Der Lokführerstreik ist beendet, doch jetzt streiken die Piloten. Insgesamt 34 Flüge fallen vorerst am Hamburger Flughafen aus. Hintergrund des Streiks ist der Streit um eine Übergangsrente.

Hamburg. Die Lokführer haben ihren bundesweiten Streik am frühen Donnerstagmorgen auch in Hamburg und Schleswig-Holstein beendet. Nach Angaben der Deutschen Bahn ist der Verkehr nach Ende des 14-stündigen Ausstands weitestgehend planmäßig angelaufen. „Die S-Bahn fährt wieder total stabil, es gibt gar keine Einschränkungen. Im Nahverkehr kann es zu leichten Verzögerung kommen, wenn mal ein Zug ausfällt“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn dem Abendblatt. Die Gewerkschaft GDL beendete den Streik um 4 Uhr morgens.

Am Mittwoch hatten rund 500 Lokführer in Norddeutschland die Arbeit niederlegt. Zahllose Zugverbindungen wurden gestrichen, die Gewerkschaft sprach von etwa 80 Prozent der Verbindungen.

Die Hamburger S-Bahnen fuhren zwar, aber nur unregelmäßig. Viele Fahrgäste mussten ihre Reiserouten ändern und stiegen auf Fernbusse, Taxen und Mietwagen um. Das befürchtete Chaos an den Bahnsteigen blieb aber weitgehend aus.

Der GDL-Bezirksvorsitzende Hartmut Petersen warb bei einer Kundgebung mit rund 20 Lokführern um Verständnis. „Die Gehälter sind angesichts unserer Belastungen absolut unzureichend“, sagte Petersen vor dem Hamburger Hauptbahnhof. Die Lokführer verdienten derzeit etwa zwischen 2500 und 3000 Euro monatlich. In dem Tarifkonflikt der Lokführer mit der Deutschen Bahn fordert die GDL fünf Prozent mehr Geld und eine um 2 auf 37 Stunden verringerte Wochenarbeitszeit.

Auch in Lübeck und Kiel hatten die Servicekräfte der Bahn alle Hände voll zu tun. Sie wurden von Reisenden bestürmt, nachdem schon vor Streikbeginn mehrere Fahrten des Regionalverkehrs aufgrund eines Ersatzfahrplans der Bahn früher als üblich geendet hatten.

Jetzt streiken die Piloten


Nach den Auswirkungen des Lokführerstreiks werden Reisende am Donnerstag (12 Uhr) auf die nächste Probe gestellt. Die Germanwings-Flugkapitäne wollen bundesweit für zwölf Stunden die Arbeit niederlegen. Hintergrund ist der Streit um eine Übergangsrente. Der geplante Streik der Germanwings-Piloten trifft auch den Hamburger Flughafen. „Insgesamt 34 Flüge fallen am Hamburger Flughafen aus“, sagte eine Flughafensprecherin dem Abendblatt.

Die Lufthansa-Tochter Germanwings betreibt von und nach Hamburg donnerstags jeweils 55 Ab- und Anflüge. Im Zeitraum ab 12.00 Uhr gibt es 28 Verbindungen ab und nach Fuhlsbüttel, sagte die Flughafensprecherin Stefanie Harder.

Einige der Flüge werden auch von Eurowings durchgeführt und sind damit nicht von dem Streik betroffen. Denn nicht alle Flüge fallen wegen des Streiks aus. Die Fluggesellschaft stellte am frühen Mittwochabend einen Sonderflugplan auf. Jeder Fluggast kann somit im Internet prüfen, ob sein Flug stattfindet oder ausfällt.

Bei einem vorherigen Ausstand seien Flüge von der Lufthansa-Tochter Eurowings übernommen worden. Sie forderte die Flugreisenden auf, sich bei Germanwings direkt oder im Internet über Sonderflugpläne für Donnerstag zu informieren. Bei vorherigen Germanwings-Pilotenstreik im August fielen in Hamburg 28 Flüge aus.

Erhebliche Einbußen für Hamburger Flughafen


Es ist bereits der siebte Streikaufruf der Gewerkschaft seit Ende August. Einen Ausstand sagte Cockpit kurzfristig wieder ab. Im Tarifstreit geht es um die Übergangsversorgung der Piloten bei der Lufthansa und ihren Töchtern. Sie erlaubt es bisher, ab dem Alter von 55 Jahren in den bezahlten Frühruhestand zu gehen. Der Konzern will die Altersgrenze erhöhen. Cockpit lehnt dies ab. Den Vorschlag der Lufthansa, die Altersgrenze individuell anhand der Dienstjahre eines Piloten festzulegen, wies die Gewerkschaft zurück.

Auch für die Flughäfen kommt es durch den Streik zu finanziellen Einbußen. So entfallen die Start- und Landegebühren für die Flugzeuge sowie die Passagiergebühren. In den Flugzeugen von Germanwings werden in der Regel zwischen 100 und 120 Passagiere befördert. Fallen durch einen Streik 50 Flüge aus, sind entsprechend zwischen 5000 und 6000 Personen betroffen.

„Diese Passagiere fehlen dann auch als Kunden in den Cafés und Läden“, sagte Harder. Wie viel Geld der Hamburger Flughafen durch die bisherigen Pilotenstreiks auch bei der Lufthansa und Air France verloren habe, sei bislang noch nicht beziffert worden. Germanwings verfügt über 76 Flugzeuge und beschäftigt 2000 Mitarbeiter.