilfe zu Ausländerstraftaten“ und der Untreue bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.

Es sei nie darum gegangen, auf dem Gelände der Kampnagel-Fabrik ein Flüchtlingsheim zu errichten, betonte Deuflhard. Stattdessen gehe es vielmehr darum, dass man Menschen mit einer schweren Flüchtlingsgeschichte in Räumen unterbringe, die ihnen Privatheit bieten und gleichzeitig öffentliche Räume sind. Auf diese Weise entstehe eine andere Art des „sozialen Dialogs in einem offenen Raum“. Es sei „ein Austausch auf Augenhöhe“ zwischen den Künstlern und Besuchern auf Kampnagel und den Flüchtlingen.

Goetsch zeigt sich solidarisch

Hintergrund: Am Freitag reichte der Hamburger Ableger der AfD bei der Staatsanwaltschaft Hamburg Strafanzeige gegen Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard ein - wegen des „Verdachts der Beihilfe zu Ausländerstraftaten sowie des Verdachts der Untreue“.

Der Intendantin zur Seite springt auch Christa Goetsch, kulturpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion. Sie nennt die Strafanzeige der AfD billigen und gefährlichen Populismus: „Kampnagel hat mit der Kunstaktion ein wichtiges gesellschaftliches Signal gesetzt. Kunst darf das und muss so etwas tun.“ Und weiter erklärt Goetsch auf der Internetseite der Grünen: „Wir müssen uns als Gesellschaft dafür einsetzen, dass sich dieses menschenfeindliche Gedankengut in unserer weltoffenen Stadt nicht verbreitet. Flüchtlinge in Hamburg brauchen unsere Unterstützung und unseren Schutz, das gilt insbesondere für die Wintermonate.“

Die Staatsanwaltschaft konnte den Eintrag auf der AfD-Internetseite, wonach die Strafanzeige gestellt wurde, noch nicht bestätigen. Denn diese sei der zuständigen Abteilung offenbar noch nicht zugestellt worden, so eine Sprecherin.