Architekten und Ingenieurverein zeichnet „Bauwerke des Jahres“ aus. Kein einziges Wohnhaus hat es dieses Mal in die Auswahl geschafft. Dafür kamen drei Bildungszentren unter die ersten fünf Plätze.

Hamburg. Zu Beginn gleich eine Überraschung: Bei der traditionellen Auswahl der „Bauwerke des Jahres“ durch den Hamburger Architekten und Ingenieurverein (AIV) ist dieses Mal kein einziges Wohngebäude dabei. Vielmehr sind es gleich drei Schul- und Bildungsbauten, die es in die Riege der fünf besten Hamburger Bauwerke geschafft haben und am heutigen Donnerstag prämiert werden.

Woran liegt das? „Wir hatten in der Vorauswahl einige gute Wohnprojekte, aber wohl keines, das als so herausragend eingestuft wurde“, sagt Mathias Hein vom AIV. Hinzu komme, dass seit der Einführung der offenen Ganztagsschule der Schulbau in Hamburg einen großen Schub bekommen habe.

Beim AIV geht es nicht allein um die Architektur oder die Fassadengestaltung. Der älteste Hamburger Verein der Baubranche besinnt sich bei seiner Auswahl gern auf seine eigenen Wurzeln. 1859 wurde er gegründet, zu seinem Vorsitzenden gehörte bereits der Rathaus-Architekt Martin Haller, später war auch der legendäre Oberbaudirektor Fritz Schumacher Mitglied des Vereins, dem sowohl Architekten als auch reine Ingenieure angehören.

Die meisten Vorschläge stammen von den Bezirken

Die rund 60 Vorschläge für ein Jahr stammen zum überwiegenden Teil von den Bezirken. Drei Bewertungsrunden inklusive Besichtigung vor Ort gönnt sich die 14-köpfige Jury. Maßstab ist das Jahr der Fertigstellung, in diesem Fall also das Jahr 2013 und damit das Jahr der Internationalen Bauausstellung (IBA). Zwei städtische Bildungseinrichtungen sind daher dort nun Bauwerke des Jahres: zum einen das Bildungszentrum „Tor zur Welt“ an der Krieterstraße, in dem Schulen und Erwachsenbildung zusammengefügt sind. Geplant wurde es von dem Büro bof Architekten, den Tragwerksplanern Schumacher und Gerber sowie den Landschaftsarchitekten Breimann und Bruun.

Ebenfalls Bauwerk des Jahres wurde das Sprach- und Bewegungszentrum am Rotenhäuser Damm in Wilhelmsburg, das von dem Büro eins architekten und der imagine structure GmbH geplant wurde. Das Besondere hier ist die Fassade aus recycelten Backsteinen, die sich eher „spartanisch“ in die Straßenansicht einfüge, wie es in der Laudatio heißt. Das Innere aber überrasche durch „Farben, weite Durchblicke und Sichtbeziehungen“.

Fünftes prämiertes Bauwerk ist eine Brücke

Der dritte prämierte Hamburger Schulbau ist der Bau einer Mensa in der Grundschule Buckhorn in Volksdorf. Die Architekten hätten hier der Vielfalt der Pavillons und Zweckbauten eine „einfache Form“ entgegengesetzt, die aber eine „Atmosphäre der Weite“ schaffe, so die Preiswürdigung.

Geplant wurde der Anbau von den Büros Heider Zeichardt Architekten und dem Ingenieurbüro Dr. Binnewies. Vierter Preisträger ist das neue Gemeindezentrum der Oster-Kirchengemeinde in Bramfeld. „Architektur ist Kunst der Proportion“ – und das sei hier besonders im Zusammenklang von Flächen, Linien, Bauteilen, Materialien und Farben gelungen. Geplant wurde das Gebäude von Mathias Hein Architekten und dem Ingenieurbüro Gladigau & Schmahlfeldt. Ebenfalls gewürdigt wird bei dem Projekt wegen der Einbeziehung des Umfelds das Kontor Freiraumplanung Thomas Tradowsky.

Fünftes prämiertes Bauwerk ist keine Gebäude, sondern eine Brücke: die neue Baakenhafenbrücke in der HafenCity, die zum östlichen Teil des neuen Stadtteils führt, wo in den kommenden Jahren vor allem Wohnhäuser gebaut werden sollen.