Laut einer Umfrage zum Zusammenleben in der Stadt nehmen sich mehr als die Hälfte der Migranten nicht als solche wahr
Hamburg. Rund 80.000 Euro hat sich die Sozialbehörde die umfassende Studie zum „Zusammenleben in Hamburg“ kosten lassen. Erstmals sollte der Grad der Integration von Migranten in der Hansestadt erfasst werden. Überrascht hat die Wissenschaftler dabei, dass sich mehr als die Hälfte der Menschen, die nach der Definition Migranten sind, sich selbst nicht als solche ansehen. Als „Migrant“ bezeichnen die Wissenschaftler Menschen, die entweder selbst oder mindestens ein Elternteil nach 1950 nach Deutschland zugewandert ist. Die meisten mit ausländischen Wurzeln in Hamburg lebenden Menschen verstehen sich damit in erster Linie als Hamburger.
Die Uni-Studie zeigt zudem, dass Hamburg Menschen unterschiedlicher Herkunft nicht nur beherbergt, sondern auch, dass sie im täglichen Leben auch zusammenkommen. So gaben 82 der befragten Deutschen an, mindesten einmal pro Woche im Stadtteil, im Freundeskreis oder bei der Arbeit mit Zuwanderern Kontakt zu haben – 57 Prozent sogar täglich. Umgekehrt sind es 89 Prozent der Migranten, die täglich Kontakt mit Deutschen haben.
Die Bereitschaft der Deutschen, Zuwanderer zu integrieren, liegt bei 70 Prozent, die Bereitschaft der Zuwanderer liegt bei 79 Prozent. Die Verantwortung für die Integration sehen die Befragten bei den Zuwanderern (94 Prozent), den staatlichen Behörden (82 Prozent) und bei den Deutschen (80 Prozent). Die Studie zeigt auch, dass Vorurteile bei der Gruppe der Migranten deutlicher ausgeprägt sind als bei den Deutschen. Zu den Gründen gibt es mehrere Erklärungsversuche. Zum einen gibt es bei Deutschen laut der an der Studie beteiligten Wissenschaftler eher die Bereitschaft, die Antwort zu geben, von der sie glauben, dass sie von ihnen erwartet wird. Zum anderen nehmen Migranten, die erst wenige Jahre in Deutschland leben, auch erst vergleichsweise kurz an gesellschaftspolitischen Diskussionen etwa zur Gleichberechtigung und Toleranz teil.
„Die Umfrage zeigt deutlich, dass Hamburg eine Stadt ist, in der Menschen aller Kulturen willkommen sind. Sie macht zugleich deutlich, an welchen Stellen wir gemeinsam noch etwas tun können, denn Rassismus und Vorbehalte sind nach wie vor in Teilen der Gesellschaft verankert“, sagte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD). Zentrale Handlungsstrategien des Senats seien nach wie vor die Einbürgerung, die Interkulturelle Öffnung der Verwaltung, der Abbau von Diskriminierung und die Förderung des Zusammenhalts. „Der Abbau von Ressentiments gegenüber einzelnen Personengruppen funktioniert am besten über das persönliche Kennenlernen. Deshalb ist das ehrenamtliche Engagement in dieser Stadt von herausgehobener Bedeutung für das Zusammenleben in Hamburg.“