Bis Dienstag müssen sich Reisende in Nah- und Fernverkehrszügen auf erhebliche Behinderungen einstellen. Grund ist der Warnstreik der GDL am Montagabend. Auch bei der S-Bahn kommt es noch zu Behinderungen.
Frankfurt/Hamburg. Ein erster Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL hat am Montag in Norddeutschland für erhebliche Probleme im Zugverkehr gesorgt. „Es gibt massive Auswirkungen im Norden“, sagte Hartmut Petersen vom GDL-Bezirk Nord. Betroffen waren unter anderem die Bahnhöfe von Hamburg, Hannover, Bremen, Osnabrück, Schwerin und Kiel. Der Streik begann um 18 Uhr, um 21 Uhr wurde dieser aber fristgerecht beendet.
„Hamburg war besonders schlimm betroffen“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. Der Verkehr sei zwar nach Streikende wieder angerollt, aber es komme weiterhin zu erheblichen Verspätungen. „Auch am Dienstag müssen sich Pendler im Berufsverkehr noch auf Behinderungen einstellen“, so der Sprecher. Es sei ein erheblicher Aufwand die Auswirkungen des Streiks zu beheben.
Am Hamburger Hauptbahnhof hatte sich während des Streiks so gut wie nichts mehr bewegt. Bis auf ein paar Ausnahmen blieben alle Züge des Fern- und Nahverkehrs stehen. Die Menschen strömten in die Cáfes und Kneipen im Bahnhof.
Insgesamt standen 90 Prozent der Güter- und Personenzüge still oder hatten Verspätung. Das teilte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit. Die Mitglieder hätten einmal mehr gezeigt, dass „sie es satt haben, Überstunden zu machen und ihre berechtigten Interessen dann mit Füßen getreten werden“, sagte der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky in einer Pressemitteilung.
Schon kurz nach Beginn der Arbeitsniederlegung wurde der S-Bahn-Betrieb in der Hansestadt am Montagabend vorübergehend eingestellt. „Einige Zeit hat es gar kein Durchkommen gegeben“, so eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Die GDL hatte die Gleise blockiert, sodass die S-Bahnen nicht mehr fahren konnten. Auch in Hannover waren S-Bahn-Verbindungen betroffen. Regionalzüge fielen aus.
Zu Beginn des Warnstreiks um 18 Uhr hatten sich die Streikenden vor dem Hauptbahnhof versammelt. Jeder hatte ein Handy in der Hand und meldete sich per Telefon symbolisch bei der Bahn ab. Bundesweit waren am Montagabend 20 000 Lokomotivführer und 17 000 weitere Beschäftigte des Zugpersonals aufgefordert, ihre Arbeit niederzulegen – unter anderem auch Lokrangierführer und Zugbegleiter.
GDL will Tarifverhandlungen vorantreiben
Die GDL will mit dem Ausstand Bewegung in die stockenden Tarifverhandlungen bringen und die Bahn vor allem im Güterverkehr treffen. Aufgerufen sind auch Lokrangierführer und Zugbegleiter. Die GDL lehnte ein neues Angebot der Bahn ab und drohte mit weiteren Warnstreiks. Konkrete Ankündigungen gab es aber zunächst nicht.
Die Lokführergewerkschaft GDL will dem ersten Warnstreik am Montag ein oder zwei weitere folgen lassen. Dies gelte für den Fall, dass die Deutsche Bahn kein Angebot für kürzere Arbeitszeiten für das gesamte Zugpersonal vorlege, sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Montagabend im Berliner Hauptbahnhof zum Auftakt des angekündigten bundesweiten Warnstreiks. Der nächste Schritt wäre dann eine Urabstimmung „über längerfristige Maßnahmen“. Weselsky betonte. „Ich sehe im Augenblick keine Geschäftsgrundlage für weitere Verhandlungen.“
Die Bahn müsse endlich anerkennen, dass die GDL rund 51 Prozent der 37.000 Beschäftigten des Zugpersonals vertrete, während die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) nur einen Organisationsgrad von 21 Prozent habe. Die Bahn will erst über tarifliche Verbesserungen verhandeln, wenn die beiden rivalisierenden Gewerkschaften kooperieren.
Bahn weist Vorwürfe der GDL zurück
Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber wies den Gewerkschaftsvorwurf zurück, er blockiere die Tarifverhandlungen. „Wir werden in der Sache nicht vorankommen, wenn wir uns über die Medien unterhalten statt miteinander am Verhandlungstisch zu sitzen“, erklärte er.
Das Unternehmen hatte die GDL im Vorhinein dazu aufgefordert, den Warnstreik-Aufruf zurückzunehmen. Man habe der GDL am Morgen ein neues Tarifangebot vorgelegt. Es enthalte die Bereitschaft, über alle Tarifforderungen der GDL für Lokomotivführer zu verhandeln.
Die GDL hatte jedoch nicht nur für die rund 20.000 Lokführer, sondern auch für 17 000 andere Beschäftigte des Zugpersonals Forderungen erhoben, für die bisher die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verhandelte. Die GDL verlangt für sie alle fünf Prozent mehr Geld und eine um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeit.