Hamburg sei weniger dicht besiedelt als Berlin. Wohnen und Gewerbe müssten gemischt werden und nebeneinander funktionieren. Wilhelmsburg sei bereits ein Vorbild für die Entwicklung anderer Quartiere in Hamburg.
Hamburg. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz hat die Pläne des SPD-Senats verteidigt, die Hansestadt vor allem innerstädtisch weiterzuentwickeln. Die Bevölkerungszahl der Hansestadt werde in den kommenden Jahrzehnten deutlich steigen, sagte der Politiker am Mittwoch auf einer Veranstaltung der Hafencity-Universität (HCU). Diese Herausforderung sei nur zu bewältigen, indem man „die Stadt in der Stadt baut“.
Der Politiker widersprach dem Einwand, Hamburg sei bereits (zu) dicht besiedelt. Hamburg sei flächenmäßig genauso so groß wie Berlin, habe aber nur die Hälfte an Einwohnern. In Wien wiederum lebten so viele Menschen wie in Hamburg, die Stadt sei aber nur halb so groß. „Es geht auf alle Fälle in dem wenig besiedelten Hamburg“, sagte Scholz.
Frühere stadtplanerischen Visionen von der funktionsgetrennten Stadt seien aus heutiger Sicht ein Fehler gewesen, fügte der Sozialdemokrat hinzu. Das sorge vor allem für zunehmenden Verkehr. Stattdessen sei eine gemischte Stadt sinnvoll, in der Wohnen und Gewerbe nebeneinander funktionierten. Die Internationale Bauausstellung (IBA) sei ein gutes Vorbild dafür, wie ein Stadtteil aufgewertet werden könne, ohne die angestammten Bewohner zu vertreiben, und dafür, wie man ein industriell geprägtes Viertel lebenswert mache.
Mit der Bauausstellung habe man gezeigt, wie Stadtentwicklung vom „Speckgürtel“ wieder in die Stadt zurückgebracht werden könne, „und zwar in ihre Hinterhöfe und ihre vernachlässigten inneren Peripherien“, fügte IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg hinzu. Es sei um mehr als um eine Schließung von Baulücken gegangen, sondern um einen Stadtumbau, in dem gemischte Stadtquartiere für Wohnen und Arbeiten und für alle sozialen Schichten Programm würden.
Die Erfahrungen der Bauausstellung könnten bei der Entwicklung anderer Quartiere in Hamburg genutzt werden, sagte Hellweg. Scholz stimmte dem zu. Hamburg in den kommenden Jahrzehnten zu entwickeln, bedeute, nicht nur Häuser und Straßen zu bauen. Investitionen in Sozial- und Bildungseinrichtungen seien unverzichtbar. Mit der „Metrozone“ Wilhelmsburg sei eine Antwort für viele Viertel in der Stadt gegeben worden.
Als nächstes stehe die Entwicklung von Hamburgs Osten an Bille und Elbe im Fokus der Stadtentwickler. Die Elbbrücken führten nicht nur nach Süden, sondern ermöglichten auch den Blick stromaufwärts, sagte Scholz. Dort gebe es zahlreiche attraktive, innenstadtnahe Gebiete für den Bau von Wohnungen. Zugleich versprach der Senatschef, dass Wohnprojekte angestammtes Gewerbe nicht verdrängen würden.
Oberbaudirektor Jörn Walter warb um Geduld. „Der Wandel in der Stadt braucht Zeit.“ Zugleich forderte er, eigene Klischees zu überwinden. „Die IBA in Wilhelmsburg hat alle gezwungen, Projekte anders zu denken.“ Der Süden Hamburgs sei nun ein Ort, an dem die Zukunft heute schon erlebbar sei.