Der mit Hanserad in die Pleite gerutschte Radiologe soll sich in Dubai aufhalten. Übernehmer des Auffermann-Imperiums fordern Hamburger Politik und Staatsanwaltschaft zum Handeln auf.

Bergedorf. Bei einer Zwangsversteigerung sind am Freitag zwei Häuser des in die Insolvenz geratenen Radiologen Prof. Wolfgang Auffermann verkauft worden. Im Amtsgericht Bergedorf ersteigerte eine Bieterin die Immobilien für 860.000 Euro. Allerdings hat die Deutsche Apotheker- und Ärztebank noch 1,022 Millionen Euro als Grundschuld als Forderung im Grundbuch eingetragen. Weiterhin fordern Mieter, die über erhebliche Mängel klagen, mehrere Zehntausend Euro. Eine Mieterin verlangt rund 80.000 Euro.

Prof. Auffermann war mit seinem Medizin-Imperium in die Pleite gerutscht und musste auch Privatinsolvenz anmelden. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, die Krankenkassen bei der Abrechnung von Kontrastmitteln um rund 35 Millionen Euro betrogen zu haben. Er bestreitet das.

Die Zwangsversteigerung hatte seine Frau angestrebt, die von ihm getrennt lebt, aber Miteigentümerin dieser Immobilien ist. Sie und die Mieter haben sich mit Anzeigen und Klagen überzogen. Jetzt hat sie Gelegenheit, sich mit dem Insolvenzverwalter über die Aufteilung des Verkaufsgewinns zu einigen.

Denn Auffermann lebt weiter im Verborgenen. Ob die Staatsanwaltschaft gegen in Klage erhebt, ist zurzeit ungewiss. Eine Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft sagte dem Abendblatt, die Akten lägen noch beim Landeskriminalamt. Schon in Frühling des vergangenen Jahres hatte es Durchsuchungen und Beschlagnahmungen in 41 Objekten gegeben. Bei der bundesweiten Mega-Razzia durchkämmten Beamte Praxisräume, Büros und Wohnungen. Das Material ist so umfangreich, dass es gut 100 Aktenordner füllt.

Keinen Kommentar gab die Staatsanwaltschaft zur Frage eines Haftbefehls ab. Denn Auffermann lebt mutmaßlich in Dubai, wo er auch ärztliche Sprechstunden angeboten hat. In Deutschland hat er nach verschiedenen amtlichen Dokumenten mehrere Adressen. Zwei sind in Bergedorf, davon eine bei seiner mutmaßlichen Lebensgefährtin. Sie bewohnt eine ehemalige Auffermann-Villa. Zwei Adressen in Berlin gab Auffermann in seiner Privatinsolvenz selbst an.

Unterdessen hat der Übernehmer der Hanserad-Gruppe die Hamburger Politik zum Handeln und die Staatsanwaltschaft zur Anklage gegen Prof. Auffermann aufgefordert. Curagita-Vorstand Johannes Schmidt-Tophoff schrieb an Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD), er unterstütze die Aufklärung der mutmaßlichen Straftaten Auffermanns und habe sich der Staatsanwaltschaft als Zeuge angeboten. Die neu formierten Conradia Praxen hätten alle „dubiosen Kooperationsverträge“ gekündigt und sich von einigen Mitarbeitern getrennt.

Schmidt-Tophoff sagte, der medizinische Betrieb in den Radiologien laufe wieder gut. In Kürze werde man trotz erheblicher Umsatzeinbußen auch wieder wirtschaftlich erfolgreich sein. An die Gesundheitssenatorin schrieb er, dass man besorgt sei über „Machenschaften“, die den Ruf der Ärzte gefährdeten.

Aus Hamburger Ärztekreisen wird der Unmut gegenüber der Staatsanwaltschaft immer lauter. Dass noch immer keine Anklage vorliege, empfinden viele als „peinlich“, sagte ein Verbandsverantwortlicher dem Abendblatt.