Rund 4000 Teilnehmer marschierten bei der großen Demonstration des Kita-Netzwerks Hamburg mit. Sie fordern 25 Prozent mehr Personal - Scheele weist die Forderung als „unbezahlbar“ zurück. Zeitweise kam der Verkehr zum Erliegen.

Hamburg. Tausende Erzieherinnen, Eltern und Kinder sind in Hamburg für mehr Personal in den Kindertagesstätten auf die Straße gegangen. Nach Polizeiangaben versammelten sich am Donnerstag in der Innenstadt rund 4000 Menschen, darunter zahlreiche Kinder. Auf Transparenten forderten sie „Gute Arbeit braucht nachhaltig bessere Bedingungen“ und 25 Prozent mehr Personal in den Kindertagesstätten. Nach Angaben des Bündnisses Kita-Netzwerk Hamburg, das zu der Demonstration unter dem Motto „Ohne 25% mehr gehen Hamburger Kitas unter!“ aufgerufen hatte, fehlen in Hamburgs 1088 Kitas rund 4000 Erzieher.

Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) hatte die Forderungen des Bündnisses zuvor als unbezahlbar kritisiert. Er sei zwar auch der Auffassung, dass der Krippenschlüssel verbessert werden könne, sagte Scheele der „Zeit“. „Aber die Forderung von 25 Prozent mehr Personal oder pro Erzieher nur noch drei Kinder würde uns 150 Millionen Euro extra kosten.“ Auch sage niemand, woher die Erzieher überhaupt kommen sollen.

Unterstützt wurde das Bündnis unter anderem von der Gewerkschaft Ver.di, den Grünen und den Linken. Verdi hatte nach eigenen Angaben bereits Mitte Oktober im Rahmen der Aktion „Mehr Personal in Hamburger Kitas“ mehr als 5000 Postkarten ins Rathaus gebracht. Weitere 11.000 Karten seien direkt an Scheele geschickt worden.

Thema im Parlament virulent halten

Ver.di und das Bündnis kritisieren den Landesrahmenvertrag, wonach im Krippenbereich (Kinder unter drei Jahren) derzeit eine Erzieherin für fünf Kinder verantwortlich sein soll. Da bei Abwesenheiten der Erzieher aber kein Ersatz vorgesehen sei, komme es oft vor, dass eine Erzieherin auch für zehn Kinder zuständig sei. Laut Ver.di sollte bei Kindern unter 1,5 Jahren eine Erzieherin für maximal drei Jungen und Mädchen verantwortlich sein.

„Ich unterstütze den Protest des Kita-Netzwerks, insbesondere die Forderung nach mehr Personal für die Betreuung von Krippenkindern“, sagte die Grünen-Kinderexpertin Christiane Blömeke. Die Linken betonten ihr Ziel eines einheitlichen und demokratischen Bildungswesens, von der Kita bis zur beruflichen Weiterbildung. „Wir fordern aufgrund unserer politischen Überzeugung eine politische Schwerpunktsetzung in Sachen Kita“, betonte der familienpolitische Sprecher der Linksfraktion, Mehmet Yildiz.

Zusammen mit der CDU- und der FDP-Opposition wollten Grüne und Linke im Familienausschuss der Bürgerschaft am frühen Abend eine öffentliche Anhörung zur „Verbesserung der Betreuungsqualität in Kindertageseinrichtungen“ durchsetzen und das Thema so im Parlament virulent halten. An einem entsprechenden Beschluss gab es keinen Zweifel, da nach der Geschäftsordnung der Hamburgischen Bürgerschaft für eine öffentliche Anhörung nur ein Viertel der Ausschussmitglieder stimmen müssen.

Am Nachmittag gab es durch die große Demo erhebliche Behinderungen für die Autofahrer. Zahlreiche Staus rund um die Innenstadt waren die Folge. Die Demonstration führte sternenförmig von drei verschiedenen Orten in Richtung Innenstadt. Los ging es am Neuen Jungfernstieg, an der Glacischaussee und an der Hallerstraße. Treffpunkt für alle Teilnehmer war dann der Theodor-Heuss-Platz (S-Bahnhof Dammtor). Die Polizei rechnete insgesamt mit rund 2000 Teilnehmern. Es kamen rund 4000 Leute.

Vom Theodor-Heuß-Platz führte der Protestzug dann unter anderem über Stephansplatz, Esplanade, Lombardsbrücke und Mönckebergstraße bis zum Gerhard-Hauptmann-Platz. Dort fand eine Abschlusskundgebung statt.

Die jeweiligen Strecken waren sukzessive mit dem Demo-Verlauf gesperrt.