Hochwasserwarnung besteht aber weiterhin, am Nachmittag soll der Pegel an der Elbmündung noch einmal steigen. Schwere Schäden in Süddeutschland. In London wurde bereits eine Frau getötet.
Hamburg/Stuttgart/Cuxhaven. „Gonzalo“ hat für Norddeutschland zunächst Milde walten lassen: Die im Zuge des Hurrikans angekündigte Sturmflut ist in der Nacht zum Mittwoch in Niedersachsen ausgeblieben. Um 0.49 Uhr erreichte ein erstes Hochwasser Cuxhaven. Alle Pegelwerte im Elbe- und Wesergebiet sowie an der Nordsee seien aber unter 1,50 Metern geblieben, sagte eine Sprecherin des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg. In einem Video erklären die Meteorologen, dass mit „Gonzalo“ auch nach seinem Weg über den Atlantik nicht zu spaßen ist.
Am Fischmarkt in St. Pauli betrug der Pegel um 5.19 Uhr 1,43 Meter. Als Sturmflut gilt ein Wasserstand von 1,50 bis 2,50 Metern über dem durchschnittlichen Hochwasser (Mittleres Hochwasser). Erst bei Pegelständen zwischen 2,50 und 3,50 Meter sprechen die Experten von einer schweren Sturmflut. Dennoch erhalten BSH und Deutscher Wetterdienst (DWD) eine Sturmflutwarnung aufrecht. Denn am Nachmittag wird der heftige Sturm – ein Ausläufer des Hurrikans „Gonzalo“ – das Hochwasser dann noch einmal gegen 14 Uhr an der Elbmündung steigen lassen. Dadurch können Strände, Vorland und Hafenflächen überflutet werden. Fahrzeughalter sollten daher vor allem in Neumühlen und am Rissener Ufer ihre Autos von tiefer gelegenen Parkplätzen an der Elbe wegfahren. In Schleswig-Holstein wird die Sturmflut der Vorhersage zufolge etwa einen halben Meter schwächer ausfallen.
Auf „Gonzalo“ folgt dann polare Meeresluft. „Im Frontbereich fällt schauerartiger Regen, vor allem nach Süden zu gibt es auch Gewitter mit Graupel“, so der DWD. Die Sturmböen werden ein Tempo von gut 100 km/h erreichen.
„Gonzalo“ wütet schon im Süden
Das haben die Süddeutschen bereits zu spüren bekommen. Eine Unwetterfront hat am Dienstagabend in Teilen Baden-Württembergs ein Verkehrschaos ausgelöst. Mehrere Straßen wurden gesperrt. Der Bahnverkehr kam nach Angaben eines Unternehmenssprechers auf mehreren Strecken wie etwa zwischen Pforzheim und Nagold sowie zwischen Freiburg und Titisee-Neustadt vorübergehend komplett zum Erliegen. Zwischen Sankt Georgen und Hornberg im Schwarzwald kollidierte ein Regionalexpress mit einem Baum.
Glimpflich davon kam nach Polizeiangaben ein Lkw-Fahrer im Schwarzwald. Nachdem er seinen Laster geparkt und es sich im Führerhaus bequem gemacht hatte, fiel ein Baum um und landete zwischen der Kabine und dem Anhänger. Der Mann blieb unverletzt.
Nach Starkregen und heftigen Windböen mussten zwei Flüchtlingszelte in Nürnberg geräumt werden. Die Unterkünfte seien derart demoliert worden, dass sie unbewohnbar wurden, sagte ein Sprecher des Flüchtlingsrates. Die durchnässten Bewohner seien in andere Unterkünfte – ein anderes Zelt und ein ehemaliges Möbelhaus – gebracht worden.
Bei der Murrbahn sorgte ein Blitzeinschlag in einem Stellwerk fürs Erste für Stillstand, wegen Oberleitungsstörungen kam es in Stuttgart zu Verspätungen. Aufgrund der gesperrten Straßen sei es mancherorts schwierig, Ersatzverkehr bereitzustellen, sagte der Bahn-Sprecher.
Polizisten und Feuerwehrleute im Land hatten vielerorts alle Hände voll zu tun. Ein Sprecher der Polizei in Stuttgart sagte beispielsweise: „Wir haben über 100 Einsätze, keinen Überblick, keine Verletzten.“ Viele andere Polizeistationen wie in Freiburg, Karlsruhe und Reutlingen meldeten ebenfalls umgestürzte Bäume und Zäune. Verletzt wurde nach ersten Angaben auch dort niemand.
In London wurde eine Frau tot unter einem umgestürzten Baum entdeckt. Am Londoner Heathrow Airport mussten 110 Flüge gestrichen werden. Im Bahnverkehr kam es zu Verspätungen, umgestürzte Lastwagen blockierten mehrere Straßen.