Mittlerweile kann sich fast jeder Vierte vorstellen, seine Lebensmittel im Internet zu kaufen. An dieser Stelle schreibt jeden Montag Prof. Ulrich Reinhardt von der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen.

Gehen Sie gerne einkaufen? Ich meine den Versorgungseinkauf mit Lebensmitteln, Getränken, Waschmitteln. Meine Begeisterung für das Erledigen dieser Pflichteinkäufe hält sich in Grenzen. Womöglich geht es einigen von Ihnen ähnlich, und Sie fühlen sich dabei eher gestresst als entspannt. Gerade wenn wir kurz vor Ladenschluss noch schnell das Abendbrot oder am Wochenende den Großeinkauf erledigen, liegen nicht selten die Nerven blank.

Mit übergroßen Einkaufswagen hetzen wir durch lieblos gestaltete Gänge, suchen Produkte und finden doch oft nicht alles, was auf dem Einkaufszettel steht, und verdrehen die Augen, wenn an der Kasse vor uns mit EC- oder Kreditkarte bezahlt wird. Weshalb aber kaufen wir unser Obst und Gemüse, unsere Wasserkisten und Nudeln eigentlich nicht online? Wieso bestellen wir unsere Schuhe und Bücher, Waschmaschinen und Laptops im Internet, nicht aber auch Wurst und Käse?

Ein wichtiger Grund dafür ist sicherlich noch das derzeitige Angebot. So beschränken sich viele Anbieter auf Waren, die keine Kühlung benötigen, und auch frische Produkte wie Obst und Gemüse sind nicht in allen Onlineshops erhältlich. Trotz dieser Herausforderungen steigt das Interesse vieler Bürger am Onlineeinkauf von Lebensmitteln. Mittlerweile kann sich fast jeder Vierte vorstellen, seine Lebensmittel im Internet zu kaufen. Jeder 14. Bürger wäre sogar bereit, für die Lieferung an die Wohnungstür eine Gebühr von bis zu fünf Euro zu bezahlen. Innerhalb der Stadt sind es vor allem Männer, Singles und jüngere Bundesbürger, die diese bequeme Art des Lebensmittelkaufs vom eigenen Sofa interessant finden. Und je höher das Einkommen, desto größer ist die Bereitschaft, für diesen Service extra zu bezahlen.

Der Handel selbst ist schon jetzt in Bewegung: Neben Tengelmann, Rewe oder Edeka beteiligen sich auch zunehmend Händler wie Lebensmittel.de, Food.de oder die Deutsche-Post-Tochter Allyouneed.com am Markt. Sie alle optimieren und erweitern beständig ihr Angebot. Und auch Amazon will nach dem Erfolg von Amazon Fresh in Städten wie New York, San Francisco oder Seattle den Deutschen Markt erobern.

Und die stationären Supermärkte? Diese müssen sich einerseits weiterentwickeln und einen Mehrwert vor Ort schaffen, anderseits sollten sie aber auch die Möglichkeiten des Internets besser nutzen. Ein Tante-Emma-Laden in Düsseldorf praktiziert dieses übrigens derzeit sehr erfolgreich: Dort kann man wahlweise die Produkte online bestellen, im Laden per Barcode einscannen oder in den Einkaufswagen vor Ort legen. Je nach Vorliebe können die Waren dann zu einer bestimmten Zeit abgeholt, an die eigene Haustür geliefert oder gleich mitgenommen werden. Auf diese Weise ergänzen sich die Möglichkeiten des online und stationären Einkaufens perfekt miteinander. So ein Angebot fehlt mir in unserer Stadt.