Die Chefärzte des Klinikums äußerten sich auf einer Pressekonferenz zu der Behandlung eines Infizierten. Die Mitarbeiter seien gut vorbereitet, offenbar könnten weitere Erkrankte nach Hamburg kommen.
Hamburg. Der Ebola-Patient aus Westafrika, der am Vormittag auf dem Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel gelandet ist, ist inzwischen im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) angekommen.
Nach Angaben von Feuerwehr-Sprecher Martin Schneider ist der Infektionsrettungswagen der Feuerwehr begleitet von einer Polizeieskorte kurz nach 10 Uhr am UKE eingetroffen. Die Anfrage auf Aufnahme des Patienten soll am Sonnabend beim UKE eingegangen sein.
Der in Hamburg eingetroffene Ebola-Patient ist ein Epidemie-Experte aus dem Senegal. Der Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe sich beim Einsatz in einem Labor in Sierra Leone infiziert, sagte WHO-Sprecher Tarik Jasarevic am Mittwoch.
In UKE wurde der Mann auf die Isolierstation gebracht. Die Fahrt durch die Stadt sei schnell und problemlos verlaufen, sagte Feuerwehrsprecher Schneider weiter. "Alle Zahnräder haben gut zusammengearbeitet." In Vollschutzanzügen hatten Feuerwehrleute den Patienten am Flughafen entgegengenommen.
Der Mann war ebenfalls in Schutzkleidung gehüllt. Laut Rico Schmidt, Sprecher der Gesundheitsbehörde, habe der Mann das Flugzeug eigenständig verlassen können. Er sei acht bis zehn Stunden unterwegs gewesen.
UKE-Ärzte äußern sich zu Patienten
Bei einer Pressekonferenz äußerten sich die betreuenden Ärzte des UKE zur Aufnahme des Patienten. “Dieser Patient ist kein Forschungsobjekt, sondern ein kranker Mensch, der auf Besserung hofft“, sagte der verantwortliche Oberarzt Stefan Schmiedel. Seine Heilung sei das oberste Ziel der Ärzte, in der Behandlung von Viren verfüge Hamburg über eine „außerordentlich hohe Kompetenz“.
Di Ärzte wollen zunächst keine experimentellen Medikamente einsetzen. Stattdessen setze man als wesentliches Therapieprinzip auf eine unterstützende Behandlung („supportive care“). Dabei gehe es um die Basisversorgung, sagte der Tropenmediziner Stefan Schmiedel – etwa Schmerztherapie, Fiebersenkung und Flüssigkeitsmanagement. „Wir glauben, dass durch diese einfachen Maßnahmen bereits die Sterblichkeit der Ebola-Erkrankung deutlich gesenkt werden kann.“
Bisher sei nicht vorgesehen, Medikamente einzusetzen, die nur an Tieren gegen Ebola getestet wurden. „Wir planen nicht, solche Optionen wahrzunehmen, weil wir sehr stark daran glauben, dass diese Basismaßnahmen ausreichend sind“, erklärte Schmiedel. Der Patient sei kein Forschungsobjekt.
Wie es dem betroffenen Arzt aus Westafrika genau geht, wollte das UKE nicht sagen. Aber: „Der Patient ist in einem Zustand, der tatsächlich auch hoffen lässt, dass er von unseren therapeutischen Optionen profitieren kann“, betonte Schmiedel. „Wir glauben, dass wir die richtige Einrichtung sind, um ihn zu betreuen“ – gegebenenfalls auch über einen längeren Zeitraum.
Auf der Abschirmstation des UKE könnten die Ärzte nach eigenen Angaben sechs Ebola-Patienten gleichzeitig behandeln. Darüber hinaus gebe es acht weitere Zentren in Deutschland, die für die Aufnahme weiterer Patienten gerüstet wären. Ob in naher Zukunft weitere Ebola-Infizierte nach Hamburg kommen könnten, wollte das UKE nicht kommentieren.
Baulich unterscheide sich die Isolierstation nur durch eine „aufwendige Luftraumtechnik“ von den restlichen Intensivstationen des UKE. „Dadurch erscheint ein Austreten von Viren ausgeschlossen“. Den Ärzten stehe eine Reihe von Behandlungsinstrumenten und “alle Diagnostik zur Verfügung“. Insgesamt 30 Mitarbeiter seien für den Umgang mit infizierten Patienten ausgebildet. Die Arbeit in Schutzanzügen gestalte sich für das Personal nicht einfach. „Es besteht eine erhebliche körperliche Belastung“, sagte Schmiedel.
Der Leiter der I. Medizinischen Klinik am UKE, Ansgar Lohse, sieht die Aufnahme des Patienten als „Anerkennung für unsere klinische Kompetenz.“ Er lobte die Gesundheitsbehörde für die unbürokratische Vermittlung des Krankentransports. „Die Anfrage kam am Samstagabend, vier Stunden später hatten alle Stellen zugestimmt“.
Die Kosten für die Behandlung trägt laut Angaben der Hamburger Gesundheitsbehörde die Weltgesundheitsorganisation WHO. Wie hoch die Therapiekosten sein könnten, ist nach UKE-Angaben bisher jedoch völlig unklar.
Keine Ausbreitungsgefahr
Die Feuerwehr war mit insgesamt 14 Einsatzkräften vor Ort. Im Einsatz war auch ein zweiter Rettungswagen, der bei einem Unfall oder dem Verdacht einer Ansteckung hätte eingesetzt werden können.
Bereits Ende Juli sollte ein Ebola-Patient nach Hamburg gebracht werden. Der Mann erlag jedoch der Krankheit vor der Abreise.
Nach der Ebola-Infektion des Senegalesen, die sich am Sonntag bestätigt hatte, zog die WHO ihre Helfer aus dem betroffenen Labor in der Stadt Kailahun nahe der Grenze zu Guinea ab. Sie sollen möglichst bald zurückkehren, sagte der WHO-Koordinator für Sierra Leone, Daniel Kertesz, in Freetown. Vorher müssten alle Umstände der Ansteckung abgeklärt werden.
Bislang haben sich in den westafrikanischen Ebola-Ländern Sierra Leone, Guinea, Liberia und Nigeria mehr als 240 Gesundheitshelfer infiziert. Etwa 120 von ihnen starben.
UKE-Oberarzt Stefan Schmidel betonte bei der Pressekonferenz, dass es „nicht vorstellbar“ sei, sich über eine Tröpfcheninfektion mit Ebola anzustecken. „Für eine Ansteckung ist ein sehr intensiver Kontakt mit einem Patienten nötig, beziehungsweise ein direkter Kontakt mit den Körperausscheidungen, um sich anzustecken.“