Mit Plakaten und Listen steht Rüdiger Kirsch an einem Infostand. Das Ziel: 63.000 Unterschriften sammeln, dann kommt es zum Volksentscheid zur Wiedereinführung von G9. Am ersten Tag ist er zufrieden.

Wandsbek. Die Frau zögert nicht lange. „Meine Enkelin musste immer so viel büffeln. Sie hatte nie Zeit, mich zu besuchen. Ich unterschreibe“, sagt sie entschlossen. Name, Adresse, Geburtstag, Datum und Unterschrift, fertig – und Rüdiger Kirsch von der Volksinitiative „G9-Jetzt-HH“ strahlt. Er hat wieder eine Unterstützerin für die Rückkehr zum längeren Weg zum Abitur (G9) am Gymnasium gewonnen.

Es sind nicht viele Menschen, die an diesem Morgen zwischen dem Wandsbek Quarree und der großen Marktfläche dahinter unterwegs sind. Kirsch und zwei Mitstreiterinnen haben ihren Info-Stand direkt am Fußgänger-Überweg aufgebaut. Sie tragen vor dem Bauch und auf dem Rücken Plakate und haben die Unterschriftenlisten in der Hand.

Extra Urlaub, um Unterschriften zu sammeln

Die Atmosphäre ist freundlich. Die meisten Passanten hören sich interessiert an, was die Drei ihnen über Schulstress beim G8 und dem Wunsch der Eltern nach mehr Zeit zum Lernen für ihre Kinder erzählen. Etliche unterschreiben. Nur wenige winken mürrisch mit der Hand ab, wenn einer der G9-Aktivisten sie anspricht.

Es ist der erste Tag der dreiwöchigen Frist für das Volksbegehren. Rüdiger Kirsch, der Mann von Initiativen-Gründerin Mareile Kirsch, ist bereits in seinem Element. „Wir haben schon 150 Unterschriften – so schnell, das hätte ich nie gedacht“, sagt er. Eine Woche Urlaub hat er sich extra fürs Stimmensammeln genommen. Während seine Frau ein paar Kilometer entfernt auf dem Goldbekmarkt in Winterhude um Unterstützung wirbt, wertet Kirsch schon erste Erfahrungen aus. „Manche gehen erst einmal vorbei, denken dann nach und kommen zurück, um zu unterschreiben“, sagt er. Bis zum 8. Oktober muss die G9-Initiative mindestens 63.000 Unterschriften sammeln.