Die Abgase der Kreuzfahrtriesen sind eine schwere Belastung für die Umwelt, die Passagiere und die Menschen in Hafenstädten. Umweltschützer sagen: Nur langsam deutet sich Besserung an.
Hamburg. Trotz einiger Fortschritte bleibt die Luftbelastung durch Kreuzfahrtschiffe nach Einschätzung der Umweltorganisation Nabu ein ungelöstes Problem. Auch die nächsten beiden Schiffe des deutschen Kreuzfahrt-Marktführers Aida sind nach Ansicht der Umweltorganisation Nabu nicht komplett umweltfreundlich.
Die Schiffe, die 2015 und 2016 auf den Markt kommen, werden eine Rauchgasreinigung (Scrubber), einen Rußpartikelfilter, einen Katalysator und einen Landstromanschluss an Bord haben, teilte der Nabu zur neuesten Rangliste der umweltfreundlichsten Kreuzfahrtschiffe mit. Damit setze sich Aida weltweit an die Spitze der Branche.
Perfekt sind die neuen Aida-Schiffe aus Sicht des Nabu jedoch nicht: Sie können weiter giftiges Schweröl verbrennen, das nach Ansicht der Umweltschützer generell verboten gehört. „Aida Cruises arbeitet seit Jahren intensiv daran, die Umweltbilanz unserer gesamten Flotte kontinuierlich zu verbessern“, erklärte dazu die Aida-Managerin Monika Griefahn. „Mit einer Vielzahl von Maßnahmen machen wir unsere Schiffe Jahr für Jahr umweltfreundlicher: Optimiertes Rumpfdesign, reibungsarme Unterwasseranstriche und intelligente Motorentechnologie senken den Energiebedarf signifikant und reduzieren damit deutlich die Emissionen.“
Insgesamt ziehen die Nabu-Experten eine gemischte Bilanz: Einige Kreuzfahrtschiffe werden die Luft künftig weniger mit Schadstoffen belasten, bei anderen seien keine Fortschritte in Richtung auf mehr Umweltschutz zu erkennen. „Hier trennt sich die Spreu vom Weizen“, sagte Dietmar Oeliger, Nabu-Leiter Verkehrspolitik. Der Vorjahressieger TUI Cruises sei im aktuellen Ranking zurückgefallen, weil die kommenden Schiffe noch immer keinen Rußpartikelfilter hätten. Andere Reedereien wie Royal Caribbean oder Princess hätten überhaupt keine Abgastechnik für ihre neuen Schiffe geplant.
Abgase sind hoch mit zahlreichen Giften belastet
Insgesamt analysierte der Nabu 28 Schiffe, die zwischen 2014 und 2019 auf den Markt kommen sollen, anhand des verwendeten Treibstoffs sowie der eingesetzten Abgastechnik. Kreuzfahrtschiffe beeinträchtigen aus zwei Gründen die Luftqualität: Wenn sie fahren, dann verbrennen sie auf hoher See Schweröl, dessen Abgase hoch mit Schwefeldioxid, Ruß, Stickoxiden, Schwermetallen und anderen Giften belastet sind.
Das Bunkeröl ist ein Rückstandsprodukt der Raffinerien und müsste als Sondermüll entsorgt werden, wenn es nicht in Schiffsmotoren verbrannt würde. An Land ist das längst verboten. Die Abgase der Kreuzfahrtschiffe werden von der Küste tief ins Landesinnere geweht und belasten die Bevölkerung.
Zum zweiten brauchen die Kreuzfahrtschiffe auch bei den Liegezeiten in den Häfen viel Energie und verschlechtern so die Luftqualität. „Wir reden hier nicht von einem kleinen Problem; man kann nicht sagen, das sind nur ein paar Schiffe“, sagte Oeliger. Die Kreuzfahrt-Branche boomt; die Schiffe werden immer größer und teurer. Große Schiffe sind für 5000 und mehr Passagiere ausgelegt, mit Besatzung sind bis zu 10.000 Menschen mit Energie zu versorgen – der Bedarf einer Kleinstadt.
„Wir haben schon viele Ankündigungen gehört“
In den Häfen belasten die Kreuzfahrtschiffe die Luft vor allem mit Kleinpartikeln, die als krebsauslösend gelten. Dafür gebe es noch nicht einmal Grenzwerte, moniert der Nabu. Abhilfe versprechen sich die Umweltschützer von wachsender Einsicht bei den Reedereien, strengeren staatlichen Umweltvorschriften und einer besseren Infrastruktur für Flüssiggas (LNG) und Landstrom.
Hamburg bekommt im kommenden Jahr seinen ersten Landstrom-Anschluss und auch eine Versorgung über LNG soll in den nächsten Monaten möglich sein. „Wir haben schon viele Ankündigungen gehört“, sagte Oeliger. „Passiert ist fast nichts.“ Entscheidend werde sein, ob die Reedereien ihre Ankündigungen auch umsetzten.
Der internationale Verband der Kreuzfahrtindustrie CLIA erklärte, jede Generation von Kreuzfahrtschiffen sei „grüner“ als die vorhergehende. Die Reedereien leisteten heute schon sehr viel, um die Umweltbelastungen zu reduzieren, oft mehr als es die gesetzlichen Vorschriften verlangen. „Wir haben in den vergangenen Monaten beträchtliche Fortschritte erzielt – nicht nur im Hinblick auf die Emissionen, sondern auch in allen anderen Bereichen des Umweltschutzes“, sagt Robert Ashdown, Generalsekretär von CLIA Europe.