Mehr als jeder dritte Erwerbstätige in Hamburg leidet unter einer psychischen Störung, das ist deutlich mehr als überall sonst in Deutschland. Das ergab der Gesundheitsreport der Barmer GEK.

Hamburg. In Hamburg leiden 34,7 Prozent aller Menschen im Berufsleben an einer psychischen Störung. Nach einer Studie der Krankenkasse Barmer GEK belegt die Hansestadt damit einen traurigen ersten Platz: Bundesweit haben nur 30 Prozent aller Erwerbstätigen eine psychische Erkrankung. Während im deutschen Durchschnitt sechs Prozent der arbeitenden Bevölkerung wegen dieser Diagnose arbeitsunfähig gemeldet ist, sind es in Hamburg 7,2 Prozent.

Betrachtet man das spezielle Krankheitsbild Depression, ist Hamburg ebenfalls auf dem ersten Platz: Bei 13,26 Prozent der Erwerbstätigen wurde eine Depression festgestellt - die Zahl ist gut ein Fünftel höher als im deutschen Durchschnitt.

Eine wissenschaftliche Begründung für die regionale Verteilung gebe es bislang nicht, räumte Barmer-Landesgeschäftsführer Frank Liedtke ein.

Am wenigsten psychische Störungen gibt es in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen 24,4 Prozent), am meisten bei den Arbeitslosen (41,7 Prozent). Dort ist auch der Anteil der depressiven Menschen am höchsten - am niedrigsten fällt er in der Gruppe der Bau-, Bauneben- und Holzberufe aus. Lediglich eine positive Entwicklung kann Hamburg verzeichnen: Während die Fehltage aller Erwerbstätigen in Deutschland leicht stiegen, sind sie in Hamburg leicht gesunken.

In Hamburg gibt es auch eine Einrichtung, die mit gutem Beispiel vorangeht, um psychische Störungen bei den Arbeitnehmern zu vermeiden. Die Großstadt-Mission Hamburg-Altona e. V. hat 2013 einen Kooperationsvertrag für Betriebliches Gesundheitsmanagement mit der Barmer GEK unterzeichnet - mit dem Ziel, negative Folgen für die Gesundheit durch Stress und Fehlbelastungen am Arbeitsplatz zu vermeiden. Zusammen mit den Mitarbeitern wurden dann bestehende Probleme analysiert und Lösungen entwickelt.

Besonders bei der Arbeitsbelastung, Führung, Arbeitsorganisation, Kommunikation und beim Informationsfluss bestand demnach Handlungsbedarf. Im Ergebnis wird nun das Führungsleitbild überarbeitet und zukünftig ein Seminar zur Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben angeboten.

Zur Studie:

Von 3,5 Millionen erwerbstätigen Barmer-Versicherten zwischen 15 und 64 Jahren wurden geschlechts- und altersstandardisierte Auswertungen gemacht. Auf Hamburg bezogen werden rund 8,5 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten abgebildet. Durchgeführt wurde die Studie vom Göttinger Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (AQUA).