Zu wenig Laufkundschaft am neuen Standort: Freddy Mouchawrab hört mit seinem Concept Store für lokale Modedesigner auf. Der Unternehmer ist bekannt für seine spektakulären Fashion-Events.
Er habe schlechte Nachrichten, schreibt Freddy Mouchawrab bei Facebook. „Den Einzelhändlerkampf musste ich nach acht Jahren leider doch aufgeben. Ich bedanke mich bei Freunden und Kunden für die aufregendste und lehrreichste Zeit meines Lebens.“ Seit dem 28. August ist sein Laden am Überseeboulevard, in dem auch gern Prominente wie Natalia Klitschko, die Ehefrau des Box-Champions, einkauften, geschlossen.
Acht Jahre war „Etage Eins“ ein Raum für Mode von lokalen Designern wie FKK, Annette Rufeger, Bitten Stetter, Kilian Kerner und Hannes Roether. 2006 angefangen in der ersten Etage des Stilwerks, zog es den Modemanager vor zwei Jahren in die HafenCity. „Ich war positiv gestimmt und optimistisch, dass der Standort richtig ist“, sagt der 36-Jährige. Doch leider habe ihn sein Gefühl getrogen: Zwar seien viele Stammkunden gefolgt, aber es habe in dem neuen Quartier an der Elbe die Laufkundschaft gefehlt. „Wir hatten ein schwieriges erstes Jahr und die folgende Entwicklung war zu schwach, um die Verluste aufzufangen.“ Es habe gute Monate gegeben, aber eben auch katastrophale. Der Umsatz habe sich im Vergleich zur Zeit im Stilwerk halbiert.
Bevor er nun die Rechnungen seiner Designer nicht mehr zahlen könne, wolle er einen Schlussstrich ziehen. Natürlich sei er sehr traurig darüber, denn die deutsche Modekultur liege ihm am Herzen. Wie sehr, das konnte man auch an zahlreichen Ereignissen ablesen, die Freddy Mouchawrab Jahr für Jahr veranstaltete: Sei es, dass er auf nachhaltig produzierende Designer setzte oder ein Senioren-Model als Gaststar verpflichtete. „Ich habe bis zum Ende alles ausprobiert und gekämpft, aber hier und jetzt geht es nicht mehr weiter“, sagt er.
Auch Designerin Anna Fuchs schließt ihren Laden
Doch nicht nur den Standort macht Mouchawrab für das Aus verantwortlich. „Die Modeindustrie hat sich brutal verändert.“ Ohne einen Investor oder eine große Kette im Rücken sei es schwierig, in der Branche zu bestehen. Kommen unerwartete Kosten, wie etwa eine Markenklage hinzu, könne einen das in die Abwärtsspirale ziehen.
Auch Modedesignerin Anna Fuchs kennt diesen Existenzkampf. Erst kürzlich berichtete sie im Abendblatt über die starke Konkurrenz durch Filialisten wie H&M und Zara, aber auch den Internethandel. Als selbstständige Kreative könne sie sich keine Toplage in der Innenstadt leisten, mit der Alternative im Karolinenviertel haderte Anna Fuchs seit Längerem – zu wenig Laufkundschaft, das Umfeld sei zu wenig modeaffin. Als ihr dann die Nachricht von einer monatelangen Baustelle vor der Haustür in den Laden flatterte, traf auch sie eine Entscheidung: Ende des Jahres wird sie schließen.
Bis dahin läuft der Verkauf mit ausgewählten Einzelteilen aus ihren Kollektionen regulär weiter, einen Ausverkauf wird es nicht geben. Ebenso wie der Etage Eins-Macher spielt auch sie mögliche Zukunftsmodelle durch. Die Hamburger Designerin ist zuversichtlich, schon bald ihre Mode an einem anderen Ort zu verkaufen. Freddy Mouchawrab hat noch keine Pläne, zu sehr ist der 36-Jährige noch mit der Abwicklung des Ladens beschäftigt. „Im Moment laufen einige Gespräche, unter anderem mit der Kreativgesellschaft. Wer weiß: Vielleicht habe ich bald mehr Zeit, mich um Events zu kümmern. Es kann aber auch sein, dass ich mich komplett neu orientiere.“
Und allen Hamburgern, die mit ihm über das Ende einer kleinen Ära trauern, schreibt er zuletzt bei Facebook: „Ich werd’s überleben...“.