Die Hamburger Gesundheitsbehörde hält die Möglichkeit, dass Infizierte unerkannt einreisen, für wenig wahrscheinlich. Forscher: Vom Hamburger Flughafen geht mittleres Verbreitungsrisiko aus.

Hamburg. Die Angst vor der tödlichen Ebola-Epidemie wächst auch in Norddeutschland, Meldungen über Verdachtsfälle schüren diese Sorgen. Die Hamburger Gesundheitsbehörde sieht die Hansestadt jedoch gut gerüstet. Die Gefahr, dass infizierte Reisende oder auch Flüchtlinge die Krankheit einschleppen könnten, sei äußerst gering, sagt Rico Schmidt, Sprecher der Gesundheitsbehörde. Sie steht in regelmäßigem Austausch mit dem Robert-Koch-Institut in Berlin.

Einen eigenen Ebola-Notfallplan oder geänderte Abläufe gibt es am Hamburger Flughafen nicht. Hier gelten die Richtlinien im Umgang mit gefährlichen Infektionskrankheiten, die sich schon bei der SARS-Epidemie bewährt haben. Eine reihenweise Messung der Körpertemperatur von ankommenden Passagieren, wie sie etwa in den USA aus Angst vor Ebola eingeführt wurde, hält weder die Hamburger Gesundheitsbehörde für sinnvoll, noch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV).

Der Aufwand für das sogenannte Thermoscreening sei riesig, der Nutzen sehr zweifelhaft, argumentiert ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Wegen der Inkubationszeit von 21 Tagen, in denen Infizierte meist keine Symptome zeigten, sei die Chancen, einen erkrankten Passagier per Thermoscreening zu entdecken, extrem gering – zumal schon einfache fiebersenkende Arzneimittel genügten, um ihn in der Kontrolle unauffällig zu machen.

Nach einer kürzlich veröffentlichten Studie des Max-Planck-Instituts für Informatik in Saarbrücken geht vom Hamburger Flughafen gleichwohl ein mittleres Risiko bei der Verbreitung von Infektionen aus.

Der Forscher Glenn Lawyer hat mit einem komplizierten Rechenmodell die Frage untersucht, wie groß der Beitrag eines Flughafens durch seine Anbindungsstärke ist, zur Gefahr einer Pandemie durch infizierte Fluggäste beizutragen. Während das Verbreitungsrisiko am Frankfurter Flughafen den Maximalwert von 100 erreicht, kommt der Flughafen Hamburg auf 85 Punkte. Zum Vergleich: London-Heathrow erreicht 92 und der Flughafen Hannover 80 Punkte.

Hamburg spielt bei der Versorgung von möglichen Ebola-Kranken in ganz Norddeutschland eine zentrale Rolle, weil die Stadt mit dem Behandlungszentrum für hochansteckende Erkrankungen (BZHI) am UKE über eine Spezial-Isolierstation verfügt. So gehört Hamburg neben München, Frankfurt, Düsseldorf und später Berlin (BER) zu den Flughäfen, zu denen Flugzeuge, die einen Ebola-Verdachtsfall an Bord melden, umgeleitet werden.

Fällt ein Passagier während des Fluges mit entsprechenden Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen oder Durchfall auf, und war er innerhalb der letzten Wochen in Westafrika, meldet der Pilot dies der Flugsicherung. Am Boden parkt das Flugzeug dann auf einer Sonderposition, damit geschultes medizinisches Personal an Bord gehen kann. Der Passagier wird mit einem Spezialfahrzeug der Hamburger Feuerwehr direkt in die Sonder-Isolierstation gebracht. Fluggäste, die näheren Kontakt mit ihm hatten, würden untersucht und gegebenenfalls unter Quarantäne gestellt.

Laut Behördensprecher Schmidt ist es allerdings zwar „nicht ausgeschlossen, aber höchst unwahrscheinlich“, dass Menschen aus den von Ebola am stärksten betroffenen Ländern Westafrikas nach Deutschland kämen und hier unentdeckt mit einer Infektion einreisen könnten.

Zum einen verfüge der Hamburger Flughafen über keine Direktflüge nach Westafrika. Zum anderen ist die Inkubationszeit lang und Ebola erst dann und auch nur über Körperflüssigkeiten ansteckend, wenn sich Symptome zeigen. Schließlich seien die allermeisten Menschen in den von Ebola betroffenen Länder so arm, dass sie sich kaum ein Flugticket nach Europa leisten könnten.

Auch Flüchtlinge aus Afrika seien – kurz gesagt – zu lange unterwegs, um die Krankheit aufgrund der Inkubationszeit unentdeckt einschleppen zu können. Das gelte insbesondere für illegale Einwanderer. Der Großteil der Flüchtlinge komme aus Ländern wie Syrien, dem Irak und Eritrea, die von der tödlichen Seuche bislang nicht betroffen sind. Wer sich hingegen aus Westafrika auf dem Landweg und dann über das Mittelmeer nach Europa aufmache, habe eine zu lange Reise hinter sich.

Nach Schmidts Worten droht Hamburg auch über seinen Hafen keine Gefahr. Die Schiffe seien meist zu lange unterwegs. Zudem werden derzeit kaum noch westafrikanische Häfen angelaufen. Wenn Schiffe auf dem Weg nach Hamburg in Rotterdam oder England Halt machen, werden sie dort auf Ebola-Verdachtsfälle kontrolliert und gegebenenfalls auch mit Sicherheitsauflagen versehen.

So erging es Anfang dieser Woche einem Schiff aus Freetown in Sierra Leone. In Großbritannien wurde daer Frachter überprüft und die Besatzung von den Behörden unter Teil-Quarantäne gestellt. Das Schiff durfte nur mit besonderer Beflaggung weiter in Richtung Elbe fahren.

Im Hamburger Hafen ging wie vorgesehen der Hafenärztliche Dienst an Bord – und gab Entwarnung. Es gab an dem Schiff keine Ebola-Verdachtsfälle, das Schiff war auf seiner Reise aus Afrika mittlerweile rund 30 Tage unterwegs.