Die „Quantum of the Seas“, das größte je in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff, dockt bei Blohm + Voss ein. Schwerstarbeit für die Lotsen. Es war im August in Papenburg fertiggestellt worden.

Hamburg. Beim zweiten Anlauf hat es dann doch geklappt: Am Donnerstagnachmittag ist in Hamburg mit der „Quantum of the Seas“ das größte jemals in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff eingelaufen. Es war bereits im August von der Meyer Werft in Papenburg fertiggestellt worden, fuhr auf Probefahrt in der Nordsee bis zum Skagerrak vor Dänemark, zurück zur weiteren Ausrüstung nach Bremerhaven und soll jetzt im großen Trockendock von Blohm+Voss in Hamburg noch einmal am Unterwasserschiff von Fachleuten angeschaut werden.

Unter anderem werden dort nach den ersten Fahrten die Strahlruder überprüft, hieß es bei der Werft, die dem komplizierten Eindockmanöver mit einiger Gelassenheit entgegensah. Auch der legendäre Atlantikliner Queen Mary 2 läuft regelmäßig zu Routinearbeiten das Dock 17 der Hamburger Traditionswerft an – ist aber mit 345 Metern rund drei Meter kürzer als der Neubau der amerikanischen Royal-Caribbean-Reederei.

Eigentlich sollte die „Quantum of the Seas“ bereits vergangenen Sonnabend in Hamburg eintreffen. Der Anlauf wurde jedoch wieder abgesagt, weil die Prognosen für den Tag wegen der Windverhältnisse einen zu geringen Wasserstand in der Elbe vorausgesagt hatten. Zu wenig für das immerhin drittgrößte Passagierschiff der Welt, um in das Dock einlaufen zu können.

Wie gewaltig dieser für mehr als 4000 Passagiere ausgelegte Kreuzfahrer ist, ließ sich vor Blankenese am Donnerstag bereits am frühen Nachmittag erahnen. Als würde ein neuer Wohnblock im Mümmelmannsberg-Stil plötzlich vor dem Elbhang erscheinen, tauchten die ersten Umrisse gegen 14Uhr im Dunst auf.

Wie ein Spielzeug wirkte das kleine Lotsenboot neben dem weißen Riesen

Auf Höhe von Teufelsbrück schob sich dann wenig später das Versetzboot der Hafenlotsen dicht heran, um ein Umsteigen zu ermöglichen. Wie ein Spielzeug wirkte das kleine Lotsenboot neben dem weißen Riesen. Die Lotsen sind in der Regel selbst lange Jahre als Kapitän zur See gefahren und beraten die Crews in den engen Hafengewässern. Bei Schiffen von der Größe der „Quantum of the Seas“ sind dann gleich drei Hafenlotsen an Bord. Sie sind heute mit speziellen Tablet-Computern ausgerüstet, die sich mit dem Bordsystem verbinden lassen, um jederzeit wichtige Schiffsdaten parat zu haben.

Auch elektronische Seekarten mit den neusten Tiefenangaben sind auf den Lotsen-Computern verfügbar. „Das ist aber nur ein Hilfsmittel, viel wichtiger ist immer noch der direkte Blick aus dem Fenster“, sagt Lotse Jan Peter, der mit an Bord war. Ein solcher Job ist eben trotz Hightech immer noch eine Sache von viel Gefühl, Erfahrung und Wissen um Strömung und Winddruck.

Gegenüber von Altona im großen Parkhafen ließen Peter und Kollegen das Schiff daher zunächst drehen, dann setzte es langsam mit dem Heck voran weiter stromaufwärts bis in Höhe der Landungsbrücken, um dann bei Hochwasser mit Schlepperhilfe ins Dock zu gleiten. „Mit dieser Länge sind wir hier langsam am Limit dessen, was so geht“, sagt Hafenlotse Peter.

Die „Quantum of the Seas“, gehört zur einer Reihe besonders großer Schiffe

Weil das Schiff dabei sehr dicht an die Landungsbrücken heranreichte, ließ die Wasserschutzpolizei nicht nur die Elbe kurzfristig sperren, sondern auch die Pontons, wo sonst die Fahrgäste der Hafenfähren und Barkassen warten. Begleitet wurde das komplizierte Manöver unmittelbar vor den Landungsbrücken von einigen Tausend Schaulustigen, wenige davon dürften das Schiff allerdings wiedersehen, wenn es Hamburg am Sonnabend gegen 17Uhr wieder verlassen hat.

Die „Quantum of the Seas“, gehört zur einer Reihe besonders großer Schiffe von Royal Caribbean. Wie die anderen Kreuzfahrtschiffe soll auch das an der Ems gebaute Schiff vor allem zu Urlaubsfahrten in der Karibik oder bei den Bahamas eingesetzt werden. Ein Markt, der traditionell auf amerikanische Kunden zugeschnitten ist. Die Reederei lockt dabei ihre Kunden nicht nur mit unbeschwerten Tagen in sonnigen Gewässern, sondern auch mit vielen Unterhaltungsangeboten, die mit jedem Neubau immer wieder neue Maßstäbe setzen sollen.

Gut zu erkennen von den Landungsbrücken war beispielsweise eine Art Kran auf dem obersten Deck, an dem eine große Glaskugel angebracht ist: „North Star“ nennt sich dieses Gerät, Passagiere können dabei bis in 90 Metern Höhe gehievt werden, um von dort die Aussicht zu genießen. Wer es sportlicher mag, kann an anderer Stelle auch auf einer künstliche Welle surfen. Reichlich Zerstreuung für die Passagiere bietet sich auch im Inneren: Neben umfangreichen Gastro- und Showbereichen gibt es eine Multifunktionshalle, in der man Autoscooter fahren kann. Und auch für Fahrgäste mit etwas geringerem Budget ist gedacht: Die günstigeren Innenbordkabinen bieten dennoch einen schönen Blick: auf „virtuelle Balkone“ .