Gemeinsam mit vielen anderen Städten auf der Welt setzte Hamburg am Sonntag ein Zeichen gegen die Todesstrafe. Anlass ist der weltweite Aktionstag „Städte für das Leben“.

Hamburg. Das Rathaus leuchtete am Sonntag ganz in Grün – als sichtbares Zeichen gegen die Todesstrafe. Die Zweite Bürgermeisterin Dorothee Stapelfeldt (SPD) und Lichtkünstler Michael Batz drückten am Nachmittag symbolisch den Knopf, gaben den Startschuss für das Kunstprojekt. Anlass ist der weltweite Aktionstag der „Cities for Life“, „Städte für das Leben“, einer weltweiten Initiative zur Abschaffung der Todesstrafe. Außer Hamburg beteiligen sich mehr als 1900 Städte in 93 Ländern an der Aktion.

Das Bündnis zur Abschaffung der Todesstrafe wurde 1998 von der christlichen Gemeinschaft Sant'Egidio in Italien gegründet, 60.000 Mitglieder engagieren sich darin in 74 Ländern für Frieden und Gerechtigkeit. Der 30. November ist deshalb zum Aktionstag geworden, weil das Großherzogtum Toskana am 30. November 1786 als erster Staat der Welt die Todesstrafe und Folter abgeschafft hatte. Viele Städte strahlen dazu charakteristische Gebäude besonders an, zum Beispiel Rom das Kolosseum oder Brüssel das Atomium.

„Hamburg hat sich mit gutem Grund dem Aktionsbündnis Cities for Life angeschlossen. Wir schützen und fördern die Menschenrechte. Gemeinsam mit vielen anderen Städten auf der Welt setzen wir ein Zeichen gegen die Todesstrafe“, sagte Dorothee Stapelfeldt. „Es ist gut, dass Hamburg als offene Stadt ein sichtbares Zeichen gegen die Todesstrafe setzt“, sagte Michael Batz gegenüber dem Abendblatt. „Lichtkunst hat die Fähigkeit, sichtbare Zeichen zu setzen, positive Signale zu erzeugen und andere Menschen miteinzubeziehen, dadurch eine Gemeinschaft zu bilden“, sagte Batz.

Vor zwei Jahren hatte der international renommierte Lichtkünstler zu dem Aktionstag den Michel grün illuminiert, vergangenes Jahr das Hanseatische Oberlandesgericht. Batz: „Mit Licht kann ich ein Zeichen für Humanität und Leben setzen. Lichtkunst ist eine Kunst für das Leben.“ Thomas Müller, 50, der mit seiner Familie vorbeikam, ist begeistert: „Solche Aktionen geben einen Anstoß zur Diskussion.“

Besonders gestern wurde wieder weltweit zu dem Thema diskutiert: Die Todesstrafe wird noch in mehr als 50 Staaten praktiziert, darunter in Weißrussland, China und den USA. Mittlerweile haben rund 150 Staaten die Todesstrafe ganz abgeschafft oder wenden sie in der Praxis nicht mehr an. Im Jahr 2013 wurden nach Experten-Erkenntnissen in 40 Staaten Todesurteile verhängt und in 22 Staaten Hinrichtungen durchgeführt. Bis 1949 wurden in Hamburg mehr als 1000 Hinrichtungen vollstreckt, erst im Grundgesetz, mit Art. 102, wurde die Todesstrafe 1949 in der Bundesrepublik abgeschafft.

350 Leuchten hatten Batz und sein Team seit Freitag für das Kunstprojekt, das die Stadt mit einem Etat von 30.000 Euro finanziert, installiert. Einige Bereiche habe er bewusst dunkel gelassen, „die Todesstrafe gibt es ja noch, die dunklen Passagen sollen das symbolisieren.“ Am gestrigen Sonntag erstrahlte das Rathaus bis Mitternacht, auch am heutigen Montag wird die Fassade von 16 Uhr bis Mitternacht illuminiert sein.