Fett und glücklich: Ina Müller hat im Tierpark Hagenbeck das Walrossbaby Thor getauft. Bevor Thor mit seinem Papa abtauchen darf, muss er schwimmen lernen.

Stellingen. Schüchtern und langsam ist das kleine Walrossbaby seiner robbenden Mutter am Mittwoch hinterhergetapst. Mit einer Fischtorte lockte Tierpfleger Dirk Stutzki den prominentesten Nachwuchs des Tierparks Hagenbeck ans Robbenbecken. Dort wartete bereits seine Patentante: die Schauspielerin Ina Müller. „Ich taufe dich auf den Namen Thor“, sagte sie und kippte aus einer silbernen Karaffe Wasser über das zweieinhalb Monate alte Walrossjunge.

Im Vorfeld hatte es einen Namenswettbewerb gegeben, bei dem Fans aus zehn Namen auswählen durften. Aus Sicht des Tierparks ist Thor eine perfekte Wahl: "Das passt sehr gut, denn der Vater von Walrossbaby Thor heißt schließlich Odin, genau wie in der germanischen Mythologie." Die eineinhalb Tonnen schwere Mutter wurde vor 17 Jahren auf den Namen Dyna getauft. Thor ist noch um einiges leichter als seine Mutter. 104 Kilogramm wiegt das Walrossjunge und hat damit am Wochenbeginn die 100 Kilogramm-Marke überschritten.

Dass Thor überhaupt schon so viel wiegt, war vor ein paar Wochen noch nicht abzusehen. Mitte Juni kam er gesund auf die Welt, dann wollte das Walrossbaby nicht mehr zunehmen. Erst mit einem Misch aus Heringsfilets, Fischstücken und Robben-Milch nahm Thor wieder zu. Mittlerweile ist das Essen kein Problem mehr. „Er frisst heute lieber Fisch als die Muttermilch“, sagte Stutzki. Der ist stolz darauf, wie Thor sich entwickelt: Seitdem das Walrossbaby wieder so isst wie es soll, hat es auch an Selbstbewusstsein gewonnen und spielt mit seiner Mutter.

Nach der Taufe ließ sich das Tier ausführlich von seiner prominenten Patentante streicheln. Ina Müller hatte das kleine Walross sofort in ihr Herz geschlossen: „Es ist so niedlich“, sagte die 49-Jährige. Sie schätzt vor allem, dass die Tiere sich nichts aus ihrem Aussehen machen: „Was sympathisch ist und wo wir auch noch etwas lernen können vom Walross; es fühlt sich trotz 15 Zentimeter Fettschicht wohl in seiner Haut – fett und glücklich!“

Mit der Mutter gemeinsam lebt Thor auch in den nächsten zwei Monaten im kleineren Robbenbecken. Erst dann zieht der Junge weiter – zu den Walrossbullen nebenan. Dort sieht Thor das erste Mal seinen Vater. „Bevor wir den Kleinen zu den Bullen schicken, muss er zuerst richtig schwimmen und sich auch wehren können“, so Stutzki. Denn: Lernen Walrossmänner neue Tiere kennen, wollen sie ihnen die Unterwasserwelt zeigen. Rund 15 Minuten tauchen die Großen dann mit den Kleinen ab. Wer nicht gut genug schwimmt, bekommt Probleme.

Am Mittwochnachmittag ruhte sich Thor allerdings erst einmal von der stressigen Taufe vor rund 80 Besuchern und blitzenden Kameras aus. Zum Abschied streichelte Müller ihr Patenkind, dann tauchte Thor gemeinsam mit der Mutter durchs kalte Wasser. Für die Hagenbeck-Besucher planscht Thor auch in den kommenden zwei Monaten morgens und mittags im Becken. Dann ist vielleicht auch Müller da. „Ich will jetzt mal wieder öfters in den Tierpark kommen“, sagte sie.