Mit einer engeren Verzahnung wollen Verbände für eine bessere Auslastung an den norddeutschen Küsten sorgen. Doch die Hafenbetriebe wehren sich – mit deutlichen Worten.
Hamburg. Die deutschen Häfen haben der Forderung nach einer verstärkten Zusammenarbeit eine Absage erteilt, soweit es dabei um die Lenkung der Ladung geht. „Wir sind nicht grundsätzlich gegen Kooperation“, sagte Klaus-Dieter Peters, Vorsitzender des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), am Mittwoch in Hamburg.
„Die öffentlichen Hafenverwaltungen arbeiten zusammen, wo immer es sinnvoll ist, ebenso wie private Hafenunternehmen übergreifende Netzwerke bilden.“ Die Forderungen nach einer dirigistischen Ladungslenkung seien jedoch extrem interessengeleitet und stünden nicht im Einklang mit dem deutschen und europäischen Kartellrecht sowie und den Anforderungen der Kunden.
Speziell die Umweltverbände und die Grünen, aber auch Politiker anderer Parteien schlagen regelmäßig vor, dass die Häfen durch eine engere Kooperation den Wettbewerb begrenzen und so für eine gleichmäßigere Auslastung der Umschlagkapazitäten an der deutschen Küste sorgen sollten.
Gegner der Elbvertiefung vertreten zum Beispiel die Position, dass die großen Containerschiffe einen Teil ihrer Ladung im unterbeschäftigten Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven löschen könnten und damit die Anpassung der Fahrrinne überflüssig werde. Dagegen fand Peters deutliche Worte. „Es ist besonders unerfreulich, wenn solche Forderungen wider besseres Wissen erhoben werden“, sagte er.
Die Entscheidung über den Weg der Ladung könnten nur Reeder und Spediteure treffen – nicht die Häfen und nicht die Politik. Mittelfristig stehen die deutschen Häfen vor guten Jahren; der Umschlag soll sich in den kommenden 20 Jahren ungefähr verdoppeln. In diesem Jahr lag das Wachstum im ersten Halbjahr bei 2,7 Prozent, wird sich jedoch nach den Erwartungen der Hafenbetriebe bis zum Jahresende noch etwas abschwächen. Das liegt nicht zuletzt an Einbußen im Warenverkehr mit Russland, der zuletzt um zwei bis drei Prozent zurückging. „Es ist aber schwer zu sagen, wie viel davon auf die Sanktionen der EU und wie viel auf die allgemeine Schwäche der russischen Wirtschaft zurückgeht“, sagte Peters.
Dennoch sei 2014 ein gutes Jahr gewesen und auch im kommenden Jahr sei mit einem Umschlagwachstum von zwei bis drei Prozent zu rechnen. „Es gibt zwar Überkapazitäten in Nord- und Ostsee, aber die deutschen Häfen sind leistungsfähig und gut aufgestellt“, erklärte der Verbandschef. Davor stehen allerdings noch einige Fragezeichen. So steht die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig zu den Vertiefungen von Weser und Elbe noch aus. Die Hafenbetriebe sind zuversichtlich, dass die Fahrrinnen der beiden Flüsse letztlich an die größeren Schiffe angepasst werden können. Zum anderen treten strengere Umweltvorschriften auf Nord- und Ostsee in Kraft, die den Schiffstransport verteuern. Die Auswirkungen seien noch nicht absehbar, sagte ZDS-Vertreter. Es sei aber zu befürchten, dass Ladung von Schiffen auf Lastwagen verlagert werde.