Trotz 89 Unfällen an drei Kreuzungen setzt die Verkehrsbehörde auf den „Gewöhnungseffekt“. Autofahrer müssten sich erst an die Verkehrsinseln gewöhnen. Bezahlen muss der Bezirk: bisher 45.000 Euro.

Eimsbüttel. Inzwischen haben es Hamburgs Verkehrsplaner zu bundesweitem Ruhm gebracht. Jüngst schafften es ihre neuen, umgebauten Kreuzungen mit den unfallträchtigen Verkehrsinseln bis ins Hauptprogramm der ARD. Mit großer Lust weidete sich das Satiremagazin „Extra3“ an den möglicherweise deplatzierten Instrumenten moderner Verkehrsführung. Ganz Deutschland lachte, weil die Verkehrsbehörde trotz niederschmetternder Unfallbilanz entlang der Buslinie5 stoisch wie zuvor im Abendblatt argumentierte: Autofahrer müssten sich erst an die Verkehrsinseln gewöhnen. Alles nur ein Akzeptanzproblem.

Doch drei aktuelle Zahlen verdeutlichen den Konflikt – und einen erhöhten Wartungsbedarf: 44, 30, 15. So oft kollidierten Autofahrer seit Umbauten an drei Kreuzungen mit den Verkehrsinseln, so oft musste der Bezirk Eimsbüttel die dazugehörigen, zerstörten Schilder ersetzen. Laut Bezirksamt krachte es 44-mal an der Verkehrsinsel der Hallerstraße, 30-mal an der Julius-Vosseler-Straße und 15-mal an der Gärtnerstraße. Kosten für den Gewöhnungseffekt: etwa 45.000 Euro.

Der CDU-Bezirksabgeordnete Carsten Ovens kam auch in dem Fernsehbeitrag vor, lacht aber schon lange nicht mehr. Schließlich bleibe der Bezirk auf den Reparaturkosten sitzen, die nach insgesamt 89 Unfällen entstanden sind. Verursacher konnten nur selten ermittelt werden, bestätigt das Bezirksamt. Deshalb beantragt Ovens nun die umgehende Fehlerkorrektur, „um weiteren Schaden vom Bezirk Eimsbüttel abzuwenden und das Risiko für Verkehrsteilnehmer zu reduzieren“. Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) soll sich für eine Nachbesserung bei der Behörde einsetzen. Ovens spricht nämlich nicht von einem Akzeptanzproblem, sondern von handfester Fehlplanung.

Unterschiedliche Zählweisen bei den Unfällen stiften zusätzliche Verwirrung

Doch davon will die Verkehrsbehörde weiter nichts wissen. „Das Verhalten der Verkehrsteilnehmer in der stattgefundenen Art und Weise konnte so nicht vorhergesehen werden“, sagte Sprecherin Helma Krstanoski. Dennoch wurde sicherheitshalber eine der störenden Verkehrsinseln wieder entfernt. Nach 44 Unfällen kapitulierte die Behörde an der Hallerstraße – und baute das Schild samt Insel zurück (das Abendblatt berichtete).

Weitere Rückbauten seien nicht geplant, heißt es aus der Behörde. Man gehe weiter davon aus, dass die Unfälle an den verbliebenen Verkehrsinseln dem „Gewöhnungseffekt“ geschuldet sind. Zu dieser Einschätzung gelangt die Verkehrsbehörde auch, weil sie eine andere Zählweise als der Bezirk pflegt. Während die Behörde die Zahl der Unfälle an der Gärtnerstraße mit sieben angibt, spricht der Bezirk von 15. An der Julius-Vosseler-Straße seien es laut Behörde acht, das Bezirksamt schwankt zwischen 21 und 30. Elmar Schleif, Sprecher des Bezirksamts: „Für 21 Fälle gibt es Berichte, faktisch wurde das Schild aber öfter repariert.“ Die Verkehrsbehörde legt dennoch Wert auf die Feststellung, dass die Gesamtzahl der Unfälle dort zurückgegangen sei. Nur eben nicht die mit der Verkehrsinsel.