Der psychologische Sachverständige Jochen Brack sagte am Donnerstag im Prozess gegen die Eltern der toten Yagmur aus. Melek Y. selbst hielt sich für eine wohlsorgende Mutter.
Hamburg. Der Vater ein brutaler, misshandelnder Übeltäter, sie selber die „wohlsorgende Mutter“: Die wegen Mordes an ihrer kleinen Tochter Yagmur angeklagte Melek Y. hat sich einem Gutachter gegenüber als vollkommen unschuldig am Tod ihres Kindes dargestellt. Zugleich bezichtigte die 27-Jährige ihren Ehemann Hüseyin Y., für den Tod der Dreijährigen verantwortlich zu sein.
Das berichtete der Psychiatrische Sachverständige im Prozess vor dem Schwurgericht aus mehreren Gesprächen mit der Angeklagten. Tatsächlich gebe es jedoch aus Sicht des Fachmanns eine „Ablehnung und Entfremdung“ von Melek Y. gegenüber ihrem Kind, die in „Wut und Hass“ umgeschlagen seien. Diese Wut habe sie über längere Zeit an ihrer Tochter ausgelassen. Die Angeklagte habe Yagmur für „alles Schlechte in ihrem Leben verantwortlich gemacht“, sagte der Gutachter weiter; etwa dafür, dass sie wegen ihrer Schwangerschaft keine Berufsausbildung habe beginnen können. Melek Y. habe „kalt“ gewirkt und wenig Empathie gegenüber ihrem Kind gezeigt. Als jedoch der Tod der Dreijährigen zur Sprache kam, habe die 27-Jährige geweint und sich erbrochen. Es habe für ihn so ausgesehen, als habe sie in dieser Situation in einer Art „Demonstration“ extra viel Emotionen zeigen wollen. Es gebe bei Melek Y. schizoide und auch narzisstische Züge, so der Gutachter. Für eine Verminderung der Schuldfähigkeit oder sogar deren Ausschluss habe er jedoch keine Anhaltspunkte.
Im Einzelnen hatte Melek Y. nach Darstellung des Sachverständigen behauptet, ihr Mann habe Yagmur immer wieder geschlagen und das Kind schließlich auch getreten. Hüseyin Y. habe sie demnach auch aufgefordert, auffällige Hämatome zu überschminken. Die Angeklagte meinte, ihr Ehemann und alle Zeugen hätten sich „gegen sie verschworen, und es gebe ein großes Komplott gegen sie“, weil die Zeugen überwiegend gegen sie ausgesagt haben. Dabei höre sie „die Stimme ihrer Tochter jeden Abend“ und wünsche das Kind zurück. Beide Angeklagten zeigten den gesamten Verhandlungstag über keinerlei Regung. Der Prozess wird am kommenden Dienstag mit den Plädoyers fortgesetzt. Eine Woche später wird mit der Urteilsverkündung gerechnet.