In Hamburg etablieren sich mit Erfahre.com oder Ride my City die ersten Anbieter der noch jungen Branche. Umweltverträglich und mit Spaß die Stadt entdecken, das liegt im Trend.

Hamburg. Mit seinem ungewöhnlichen Elektrogefährt zieht Christian F.-C. Meyer überall in Hamburg neugierige Blicke auf sich. Das schwarz-blaue E-Bike der Stuttgarter Marke Elmoto wirkt mit seiner kräftigen Federung und den widerstandsfähigen Reifen wie eine Mischung aus einem Mountainbike und einem kleinen Crossmotorrad. Nur, dass es nicht von einem Verbrennungsmotor oder menschlicher Kraft angetrieben wird, sondern von einem Elektromotor an der Hinterradnabe.

„Dieses E-Bike ist ideal dafür geeignet, um Hamburg auf bequeme Art und Weise zu erkunden“, sagt Meyer. Der 37-Jährige mit der markanten Glatze hat im Sommer dieses Jahres gegenüber der Speicherstadt einen kleinen Verleih mit dem Namen Ride My City aufgemacht. „Ich wende mich mit meinem Angebot vor allem an Touristen, die mal abseits der üblichen Touren die Stadt entdecken möchten“, erzählt der Jungunternehmer.

Darüber hinaus möchte der Wahlhamburger auch zu einer größeren Verbreitung der Elektromobilität insgesamt beitragen. „Mich fasziniert diese umweltschonende Technik schon seit Langem“, sagt er. „Es ist an der Zeit, umzudenken und den Weg in eine emissionsfreie Zukunft zu gehen.“

Steuern lassen sich die ElmotoBikes von jedem, der einen normalen Autoführerschein oder eine Fahrerlaubnis der Klasse M besitzt. Das Fahrgefühl ist ähnlich wie bei einem Moped oder einer Vespa, nur dass das vertraute Motorenknattern fehlt. Der Elektromotor beschleunigt die Gefährte auf bis zu 45 Kilometer pro Stunde. Die Reichweite des eingebauten Akkus beträgt etwa 65 Kilometer. Dann müssen die Modelle zurück zur Basis, können aber auch an jeder handelsüblichen Steckdose wiederaufgeladen werden. Günstig sind die Spritztouren allerdings nicht. Eine Stunde auf dem Elmoto-Bike kostet bei Meyer 17,85 Euro, vier Stunden im Paket fast 60 Euro.

Eingerichtet hat sich Meyer direkt neben einem spanischen Restaurant an der Katharinenstraße. In den spartanischen Kellerräumen parken derzeit gerade mal ein halbes Dutzend E-Bikes, alles wirkt noch ein wenig improvisiert. „Richtig durchstarten werde ich im kommenden Frühjahr“, sagt Meyer. „Dann will ich weitere sechs Maschinen anschaffen und Partnerschaften mit großen Hotels aufbauen, die ihre Gäste beispielsweise auf mein Angebot hinweisen können.“

Vom kommenden Jahr an will Meyer von seinem Verleih auch leben können. Im Augenblick ist er noch als Buchhalter bei einem Hamburger Cateringunternehmen beschäftigt. „Mein Chef hat zugestimmt, dass ich während des Aufbaus meiner Firma die Arbeitszeit reduziere“, erzählt Meyer. Manchmal nimmt er sich seine Arbeit auch mit in seine Kellerräume und erledigt seine buchhalterischen Aufgaben von dort aus per Laptop. Ein „Homeoffice“ der besonderen Art.

Wesentlich weiter als Meyer ist da schon Bernd Repenning, 31. Der Chef der Hamburger Firma Evolte GmbH hat mit Erfahre.com die größte E-Bike-Vermietung der Stadt aufgebaut. 65 Räder umfasst die Flotte des ebenfalls im Frühsommer gestarteten Unternehmers, die in seiner Station an der Gertrudenstraße mitten in der City zur Verfügung stehen.

Das Angebot reicht hier von klassischen Pedelecs, also Rädern, bei denen das Treten mit einem Elektromotor unterstützt wird, über Vespa-ähnliche Elektroroller bis hin zu Speed-Pedelecs, die auf 45 Kilometer beschleunigen können. Sogar elektrounterstützte Lastenräder, mit denen sich auch mehrere Kinder unproblematisch transportieren lassen, stehen zur Verfügung. Die Tagespreise liegen zwischen 22 Euro für das klassische Pedelec und 39 Euro für den Elektroroller.

„Unser Geschäft ist in den ersten Monaten dieses Jahres sehr gut angelaufen“, sagt Repenning. „Es kommen viele Kunden, die mit dem E-Bike einen Tagesausflug unternehmen möchten, aber auch viele, die einfach auf die Technik gespannt sind und ein bestimmtes Modell ausgiebig testen wollen.“ Insgesamt liegt das Thema Elektromobilität aus seiner Sicht eindeutig im Trend.

Wegen der hohen Nachfrage und des noch guten Wetters hat Repenning die diesjährige Saison noch bis Ende Oktober verlängert. Auch im Winter bleibt die Verleihstation geöffnet, allerdings eingeschränkt. Für die kalte und regnerische Jahreszeit hat man bei Erfahre.com den Renault Twizy im Angebot. Das einsitzige Elektroauto hat zwar keine Seitenscheiben, ist aber im Gegensatz zu den Rädern immerhin überdacht. „Und wenn es richtig kalt wird, geben wir auch Handschuhe an die Mieter aus“, sagt Repenning schmunzelnd.